Ich ärgere mich ja oft darüber, dass der Süden Deutschlands, zumindest die schwäbische Hälfte, mit kriminell-literarischen Veranstaltungen unterrepräsentiert ist. Klar, auch hier gibt es Lesungen, doch die Krimi-Autoren, die mich so richtig, richtig dolle interessieren, verirren sich kaum in den Südwesten.
Just gerade wieder geschehen, denn ich bedaure es sehr, dass Stuttgart auf der Lesereise, die der Litradukt Verlag für Gary Victor organisiert, der Südwesten als blinder Fleck zurückbleibt. Die nächsten Stationen wären Mainz oder Augsburg – für mich allerdings beides nicht unter zwei Stunden Fahrtzeit zu erreichen (ohne Stau!). Und ein wenig ärgere ich mich über mich selbst, denn aus Versehen habe ich vor einigen Monaten eine Mail erhalten, in dem diese Lesereise organisiert wurde und Partner gesucht wurden. Ich habe die Mail falsch gelesen und das hat sich bereinigt, aber im Freundeskreis wurde ich gefragt, warum ich denn nicht nach einer Wohnzimmerlesung gefragt habe. Und ehrlich gesagt habe ich gekniffen – mit allen möglichen Ausreden: meine Wohnung ist viel zu klein und dann vielleicht fremde Leute in der Wohnung, weil so viele Leute kenn ich doch gar nicht und dann haste noch Stress, weil Du denkst, Du müsstest „Erfrischungen“ vorbereiten – und was mach ich mit meinen 4 äußerst besucher-scheuen Katzen? Also hab ich es gelassen – aber heute bereue ich es, denn vielleicht hätte mein Interesse ja zumindest dazu geführt, dass Stuttgart zumindest in der engeren Wahl gewesen wäre oder sich doch noch eine Partnerbuchhandlung oder ähnliches gefunden hätte. Und auf eine nächste Lesereise zu warten und zu hoffen macht wenig Sinn – es wird wohl eine einmalige Chance sein, dass Gary Victor nach Deutschland kommt.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich empfehle jedem, der in der Nähe einer der Veranstaltungsorte der Lesetermine von Gary Victor wohnt, auch die Lesung zu besuchen! Tut es – macht Fotos – berichtet davon!
Für alle, die nicht in der Nähe wohnen oder ich (unverständlicherweise) nicht überzeugen konnte, bleibt natürlich noch die Lektüre der wunderbaren Inspector Azémar Krimis – just im März erscheint dann auch sein neuster Streich „Suff und Sühne“ auf Deutsch.
So, bevor ich aber nun vollends abschweife, zum eigentlich Grund dieses Beitrags. Aufgrund des Engagements von Der Schneemann können wir nämlich bald in Stuttgart die Talk Noir Reihe begrüßen!
Ursprünglich initiiert wurde die Reihe von Wolfgang Franßen, dem Gründer des Polar-Verlags. Viele bekannte Namen aus den Verleger- und Kritikerkreisen dieser heiß-geliebten Krimis haben sich dort schon, neben dem Initiator selbst, getummelt. Mit dabei waren z. B. Else Laudan, das Herz und die Seele des Argument-Verlags, Thomas Wörtche, Krimikritiker und Förderer von den unterschiedlichsten Initiativen, u. a. Penser Pulp im Diaphanes Verlag oder auch der metro Reihe im Unionsverlag, oder auch Sonja Hartl, die vielen durch den Blog Zeilenkino bekannt sein dürfte.
Für das Stuttgarter Talk Noir hat Wolfgang Franßen nun nicht nur Alexander Roth, der hinter dem „Schneemann“ steckt und auch für das CrimeMag schreibt an seiner Seite, sondern auch Frank Rumpel, dessen Krimikritiken bei u. a. bei SWR2 erscheinen und der auch einen Blog sein eigen nennt.
Besprochen und natürlich heiß diskutiert, mit ausdrücklich erwünschter Beteiligung des Publikums, werden die folgenden drei Titel:
Max Annas – Illegal
Inhalt: Kodjo lebt in Berlin, seit Jahren schon. Doch Spuren hinterlassen hat er nirgends. Seine Adresse wechselt so oft wie seine Gewohnheiten, Kodjos Tagesablauf wird von zwei Dingen bestimmt: Überleben. Nicht auffallen. Denn Kodjo ist illegal im Land. Der junge Mann aus Ghana kennt sämtliche dunklen Ecken der Großstadt. Weiß genau, wie er der Polizei entgeht. Tut alles, um unsichtbar zu sein – und um unsichtbar zu bleiben.
Dann kommt der Tag, der alles verändert: Von einem Abrisshaus aus beobachtet Kodjo einen Mord. Sieht den Täter davonfahren. Kodjo reagiert wie gewohnt: Verstecken, sich in Luft auflösen. Warten, dass der Mörder gefasst wird.
Doch der hat ihn gesehen. Und schickt dem unbequemen Zeugen seine Männer hinterher. Kodjo wird gejagt. Und die Polizei sucht den Mordverdächtigen: Einen jungen schwarzen Mann.
Tom Bouman – Auf der Jagd
Inhalt: »In der Nacht, bevor wir die Leiche fanden, konnte ich nicht schlafen.« So beginnt die Geschichte des US-Dorfpolizisten Henry Farrell, Ex-Somalia-Kämpfer und Witwer, der sich auf einen gemütlichen Job in den gottverlassenen Wäldern im Nordwesten von Pennsylvania eingerichtet hat – und dort eine ganze Weile nicht zum Schlafen kommen wird. Die Einheimischen, dickschädelige, traditionsbewusste Nachkommen irischer Einwanderer, ernähren sich mehr schlecht als recht von dem, was das Land hergibt, ignorieren die Staatsmacht und pflegen ihre Waffen. Doch die Gemeinschaft wird nicht nur von mexikanischen Drogenkartellen und verborgenen Crystal-Meth-Küchen bedroht: Ein Fracking-Unternehmen setzt alles daran, die örtlichen Schiefergasvorkommen auszubeuten und lockt mit viel Geld für Grundstücke. Als einer der Einsiedler eine Leiche auf seinem Land findet, beginnt für Henry Farrell die Jagd nach dem Killer.
Janis Otsiemi – Libreville
Inhalt: Ein Jahr vor den Wahlen wird Roger Missang, Journalist der Èchos du sud, am Strand von Libreville nahe dem Palast des Präsidenten der Republik mit durchgeschnittener Kehle aufgefunden. Er hat kritisch über die Ermordung von Pacel Kurka, dem Sicherheitschef der gabunischen Verteidigung, berichtet. Wegen seiner kritischen Untersuchungen über die heimlichen wirtschaftlichen Beziehungen in Ghana war er den Mächtigen des Landes ein Dorn im Auge. Er prangerte hemmungslos die Korruption an. Für die Presse ist sein Tod offensichtlich ein politischer Mord. Mit den Ermittlungen im Mordfall werden Pierre Koumba Owoula und Hervé Louis Boukinda Envame beauftragt, zwei Polizisten, die ohne die bei uns übliche DNA-Analyse und Forensik auskommen müssen. Sie sind auf Zeugenaussagen und Informanten angewiesen. Die technische Ausrüstung ihrer Einheit beschränkt sich auf eine Schreibmaschine aus der de-Gaulle-Zeit.
So, wem das alles noch nicht ausreicht, der kann dann natürlich auch kommen und mich kennen lernen.
Denn ich lasse mir den Abend bestimmt nicht entgehen! Kommt also zahlreich – am 8. März 2017 ins Millyways in Stuttgart!