Die dunklen Felle

Krimis, Thriller und Science Fiction


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Das giftige Glück – Gudrun Lerchbaum

Gudrun Lerchbaum – Das giftige Glück, Haymon Verlag, 271 Seiten, ISBN 978-3709981498

Ich lese zwar schon auch, na, ich nenn sie mal klassische Krimis, aber am liebsten mag ich doch die Krimis, die an den Grenzen kratzen, die über das Genre hinausschauen und etwas Besonderes liefern. So wie z. B. in Gudrun Lerchbaums Krimi “Wo Rauch ist”, der 2018 im Argument Verlag erschienen ist. Frau Lerchbaums neuster Roman ist nun zum einem im Haymon Verlag erschienen, der sich ja erst kürzlich neu aufgestellt hat, zum anderen eher kein Krimi, auch wenn wirklich viele Leute sterben. Aber – worum geht es?

Saisonales
Ja, ich gebe es zu, auch ich bin großer Fan von Bärlauch. Schmeckt einfach gut und ist eben etwas Besonderes allein schon dadurch, dass er nur zu einer bestimmten Zeit zu bekommen ist. Allerdings bin ich jetzt auch nicht so der Natur- und / oder Wandertyp – ich kauf den einfach. Wer aber nun zum Bärlauch sammeln in den Wald geht, sollte zukünftig sehr acht geben. Vor allem in Wien. Dort hat sich nämlich ein Pilz auf dem Bärlauch gemütlich gemacht und beschert den Sammlern zwar einen irren Glücksmoment, aber eben auch einen schnellen Tod. Das Viennese Weed ruft nun die verschiedensten Auswüchse menschlichen Verhaltens hervor.

Ein Wiedersehen
Man könnte es Figurenrecycling nennen – sehr nachhaltig, sozusagen also im Trend der Zeit – aber auch einfach einen klugen Schachzug der Autorin, die Hauptfiguren aus ihrem vorigen Krimi wieder auftreten zu lassen. Denn sowohl Olga Schattenberg als auch Christiane Bach, Kiki genannt, trifft man gerne wieder. Olga mittlerweile immer mehr von ihrer Multiplen Sklerose zur Handlungsunfähigkeit verdammt und auf Kikis Hilfe angewiesen, sieht in Viennese Weed einen Notfallplan und schickt Kiki in den Wald, um etwas von dem Bärlauch zu ergattern. Dort wiederum trifft Kiki auf Jasse, eigentlich Jasmin, eine Jugendliche mit einer Unmenge an Problemen. Aufmüpfig oder verloren – wohl er beides, wie das bei Teenagern ja oft der Fall ist. Diese Zufallsbekanntschaft vertieft sich durch eine ermordete Moderatorin und beginnt die kriminelle (Neben-)Handlung der Geschichte.

Krimi hin oder her
Doch auch wenn die Moderatorin vorsätzlich den Bärlauch aufgetischt bekommt, ist sie nicht die einzige die stirbt, denn der giftige Bärlauch lockt die unterschiedlichsten Typen aus ihren Löchern. Da sind natürlich diejenigen, die unabsichtlich sterben, da sie einfach Bärlauch genießen wollten und die tödliche Wirkung noch nicht bekannt war, aber schnell reihen sich Leute ein, die ihrem Leben oder dem Leben anderer ein Ende setzen wollen. Den Behörden fällt es mitunter schwer zu ermitteln, wer nun wer ist – freiwillig gestorben oder eben nicht – zumal sich die Todesfälle ja auch häufen und die Ressourcen der Polizei begrenzt sind. Auch der Versuch die Bärlauchpopulation zu dezimieren, will gelernt sein und gelingt nicht so gut.

Pandemie oder nicht Pandemie – das ist hier die Frage!
Fast ganz ohne die real herrschende Pandemie einzubeziehen, gelingt es der Autorin einige Gedanken dieser Zeit auf eine kleine, lokale Epidemie umzusetzen und sich mit vielen Fragen der Gesellschaft auseinander zu setzen, bzw. dem Leser hierhingehend Denkanstösse zu geben. Natürlich wird es immer Menschen geben, die denken, sie müssten andere umbringen und es wird wohl auch immer Menschen geben, die ihre Situation so auswegslos erachten, dass sie an Selbstmord denken – und natürlich gibt es auch immer welche, die daraus ein Geschäft machen. Doch was ist mit Menschen wie Olga, die einen Notfallplan möchten, wenn es ihnen noch schlechter geht oder Menschen, denen es eben schon sehr schlecht geht? Die schwer krank sind und leiden – ist ein selbstbestimmtes Sterben möglich?

Fazit
Ganz neben der Tatsache, dass ich sowohl Gudrun Lerchbaums süffigen Schreibstil mag und ihre Charaktere immer interessant und ungewöhnlich sind, ohne dabei abstrus zu sein, regt mich die Lektüre ihrer Bücher zum Nachdenken an. Ja, ich mag auch Bücher, die “nur” spannend sind, aber bevorzugt hab ich doch Bücher bzw. Krimis, die ein Thema transportieren, es aus verschiedenen Blickwinkel betrachten, aber keine festgelegten Meinungen präsentieren, sondern Denkanstösse geben. Wenn dies alles dann noch in einer guten Krimihandlung verpackt ist, dann hab ich doch alles, was mein Leseherz begehrt. Eine klare Leseempfehlung an all – und bitte weiter so, Frau Lerchbaum. Weitere Buchperlen aus ihren fähigen Fingern dürfen gerne folgen!


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Alle kleinen Tiere – Anne Goldmann

Anne Goldmann – Alle kleinen Tiere
Verlag: Argument Verlag
301 Seiten
ISBN: 978-3867542517

Ich bin traurig. Wer meinem Blog schon von Anfang an folgt, wird mitbekommen haben, dass ich ein großer Fan von Anne Goldmann und ihren Büchern bin. Deshalb hab ich mich natürlich außerordentlich gefreut, als ihr neues Buch “Alle kleinen Tiere” hier bei mir angekommen ist. Wie so oft, wollte ich es nicht gleich lesen, sondern es mir für eine besondere Zeit aufheben. Nun habe ich es in meinem Urlaub gelesen, bin total begeistert und gleichzeitig sehr traurig. Denn ein nächstes neues Buch wird es nicht geben. Leider ist Anne Goldmann dieses Jahr verstorben.

Somit wird dies nicht nur eine kleine Rezension zu ihrem neusten Streich, sondern auch ein kleiner Blick zurück. Ganz unten könnt Ihr die Links zu meinen Rezensionen ihrer vier anderen Bücher finden, aber auch den Link zu den beiden Interviews, welche ich 2017 und 2018 mit ihr führen durfte. Auch erinnere ich mich gerne daran, dass ich Anne Goldmann einmal auf der Leipziger Buchmesse getroffen habe und mich ganz wunderbar mit ihr unterhalten habe. Noch heute bin ich erstaunt darüber wie interessiert sie an mir als Person war – eigentlich ist es ja eher umgekehrt, dass man als Leser ein tiefes Interesse an der Autorin / dem Autor hat, doch hier hab ich mich auf einer Höhe gefühlt und gleich auch wohl gefühlt.

Dieses Treffen wird mir immer in Erinnerung bleiben und ihre 5 Bücher bleiben natürlich in meinem Bücherregal, so dass ich sie immer wieder hervorziehen und nochmal lesen kann. Das ist bei einem Krimi nun oft ein wenig langweilig, da man ja das Ende der Geschichte schon kennt, doch Anne Goldmann schafft es in ihren Geschichten, so ausgezeichnet unterschwellig  Spannung aufzubauen, dass jede nochmalige Lektüre eine Bereicherung und alles andere als langweilig ist.

Und so ist das auch bei “Alle kleinen Tiere”. Wer nun aber Thriller im Sinne von Sebastian Fitzek, Chris Carter oder ähnlichen erwartet, der wird enttäuscht sein, denn hier wird die Spannung nicht brutal mit dem Hammer (oder wahlweise Messer, Kreissäge, etc – ihr wisst schon) erzeugt, sondern subtil und hauchdünn. Und damit gelingt es der Autorin eine wesentlich bedrohlichere Atmosphäre aufzubauen, als es bluttriefende Psychothriller jemals könnten. Die Situationen sind alltäglich und die Bedrohungen klein, aber deshalb nicht weniger bedrohlich für die Menschen, die darin gefangen sind.

“Alle kleinen Tiere, dachte er, werden von den großen gefressen. Das war schon immer so.” (S. 76)

Der Plot der Geschichte dreht sich um 4 Personen: Rita, die viele wohl als dumm bezeichnen würden, Ela, die von ihrer Vergangenheit und Alpträumen heimgesucht wird, Tom, der in ständiger Gefahr vor den Nachbarn lebt und Marisa, die nicht allein sein kann und will. Alle vier sind ganz normale Menschen, keine Ermittler oder Journalisten, lose verbunden durch einige Vorfälle und zwei Grundstücke.

Viel mehr zum Inhalt will ich gar nicht erzählen, doch alle vier waren für mich Sympathieträger. Sie sind sich sehr unterschiedlich und eine skurril zusammengewürfelte Truppe, auch wenn man das nicht falsch verstehen sollte – anfangs kennen sich gar nicht alle und erst nach und nach zeigt sich, wie sie in der Geschichte miteinander verbandelt sind, bzw werden. Doch eins eint sie: jeder hat vor etwas Angst: der Vergangenheit, dem Alleinsein, vor der Bloßstellung, vor Hunden usw. Alltägliche Ängste, wovon jeder welche hat. Es gibt wohl kaum Menschen, die keine Angst haben, nur viele wissen damit umzugehen. Alle vier leben in einem sehr fragilen Leben, welches schon durch kleine Geschehnisse ins Wanken kommt und ihre alltägliche Normalität bedroht.

Und diese Bedrohung ist es eben, die den Thriller – oder ich will es lieber Spannungsroman nennen – zu etwas besonderem macht. Es sind vielleicht nur kleine Dinge, vielleicht unbedacht, vielleicht nicht, aber sie können das sorgfältig aufgebaute Leben einstürzen lassen. Natürlich kann die Autorin aber auch mit handfesteren Themen punkten, die sie eingebaut hat. Es geht um Wohnungsbaupolitik, nur am Rande, aber nicht unwesentlich für die Geschichte, um verpfuschte Kindheiten und unglückliche Erben, um Selbständigkeit, Freundschaft und das Glück im Kleinen.

Und doch endet das Buch für mich mit einer Ungewissheit, denn eine der Protagonisten ist eine unzuverlässige Erzählerin  – und wer garantiert mir, dass die anderen dies nicht auch sind? So frage ich mich, wie viel Innenleben der Protagonisten die Autorin preis gegeben hat und wie viel sie zurückgehalten hat. Und damit weckt sie Gedanken, die ich mir am Ende des Buches stelle und mich noch weit nach der Lektüre beschäftigen. So wie es ein gutes Buch ja auch soll.

Fazit:
Für mich sind Anne Goldmanns Spannungsromane immer ein absolutes Highlight.. Ich liebe die Art, wie sie eine bedrohliche Atmosphäre schafft und darin ganz normale Menschen darum kämpfen, ihre kleine Normalität wieder zu erlangen, zumindest soweit möglich. Das alltägliche Leben kann eben viel bedrohlicher sein als jeglicher erdachte Serienkiller – und mir persönlich macht das auch viel mehr Spaß zum Lesen. Ein grandioses Leseerlebnis und somit nur zu empfehlen.

Weiterführende Links zu meinen Rezensionen von Anne Goldmann:

Sowie die Links zu den beiden Interviews mit Anne Goldmann:


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Mutterliebe: Für immer mein – Ellen Dunne


Ellen Dunne – Für immer mein
Verlag: Eire Verlag
386 Seiten
ISBN: 978-3943380149

 

 

 

Tarek Waldmann reist nach Wien, in seine Heimatstadt, um die Lebensgeschichte von Helga Wolff aufzuschreiben. Als Biograph kommt ihm dieser Auftrag grade recht, um seiner Freundin, die ihm eröffnet hat, dass sie schwanger ist, zu entkommen. In Wien quartiert er sich bei seinen Adoptiveltern ein und trifft auf einem Klassentreffen seine Jugendliebe Valerie wieder und bändelt mit ihr an. So unbeständig Tarek und sein Leben sind, so sehr nimmt ihn Helgas Geschichte mit, da er als Adoptivkind eine eigene Geschichte vermisst. Doch Helgas Auftrag an ihn war kein Zufall und schon bald mischt sich sein Leben mit dem Helgas.

Tarek Waldmann stromert so in seinem Leben herum. Bei seinem Roman ist er nur hundert Seiten weit gekommen, also hat er beschlossen, lieber die Geschichten anderer aufzuschreiben. Seine Beziehung zu Lina verläuft stürmisch, aber Tarek will sich natürlich nicht festlegen. Die Schwangerschaft trifft ihn unerwartet und er nimmt erst mal Reißaus von Irland, Lina und den Freunden und fliegt in seine Heimat Wien. Aber auch hier ist nicht alles rosig, sein Vater ist krank und seine Mutter, eine Künstlerin, ein zartbesaitetes Wesen. Auf dem Klassentreffen fängt er Streit an, aber Valerie erobert er trotzdem. Von Lina weiß sie, aber Valerie hat selbst ein paar dunkle Flecken auf der Weste, so dass die zwei gar nicht schlecht zueinander passen.

Das mit Helga etwas nicht stimmt, bekommt der Leser relativ schnell mit. Helga beauftragt Tarek aus einem bestimmten Grund, genau Tarek und keinen anderen. Das bekommt man in den Kapiteln mit, welche Helga als Brief an ihren verstorbenen Mann Hermann verfasst, ein sehr gelungener Kniff, um ihre Geschichte zu erzählen. Viele Gedanken macht sie sich darum, wie sie auf Tarek wirkt, was er wohl denkt, wie er wohl ist. Und sie plant. Wie eine Spinne, sitzt sie in ihrem Netz und zieht Tarek an ihrem Faden näher und näher. Und die ganze Zeit hat man dieses unheimliche Gefühl, da stimmt was nicht, mit Helga. Es ist ein wenig, wie ein Zug, der näher kommt. Erst denkt man, der ist noch weit weg, aber plötzlich ist er so nah und so verdammt schnell, wenn er auf einen zurast.

Wie immer finde ich es gelungen, wenn mehrere Perspektiven zum Einsatz kommen. Hier wechselt die Perspektive zu verschiedenen Personen, doch zumeist ist es Tareks Sicht, bzw. Helgas Sicht in Briefform an Hermann. Die Spannung in dem Thriller ist zwar kontinuierlich, aber eher unterschwellig, bevor sie im Finale dann richtig zulegt und es einen Showdown gibt.

Am spannendsten waren für mich aber die geschichtlichen Bezüge zur DDR. Ich persönlich habe keinerlei Bezug zur DDR, hatte dort nie Verwandte und war auch bei der Wiedervereinigung noch jung, so dass ich auch in Nachrichten oder ähnlichem so gut wie gar nichts mitbekommen habe, so dass mich ein Bezug zur DDR immer reizen kann. Auch hier hat die Autorin mir etwas aufgezeigt, was ich noch nicht wusste. Allerdings, ich gebe es zu, fehlte mir ein wenig Hintergrundmaterial. Eine Rechercheliste am Ende wäre toll gewesen, aber ebenso wäre es auch möglich gewesen, Tarek, als Biograph, in dieser Richtung recherchieren zu lassen. Ich vermute, dies ist der Spannung wie auch dem Egoismus von Tarek zum Opfer gefallen und hat einfach nicht in die Geschichte gepasst, aber ich hätte es schön gefunden, wenn noch mehr Infos eingeflochten worden wären.

Fazit:
Ein Thriller zu einem hochspannenden Thema, der mir zu wenig Background-Informationen enthielt, aber mich mit den Charakteren und ihrem Zusammenspiel sehr gut unterhalten hat.

 


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Wahrheit und Lüge: Die Unzertrennlichen – Lilian Faschinger


Lilian Faschinger – Die Unzertrennlichen
Verlag: Deuticke
319 Seiten
ISBN: 978-3552055773

 

 

 

 

Sissi Fux ist dem kleinen Dorf  ihrer Kindheit in der südlichen Steiermark entkommen und ist in Wien als Rechtsmedizinerin tätig. Als ihr Vater verstirbt, kehrt sie zur Beerdigung zurück, bei welcher der Blitz einschlägt. Die Verwandtschaft, Oma, Opa, nebst Onkeln, Tanten und Cousinen, tragen leichte und schwer Verletzungen davon, Sissi kommt ohne Blessuren davon. Bei der Beerdigung trifft sie auch Stefan wieder. Stefan und Regina, ihre beiden besten Freunde zu Studienzeiten, verheiratet und erfolgreich, sie als Sängerin, er als Arzt. Doch Regina ist beim letzten Italienurlaub im Meer ertrunken, eine Leiche wurde nie geborgen. Stefan und Sissi kommen sich nun näher, doch Sissi möchte auch ergründen, was aus ihrer Freundin geworden ist, und reist deshalb nach Procida, dorthin wo Regina verschwunden ist.

Das Buch habe ich mit gemischten Gefühlen zugeklappt. Auf der einen Seite war es schön zu lesen, die Protagonistin Sissi hat mir zugesagt, die Dörfler, die sich alles so hinreden, wie es gerade passt, fand ich witzig, aber nicht überzogen, wobei ich vermute, dass die mir gehörig auf den Keks gehen würden, wenn es tatsächlich meine Verwandtschaft wäre. Trotzdem war mir auf der anderen Seite die Entwicklung von Sissi nicht stimmig. Man kann sich jetzt herausreden, dass diese Entwicklung nötig war, um den Fall abzuschließen, aber das ist Schönfärberei – ich denke, da wäre tatsächlich mehr drin gewesen.

Sissi Fux ist eine kluge, ruhige Frau, die es aber trotzdem nicht richtig hinbekommt ihrer doch sehr bestimmenden Großmutter mal die Meinung zu sagen. Sissis Mutter, eine Brasilianerin, die der „aufmüpfige“ Sohn in die Familie gebracht hat, ist schon bald nach ihrer Geburt wieder nach Brasilien verschwunden, die brasilianische Villa, die Sissis Vater erbauen hat lassen, ein Gespött in der Gemeinde. Der Vater lebte in einer einsamen Mühle im Wald, einzige Nachbarn der Förstergehilfe und sein zurückgebliebener Bruder. Sissis Vater war auch noch im höheren Alter ein Aufmüpfiger, schon allein der Musikgeschmack wird von der Großmutter mit Geringschätzung bedacht. Auch Sissi kommt in ihrer Meinung nicht gut weg, hat auf der einen Seite zu viele Gene ihrer brasilianischen Mutter, auf der anderen Seite zu viele Gene ihres Vaters abbekommen. Also Zeit ihres Lebens wird Sissi eingeredet, dass sie nicht das ist, was erwartet wird. In der Schulzeit lernt sie dann Regina kennen und sie wird ihre beste Freundin, in den letzten Jahren wurde der Kontakt dann weniger. Aber so wundert es denn nicht, dass Sissi eine leicht zu führende Persönlichkeit ist, recht unbestimmt, froh über gute Worte für sie. Ob das in ihrem Beruf auch so ist, bekommt man leider nicht mit , ich hoffe aber – für die „Patienten“ – dass sie hier mehr Ehrgeiz und Verantwortung an den Tag legt als privat.

Dass mit Stefan etwas nicht stimmt, bekommt man relativ schnell mit, doch Liebe macht ja bekanntlich blind, so dass sich Sissi diese Merkwürdigkeiten alle schön redet. Allerdings auch noch, nachdem sie doch einiges auf Procida über den Verbleib ihrer Freundin herausgefunden hat und das ist dann irgendwie nicht mehr stimmig. Bis zu ihrer Reise nach Procida ist das ganze auch eher kein Kriminalfall, nur ein paar Merkwürdigkeiten sammeln sich. Auf der Insel angekommen, muss sie nur wenige Fragen stellen, denn die ganze Insel weiß schon, warum sie da ist. Der Besuch auf Procida ist ein wenig wie ein Urlaub mit ein paar gezielt gestellten Fragen, aber auch sehr mitteilungsbedürftigen Inselbewohnern. Und spätestens hier, auf Procida, müsste Sissi nicht nur stutzig werden, sondern agieren, etwas unternehmen, in Aktion treten. Aber nichts. Sie bleibt in ihrer Welt, dreht sich alles, wie sie es braucht und ist dann vom Ende zwar nicht überrascht, aber läuft eben trotzdem mit offenen Augen darauf zu.

Trotz dieser fehlenden Entwicklung der Hauptfigur, habe ich den Krimi gern gelesen. Es geht viel darum, wie man andere Menschen wahrnimmt. Wie Menschen tatsächlich sind und wie anders sie sich dann ihrer Umwelt präsentieren. So mag man über die kein Blatt vor den Mund nehmenden Großmutter von Sissi schimpfen, aber tatsächlich hat man doch lieber einen ehrlichen Menschen um sich, als jemanden, der einen ein Leben lang angelogen hat und eigentlich ganz anders ist. Denn es stellt sich die Frage, warum dieser Mensch sich verstellen muss bzw. verstellen wollte und oft sind das niedere Gründe. Ein Thema, worüber ich mir schon ein paar Gedanken bei der Lektüre gemacht habe und man kommt dann doch zu einer erschreckenden Frage: wann kennt man einen Menschen eigentlich wirklich?

Fazit:
Der Krimi konnte bei mir zwar nicht in allen Bereichen punkten, aber mit vielen eben doch, so dass der Krimi eine durchaus spannende Lektüre war. Lilian Faschinger sollte man auf jeden Fall im Auge behalten.

 


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Eingeschneit: Warten auf Poirot – Nora Miedler

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Nora Miedler – Warten auf Poirot
Verlag: Argument
188 Seiten
ISBN: 978-3867541824

 

 

 

Die mittlerweile verstorbene Nora Miedler ist eher als Schauspielerin und Autorin von Liebesromanen bekannt, doch am Anfang ihrer schriftstellerischen Karriere hat sie zwei Krimis beim Argument Verlag veröffentlicht. Schon lange wollte ich gerne in einen von diesen reinschnuppern und das Spezial zu österreichischer Kriminalliteratur hat mir hier nun eine wunderbare Gelegenheit verschafft. Das dünne Büchlein – keine 200 Seiten – offenbart ein Kammerspiel in einer zugeschneiten Hütte in den österreichischen Bergen. 5 Freundinnen seit Kindertagen, Gelächter, Seitenhiebe, Geheimnisse – bis eine der Freundinnen tot ist.

Erzählt wird die Geschichte aus Charlies Sicht. Die lebt, einfach gesagt, in einer Traumwelt. Total verunsichert durch Panikattacken und das ständige Umsorgen und nicht Zutrauen der Eltern, träumt sie tagein, tagaus von Marc und einer Beziehung zu ihm. Marc ist der Bruder ihrer Schulfreundin Rita und schon seit Kindertagen himmelt sie ihn an. Jetzt, als Charlie 28 Jahre alt ist, ergibt sich eine kurze Affäre, gestoppt von Rita, die es ja nur gut meint mit Charlie. Und mit Rita, Ingrid, Marnie und Sonja fährt Charlie nach den Weihnachtsfeiertagen in die einsame Berghütte und wird dort eingeschneit.

„Die Idee, Rita zu töten, kam mir zum ersten Mal an Heiligabend.“ (S. 5, erster Satz)

Und schon ist Rita tot. Mit einem Messer wurde ihr die Kehle aufgeschlitzt, beim nächtlichen Flaschen drehen und einem kurzen Stromausfall geschuldet. Doch wer war es? Charlie, obwohl sie es nicht getan hat, fürchtet in einer unbewussten Situation es doch getan zu haben, aber sie war es nicht. Doch welche der drei anderen ist eine Mörderin? Ohne Handyempfang und eingeschneit gelingt es nicht, Hilfe zu holen und die 4 Frauen harren die Nacht aus, unter gegenseitigen Anschuldigungen, gewürzt mit Misstrauen gegen die früheren Blutsfreundinnen.

Das Setting ist klassisch und nicht ohne Grund verweist die Autorin auf Poirot, nicht nur im Titel sondern auch im Text, doch die Freundinnen müssen ohne Poirot auskommen. Das Buch hat nun schon zehn Jahre auf dem Buckel, doch das Setting ist alterslos. Hat es bei Agatha Christie funktioniert, erlebt es gerade eine Art Revival, denn wenn ich mich nicht täusche, habe ich einige Bücher mit dieser Konstellation in den aktuellen Neuerscheinungen gesehen. Besonders trickreich inszeniert, stirbt Rita quasi vor den Augen aller und doch kann man nicht sagen, welche der Frauen die Mörderin ist. Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel, in welchem die Nerven blank liegen und Geheimnisse und Offensichtlichkeiten auf den Tisch kommen, eine misstrauische Atmosphäre, bei der man sich ständig fragen muss: bleibt Rita die einzige Tote? Wer überlebt, wer stirbt – und wer ist die Mörderin. Grund genug hatten natürlich alle, nicht nur Charlie – und Charlie ist diejenige, der keiner es zutraut.

Ach, Charlie. Man erlebt die Geschichte ja aus ihrer Sicht und das ist nicht ganz einfach. Zwischen den immer wieder aufkommenden Fantasievorstellungen, dass ihr Leben perfekt wäre, sobald sie mit Marc glücklich verheiratet und mit Kindern versehen ist, ist sie so unsicher und selbstbezogen, dass es nicht nur ihren Freundinnen auf den Keks ging, sondern auch mir. Charlie ist anstrengend. Sie wartet auf den einen Traumprinzen und lässt ihr Leben ansonsten versauern, puh. Überhaupt sind die Freundinnen so verschieden wie Feuer und Eis. Ingrid, die patente Anwältin, die sich quasi aus der Gosse hochgearbeitet hat, die umsorgende Übermutter Sonja, die hübsche und beliebte Rita mit Society-Anschluss und die Alkoholikerin Marnie, die das Verschwinden ihres Vaters nie verkraftet hat. Eine Truppe, von der selbst Charlie kurz sinniert, ob sie sich nicht nur verbündet hatten, weil die anderen nichts mit ihnen zu tun haben wollten. Aber ist das nicht immer so? Nichtsdestotrotz verändern einen die Jahre und nicht jede Kinder-/Jugendfreundschaft hält für immer. Hoffen wir nur, dass die meisten nicht so enden wie in vorliegendem Krimi.

Fazit:
Das klassische Setting mit der von Misstrauen und Geheimnissen gefüllten Atmosphäre konnten mich voll überzeugen und über die Stellen mit Leichtigkeit hinweglesen lassen, in denen mir Protagonistin Charlie auf den Keks ging. Ein gelungener Erstling, dem ich bestimmt den zweiten (unabhängigen) Krimi der Autorin folgen lassen werde.


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Gebeinjagd: Knochen kochen – Christian Mähr


Christian Mähr – Knochen kochen
Verlag: Deuticke
415 Seiten
ISBN: 978-3552062801

 

 

 

 

 

Gastwirt Matthäus Spielberger wird von seinem alten Schulfreund Seitenstetten dazu überredet, die Gebeine des Ferdinand-Erasmus von Seitenstetten, gestorben im 15. Jahrhundert, auszugraben. Dieser ist an der sogenannten englischen Schweißkrankheit gestorben, eine Seuche die damals viele dahingerafft hat, aber seitdem ausgestorben scheint und damit wert, wissenschaftlich untersucht und damit berühmt zu werden. Da die Gruft des Adligen aber auf dem Grundstück der „unbedeutenden“, aber verhassten Seitenlinie Wolfegg-Seitenstetten liegt, muss die Aktion illegal und des Nächtens über die Bühne gehen. Spielberger sagt zu, aber nur, wenn seine Stammtischfreunde Moosmann, Peratoner und Blum an dem Unternehmen teilnehmen dürfen. Gesagt, getan, doch dann, wird Seitenstetten in der Gruft, niedergeschlagen und die Gebeine geraubt.

Und von da an, wandern die Gebeine des adligen Verwandten des von Seitenstettens durch die Gegend, werden mal dem einen, mal dem anderen abgejagt. Eine wilde Jagd beginnt, zwar mitunter auch gemächlich, aber viele Parteien sind an den Knochen interessiert, mit dabei nicht nur Seitenstettens „Crew“, sondern auch ehrgeizige Liebhaber, missgünstige Assistenten, Diebe und Attentäter. Der ein oder andere stirbt, an Krankheit aber auch an Kugeln, es geht hoch her, wenn auch das mitunter sehr bedächtig.

Sehr klamaukig ist das Buch geschrieben, den Anfang machen schon die vier Stammtischfreunde, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber alle mindestens eine Verschrobenheit aufweisen können. Sei es der Spielberger, der Visionen träumt, der Blum, der Arien summt, der Peratoner, der klugscheißt, oder der Moosmann, der eigentlich schnitzen sollte, aber sich für den Meisterverbrecher hält. Jeden, wirklich jeden Charakter des Buches lernt man näher kennen, denn der Autor stellt diese alle außerordentlich langatmig, wenn auch nicht unkomisch vor. So lernt man auch den Bruder des Verlobten der Tochter von Spielberger genauer kennen – das hat zwar auch eine klitzekleine Kleinigkeit mit der Jagd nach den Gebeinen zu tun, erscheint mir dann aber doch einfach zu ausführlich. Man kann es auch übertreiben, mit der Detailliertheit.

Zudem war der Fokus nur sehr selten auf der Sicht der Stammtischrunde, die aber auf jeden Fall die Protagonisten waren, nein, alle dürfen mal aus ihrer Sicht erzählen, schwadronieren und lamentieren. Nichtsdestotrotz hatte diese ausufernde Schreibweise für mich irgendwie etwas typisch Österreichisches. Der Klang der Worte, die Ausführlichkeit, die Grammatik, aber auch die österreichischen wörtlichen Reden, mit denen einige Norddeutsche wohl ihre Probleme haben dürften, waren stimmig. Auch die immer wieder auftauchenden Unterschiede zwischen Wien und dem Vorarlberg waren gut eingearbeitet. Vom die Nase hochtragenden Wien mit seinen Einwohner zu den zu Unrecht als rückständig und langsam verschrienen Vorarlbergern.

Für mich war das Buch leider trotzdem sehr zäh, ich hätte mir mehr Sog, weniger Details im Buch gewünscht, denn tatsächlich war die Jagd nach den Gebeinen recht spannend. Zugegeben, es waren dann doch sehr viele Parteien mit den unterschiedlichsten Interessen, die hinter den Knochen hergejagt sind. Vor allem zum Ende hin, habe ich doch einige immer wieder verwechselt, was auch darauf zurückzuführen ist, dass der Autor zwei Charakteren mehr als einen Namen verpasst hat, aber die Jagd war spannend, nur eben zu langatmig.

Fazit:
Spannende, klamaukige Jagd nach Jahrhunderte alten Gebeinen, die leider mit zu vielen Mitspielern und Details doch recht langwierig wird.

 


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Leichenraub: Die Schöne und der Tod – Bernhard Aichner


Bernhard Aichner – Die Schöne und der Tod
Verlag: btb
249 Seiten
ISBN: 978-3442713660

 

 

 

 

Max Broll ist in die Fußstapfen seines Vaters getreten und Totengräber geworden. In einem kleinen Dorf. Dafür hat er Wien, eine vielversprechende Karriere als Journalist und Emma sausen lassen. Jetzt muss er ein Loch graben, für das Model Marga, Emmas Schwester, die sich in den Tod gestürzt hat. Als Marga dann mit viel Brimborium beerdigt wurde, scheint fast wieder Ruhe eingekehrt zu sein, in dem kleinen Dorf. Doch dann findet Max heraus, dass die Leiche von Marga gestohlen wurde.

Max Broll ist ein Eigenbrötler, eher wortkarg, auch wenn er mit seinem besten Kumpel Barnoni, einem ehemaligen Top-Fußballer, der Maxens Nachbar ist, fast schon lange Gespräche führt. Keiner – weder Baroni, noch seine quasi Stiefmutter, schon gar nicht seine Ex – können verstehen, warum er Wien, den Job und seine Ex hat sausen lassen. Und so richtig erklärt er das auch keinem, wobei ich persönlich das schon nachvollziehen kann. Ein sehr gelungener Charakter, natürlich schön makaber mit dem Beruf des Totengräbers ausgestattet, aber eben auch diese stiere Dickköpfigkeit und Wortkargheit passen ganz wunderbar zu Max. Vorgeblich ist er zurück im Dorf, um seinen todkranken Vater zu umsorgen, aber zurück nach Wien ist er auch nicht. Das Gräber ausheben ist jetzt keine Berufung, aber sowas wie Familientradition und Max macht seine Arbeit ordentlich, auch wenn er gerne mit dem Pfarrer zusammenrasselt. Viel zu tun gibt es nun aber nicht, in dem kleinen Dorf, für einen Totengräber. Und dann kommt Marga.

Und dann verschwindet Marga wieder. Aus dem Grab. Und das kann Max nicht auf sich sitzen lassen. Die Ermittlungen, die Max und Baroni anstellen, werden zum Teil alkoholisiert geführt, zum Teil in fragwürdigen Etablissements, wie ein Elefant im Porzellanladen, aber abhalten lassen sich die beiden nicht, auch nicht von seiner Stiefmutter, der Kriminalkommissarin. Mitmischen tut dann auch Emma, Margas Schwester, zwei Verdächtige, ein paar Dorfbewohner und eine Sauna.

Man sieht schon – ein todernster Krimi ist hier nicht zu erwarten. Die Geschichte hat einen makabren Humor, eine Morbidität und Komik, die den Fall jetzt zwar nicht superspannend machen – stellenweise würde ich sogar sagen, dass es spannungsarm war – dafür aber eben mit einem teuflischen Kichern garnieren. Dabei ist er aber nicht unglaubwürdig, sondern durchaus logisch und gut komponiert. Der Fokus lag allerdings für mich eher auf den Charakteren – und auf Aichners unverwechselbarem Schreibstil.

Bisher habe ich nur „Totenfrau“ von Bernhard Aichner gelesen, doch der Schreibstil, bzw. der Autor bleibt sich treu. Er hat einen sehr reduzierten Schreibstil, knapp und kurz, manchmal fast schon nur Satzfetzen, keine ganzen Sätze mehr. Mit Nebensätzen hat der Autor es dann naturgemäß auch nicht so. Und doch passt es irgendwie, in den Krimi, zu Max.
Gewöhnungsbedürftig ist allerdings die direkte Rede. Er beginnt diese mit Bindestrichen und fügt keinerlei Zusatzworte hinzu, d. h. es gibt keine Angabe wer etwas sagt, oder was er dabei tut. Daraus ergibt sich ein schneller Lesefluss, der allerdings, bei längeren Dialogen dazu führt, dass man ein wenig den Überblick verliert. Zudem funktioniert das nur in Dialogen – Gespräche mit mehr als zwei Menschen sind so schier unmöglich und Aichner umgeht diese auch und erzählt dann lieber Gespräche mit mehr Personen nach. Der  Schreibstil funktioniert hier gut, passt zu den verschrobenen Charakteren und dem Dorfcharme. Zwar hab ich mich in ein oder zwei Dialogen verloren und musste nochmal ansetzen, doch insgesamt fügt der Stil sich ungemein gut in den Krimi.

Fazit:
Ein Krimi, der mit schrägem Figurenensemble und ungewöhnlichem Schreibstil punkten kann, der aber eher urkomisch denn spannend ist. Gute, morbide Unterhaltung für einen Regennachmittag.


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Atmosphärisch: So dunkel der Wald – Michaela Kastel


Michaela Kastel – So dunkel der Wald
Verlag: Emons
304 Seiten
ISBN: 978-3740802936

 

 

 

 

 

Den Thriller von Michaela Kastel wollte ich schon lange lesen und so hat sich dieser zum Spezial zu östereichischer Kriminalliteratur quasi aufgedrängt. Auch wenn ich ja tendenziell nicht mehr so viele Thriller lese, denn oft können sie mich nicht mehr reizen. Nichtsdestotrotz habe ich damals, als der Thriller herauskam, sehr viele positive Rezensionen gelesen, mittlerweile wurde der neue Thriller der Autorin “Worüber wir schweigen” veröffentlicht. Und vermutlich war das ein wenig die Crux, diese vielen positiven Stimmen, die ich gehört habe, denn der Thriller von Michaela Kastel ist zwar ein richtig guter Thriller, aber irgendwie hatte ich nach dem Echo in der Bloggerwelt, etwas anderes erwartet.

Yannick, Ronja, Nika, Theo und Henna. Das sind die fünf Kinder, die mit Paps tief im Wald, tief in den Bergen, leben. Abgeschottet von der Zivilisation, unter strenger Hand, in ständiger Angst. Denn Paps ist nicht der Vater der Kinder, sondern ihr Entführer. Derweil Yannick und Ronja schon Jahre dort leben, und Nika schwer krank ist, sind die anderen zwei noch jünger und fallen ins “Beuteschema” von Paps, so dass ihr Abend einen zusätzlichen täglichen Schrecken bereit hält. Doch dann beschließt Ronja zu fliehen.

Die Atmosphäre des Buches ist durchgängig düster, nicht nur der Wald, die Einsamkeit, die Abgeschiedenheit, sondern eben auch die Enge des Hauses, die kleinen Fenster, die alten, einengenden Möbel tragen dazu bei. Eine Atmosphäre, welche die Kinder zusätzlich schreckt und ängstigt, ist doch eine Flucht so gut wie unmöglich, eine Enge, die aber Paps zu gefallen scheint. Hier kann er herrschen, sein wie er will, “seine” Kinder brechen. Zum Brechen dient auch eine kleine Höhle, kaum mehr eine Felsspalte, in die Paps unliebsame Kinder schmeißt, aus der man aber nicht mehr alleine herauskommt und auf das Gutdünken von Paps angewiesen ist. Eine beklemmende Enge in den Bergen, angereichert mit einem gewalttätigen Pädophilen.

Ronjas Ausbruchsversuch war für mich der Höhepunkt des Thrillers, der dann allerding schon im ersten Drittel des Thrillers stattfindet. Danach ist der Thriller zwar immer noch interessant, aber nicht mehr so spannend. Zwar ist kontinuierlich die Situation auf dem Berg/im Wald nach Ronjas Ausbruchsversuch angespannt, doch die Spannung flaut ab und eigentlich ist es eher ein Psychogramm der Kinder, die jahrelang mit Paps auf dem Berg gelebt haben. Zwischen völlig zerstörten Psychen, der Bedrohung durch Paps und der Einsamkeit auf den Bergen ist Adrenalin vorhanden, aber nicht mehr auf hohem Level, lässt doch Ronjas Flucht die Spannung verpuffen. Es geht danach eher darum, wie zerstörte Kinderseelen agieren und reagieren.

Eingemischt sind zwei andere Handlungsstränge. Hier ist zum einen die Polizistin Sarah Wiesinger zu nennen, eine Frau, die selbst kein einfaches Päckchen zu tragen hat und der die Suche nach den verschwundenen Kindern zur Lebensaufgabe geworden ist. Auf der anderen Seite, bekommt man, etwas später im Thriller, Einblick in ein Tagebuch. Hierbei ist erst nicht klar, wer der Verfasser ist, so dass der Leser rätseln darf.

Tatsächlich wird das Buch ab dem Höhepunkt, der ja schon im ersten Drittel stattfindet, stellenweise etwas vorhersehbar. Nichtsdestotrotz bleibt die eindringliche, unheimliche Atmosphäre immer präsent und auch die unterschiedlichen Aktionen und Reaktionen der Kinder sind spannend zu verfolgen, allerdings habe ich mir von einem Thriller mehr erwartet, mehr Action, mehr Druck, mehr dringliches Umblättern der Seiten. Das hat mir ein wenig gefehlt. Irgendwann wusste ich grob, worauf die Geschichte hinauslaufen wird, da hatte die Autorin keine Überrraschung für mich, nichtsdestotrotz waren einige Schicksale am Ende doch noch anders als gedacht. Als Leser bin ich immer ganz glücklich, wenn es kein Happy End gibt, sondern eben “nur” ein realistisches Ende. Soweit möglich eben, und hier konnte die Autorin wieder bei mir punkten.

Fazit:
Ein Thriller, dessen Spannung nach dem ersten Höhepunkt abflacht, aber noch kontinuierlich Unterhaltung bietet und die Geschichte zu einem gelungenen Ende bringt. Überzeugen konnte mich aber vor allem das Setting und die Atmosphäre, geradezu hervorragend für einen Thriller gewählt. Ein sehr gutes Thrillerdebüt aus Österreich!


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Trio Infernale: Wo Rauch ist – Gudrun Lerchbaum


Gudrun Lerchbaum – Wo Rauch ist
Verlag: Argument
288 Seiten
ISBN: 978-3867542333

 

 

 

 

Ich freue mich ja auf alle Krimis, die neu im Hause Argument erscheinen. Noch hab ich dort keins erwischt, welches mir nicht gefallen hat, denn die Auswahl, die Verlegerin Else Laudan bei ihren Autorinnen und deren Büchern trifft ist schlicht und einfach hervorragend. So hab ich auch mit Freude festgestellt, dass Gudrun Lerchbaum nun beim Verlag zu finden ist und dort ihren neuen Krimi veröffentlicht hat. Ich war wahnsinnig gespannt, ob die Autorin es wieder schafft mich total zu überzeugen. Und was soll ich sagen – es ist ihr gelungen!

Die Meisterin der Charaktere
Schon in „Lügenland“, dem letzten Roman der Autorin, der in einer nicht entfernten Zukunftsvision angesiedelt ist, war ich schlicht begeistert von der Protagonistin Mattea. Eine überzeugendere Protagonistin in einem bedrückenden Zukunftsszenario ist mir noch nicht unterkommen. Und  nun hat die Autorin es wieder geschafft, eine absolut realistische, interessante, überzeugende, begeisternde Protagonistin zu schaffen: Olga Schattenberg. Gut, eigentlich ist ihr diesmal sogar ein fantastisches Charaktertrio gelungen, doch Olga sticht hier einfach hervor. Aber fangen wir mal beim Anfang an.

Allergie, na klar
Can Toprak, investigativer Journalist und Ex von Olga Schattenberg, ist gestorben. Seine Familie verbreitet die These, dass er an einem allergischen Schock gestorben ist, doch Olga vermutet, dass sein letztes Recherchethema – rechtsextreme Kreise, türkischer Geheimdienst –  ihn das Leben gekostet hat. Auf der Beerdigung begegnet sie Adrian Roth, der die Grabrede hält, und kurz darauf Kiki, eigentlicher Name Christiane Bach, die gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde und eine Ex-Freundin von Adrian ist. Kurzerhand engagiert sie Kiki als ihre Assistentin, da Olga durch die Multiple Sklerose oft an den Rollstuhl gebunden ist und Hilfe im Alltag benötigt, und Adrian hängt irgendwie drin. Denn die beiden Frauen verbünden sich und wollen nur eins: Can Topraks Mörder finden.

Die Kranke
Es wird wohl einige Menschen geben, die Olga auf unfeine Art eine „linke Zecke“ nennen würden. Olga war und ist eine, die ihre Meinung kund tut. Eine, die demonstriert. Eine, die Häuser besetzt. Eine, die handelt und nicht nur zuschaut. Sie ist borstig, kratzig und ungemütlich. Auch wenn die Multiple Sklerose sie an den Rollstuhl fesselt, hindert das Olga nicht daran, ihren Mund zu benutzen und erstaunlicherweise kann man auch mit dem Rollstuhl so einiges anstellen. Sachbeschädigung zum Beispiel, um den braunen Mob in seine Grenzen zu weisen. Liebenswürdige Seiten hat sie aber auch. Und ganz gewisse ist sie eine bewundernswerte Frau. Viele Einblicke gewinnt man als Leser in das Leben einer MS-Erkrankten und kann Olga nur für ihren Widerstand, ihre „sich nicht unterkriegen lassen“-Mentalität und ihren Trotz bewundern.

Die Irre
Kiki saß für Totschlag im Gefängnis, hat ihre Strafe verbüßt. Kiki ist eine Wucht. Sie mag zwar oft das Richtige wollen, aber keinesfalls sagt oder tut sie dann das Richtige. Kikis Gehirn funktioniert ein bisschen anders, Tausende Gedanken brechen sich hier Bahn. Aber sie ist eine gute Seele. Und das erkennt Olga. Sie ist warmherzig, besorgt und kümmert sich. Auch wenn das mal heißt, zum Messer zu greifen und für ihre Chefin in die Bresche zu springen. Obwohl über ihr Alter, glaube ich, nichts gesagt wird, wirkt sie jung und quirlig auf mich. Naiv und doch abgehärtet. Ein Energiebündel, das Anleitung braucht und nun endlich bekommt. Ein fantastisches Duo.

Der Stock
Doch eigentlich ist es ja ein Trio. Und den letzten freien Stuhl übernimmt Adrian. Gott, der hat echt einen Stock im Arsch. Konservativ, auf jeden und alles bedacht. Bloß nichts falsch sagen und machen. Lieber erst mal gar nichts machen und wenn, dann lieber eine Notlüge als die Wahrheit sagen, um es allen recht zu machen. Wahrheit ist sowieso Auslegungssache. Und keinesfalls Verrat, oder? Auch wenn Adrian die unangenehmste Person in diesem Trio infernale ist, gehört er dennoch dazu, reiht sich ein. Die Truppe läuft wie ein Uhrwerk – jedes Rädchen fügt sich in das nächste, auch wenn Adrian das schwächste Glied der Truppe ist.

Anecken
Die Autorin hat ein Trio aus Charakteren geschaffen, welches vielleicht auf den ersten Blick grotesk und unglaublich erscheint, doch keines von beiden ist. Natürlich stoßen die drei mit ihren Ermittlungen an Grenzen, wecken aber trotzdem die schlafenden Hunde. Dass Olga und Kiki nicht aufgeben ist klar, Adrian hätte allerdings schon längst das Handtuch geworfen, wenn die beiden Frauen ihn lassen würden. So aber sind die drei eigensinnig und kompromisslos. Diese Eigenschaften verschaffen ihnen einige Gegenspieler, die versuchen, das unbequeme Trio loszuwerden. Da ist die Polizei, die mit ihren Ermittlungen feststeckt, noch die harmloseste Partei.

Symbiose
Tatsächlich scheint die Lösung des Falles am Ende dann fast schon trivial, eine Familiengeschichte unter dem Deckmantel von extremistischen Ideen, doch die Suche nach der Wahrheit hat viele Dinge hervorgebracht, die einige lieber unter den Teppich gekehrt hätten. Schon die Idee an sich, dass Rechte mit dem türkischen Geheimdienst kooperieren scheint unglaublich und doch so wahr. Nebenbei zeigt die Autorin auch, wie die rechten Tendenzen sich immer mehr in unserer Gesellschaft verankern und zu Alltäglichem und vor allem akzeptierten Alltäglichem werden, wenn wir uns nicht wehren. Auch wenn der Fokus mehr auf den Charakteren liegt, die den Fall um Can Toprak versuchen zu lösen, und die politische Kulisse als Hintergrund dient – sowohl der Ermittlung als auch der Ermordung.  Die Frage, ob es sich hier nun um einen politischen oder einen sozialkritischen Thriller handelt, kann ich nur so beantworten: beides. Für mich die perfekte Symbiose aus beidem. Olga, Kiki und Adrian bieten den perfekten Ausgleich, um sich mit den erschütternden und leider sehr ernst zu nehmenden rechten Tendenzen auseinander zu setzen. Ein ernstes Thema, welches mit einem Augenzwinkern betrachtet wird, aber dadurch nicht an Brisanz und Wichtigkeit verliert.

Fazit:
Ein Trio Infernale auf der Suche nach einem Mörder in einer politisch aufgeheizten Gesellschaft – Frau Lerchbaum schafft es auch diesmal mich restlos umzuhauen, besonders mit ihren Charakteren, aber auch mit ihrem Feingefühl für gesellschaftliche Entwicklungen. Ein Krimi, der nicht nur von Krimilesern gelesen werden sollte, sondern in jedes Haus gehört. Herausragend und eine ganz klare Leseempfehlung!


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Zerrissen: Das größere Verbrechen – Anne Goldmann


Anne Goldmann – Das größere Verbrechen
Verlag: Argument
235 Seiten
ISBN: 978-3867542340

 

 

 

 

Es ist kein Geheimnis, dass ich ein großer Fan der Krimis von Anne Goldmann bin. Und so ist es bestimmt auch nicht verwunderlich, wenn ich nun zu einem weiteren Lobgesang anstimme. Wobei das neuste Buch von ihr, „Das größere Verbrechen“, auch irgendwie anders ist als ihre vorigen Bücher. Und irgendwie auch nicht. Letztlich ist es aber fast (aber wirklich nur fast, denn Anne Goldmann schreibt einfach wunderbar) völlig egal, wie es ist, denn es gehört schlicht und einfach des Themas wegen gelesen. Weil sie über Opfer schreibt. Über das, was mit Opfern nach der Tat passiert. Wie lange eine Tat in ihnen nachwirkt, wie verzweifelt und einsam diese Menschen sind. Und da ist es wieder – Frau Goldmanns Thema, die Einsamkeit. Diesmal verpackt in einem der wichtigsten Themen, die es gibt, über das aber so wenig berichtet, welches so wenig beachtet wird, das man sich dafür schämen muss.

Ist es Sensationsgier, die uns treibt? Die uns anhalten und rüber schauen lässt, wenn wir an Unfällen vorbeifahren? Die uns gierig schlechte und Übelkeit erregende Nachrichten anschauen und sogar danach suchen lässt? Ist es eine morbide Lust, die uns Krimis aufschlagen lässt, in denen (zumeist) junge Frauen bestialisch ermordet werden oder die Taten von (Serien)Mördern akribisch beschrieben werden? Gibt es Mitleid, Mitgefühl mit den Opfern? Ja schon, aber doch nur, bis das nächste Opfer auftaucht, dann ist das vorige ja schon fast vergessen. Wir leben in einer Zeit der Reizüberflutung, nicht nur im Bereich der Kriminalliteratur, aber eben auch da.

Frau Goldmann widmet sich nun in ihrem Buch drei Frauen, Theres, Selma und Ana. Theres führt ein mehr oder minder zufriedenes Leben mit Mann und Tochter, als ihr Sohn sich bei ihr meldet. Der Sohn, den sie vor langer Zeit abgeben musste, direkt nach der Geburt entrissen und zur Adoption freigegeben. Selma ist eine alte Frau, gefesselt an ihre Wohnung, heimgesucht von ihren Erinnerungen an den Krieg im damaligen Jugoslawien. Ana putzt. Bei beiden, bei Theres und bei Selma. Und versucht wegzusehen, sich um ihren Kram zu kümmern.

„Die ersten Bilder vom Krieg flimmerten über den Bildschirm. Da war er noch in der Stadt. Wir saßen starr vor dem Fernseher. Wir sahen Soldaten, Waffen, Panzer. Menschen im Granatenhagel um ihr Leben rennen, Gebäude in sich zusammenkrachen. Das Radio lief die ganze Zeit.
Es wird bald vorbei sein. Wir waren uns sicher.
Aber das Schlimmste stand uns noch bevor…“ (S. 94)

Einsamkeit und Zerrissenheit, das sind die Schlüsselworte, die die Handlung bestimmen. Vor allem Selmas Erinnerungen an den Krieg nehmen einen mit, lassen einen schlucken. Dabei wird vieles nur angedeutet, nichts gesagt. Die Erinnerungen sind auch nicht durchgehend, zersplittert in vielen kleinen Erinnerungen lässt die Autorin das Grauen über den Leser hereinbrechen. Gleichzeitig ist Selma dazu verdammt wieder nur zuzuschauen, vom Alter an ihre Wohnung gefesselt, versorgt aber nicht umsorgt. Ausgenommen von Ana, ein Lichtblick.

„Sobald man auf andere angewiesen ist, zwingen sie einem ihre Regeln auf. Man ist ihnen ausgeliefert, wird zu einer Nummer. Das Wenige, das du noch hast, wird dir abgenommen. Du selber als Person liegst plötzlich nackt vor aller Augen. Das ist das Schlimmste.“ (S. 57)

Theres bestimmt aber den Hauptteil der Handlung. Und das plötzliche Auftauchen von Jan, ihrem Sohn. Erinnerungen kommen hoch. Der Ehemann zieht aus, wusste von nichts. Mit den Eltern beginnt sie Streit. Damals wurde sie gezwungen. Doch wie verlässlich sind Erinnerungen? Jetzt will sie jedenfalls ihren Sohn unterstützen, doch dann wird er verhaftet, soll seinen Adoptivvater getötet haben. Kann das sein? Theres ist ratlos. Sie hat einen Sohn, kennt ihn aber nicht. Doch er ist ihr Sohn, ohne Vorbehalte unterstützt sie ihn.

„Die meisten Menschen können noch nach Jahren den einen Moment bis ins kleinste Detail beschreiben, in dem ein Zufall, eine Begegnung oder ein schlichter Anruf ihr ganzes Leben mit einem Schlag verändert hat.“ (S. 8)

Die Autorin rollt auch hier nur Stück für Stück die Vergangenheit auf, lässt Theres Erinnerung für Erinnerung wieder erleben. Die erste Liebe, die versteckte Schwangerschaft, der verlorene Sohn. Depressionen und Medikamente, welche die Erinnerungen vernebeln und als Wahrheit angesehen werden. Die Autorin spielt mit den Lesern, gibt nur preis, wie viel gerade nötig ist. Unterlegt ist diese Geschichte aus der Vergangenheit mit der realen Bedrohung der Gegenwart. Wie weit kann man seinem eigenen Sohn, den man gar nicht kennt, trauen? Geschickt wird Misstrauen gesät, Theres eh vorhandene Unsicherheit ausgeweitet,  und in eine Kriminalhandlung gewoben. Die sich dann am Ende doch wieder ganz anders gestaltet als gedacht und eine Überraschung aufblitzen lässt.

Einordnen kann man Anne Goldmanns Spannungsromane nie so richtig – es sind kriminelle Elemente dabei, aber eigentlich lebt und atmet das Buch vor allem Spannung, ganz ohne ausufernde Kriminalfälle oder Ermittlungen. Es ist eine leise und bedrohliche Atmosphäre, die ihr immer wieder gelingt, die diesmal jedoch um ein so wichtiges Thema erweitert wurde, dass die Gedanken im Karussell fahren.

Es gibt nur wenige, die der Opfer gedenken, die an die Opfer denken, die sich mit Opfern beschäftigen. Unbemerkt leben sie in unserer Gesellschaft, vielleicht meist am Rande, ohne dass sie etwas sagen. Verdrängen, träumen, ängstigen sich. Und keiner sieht sie. Jeder sieht die Täter, die Taten. Die Zeitungen und Nachrichten sind voll davon. Es wird Zeit, dass den Opfern mehr Platz eingeräumt wird. In den Krimis, in der Literatur, in der Gesellschaft. Danke, Frau Goldmann!

Fazit:
Ein weiterer feiner, leiser, famoser Spannungsroman ist der Autorin hier gelungen. Dass Anne Goldmann sich einem kaum beachteten Thema, den Opfern von Gewalttaten, annimmt, lässt sie nur noch mehr in meiner Achtung steigen. Ein absolut lesenswertes und empfehlenswertes Buch!

 


Die weiteren Romane der Autorin, mit Link zu meiner Rezension dazu:
Das Leben ist schmutzig
Triangel
Lichtschacht