Die dunklen Felle

Krimis, Thriller und Science Fiction


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Reblogged | Qiu Xiaolong – Tod einer roten Heldin

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Philly von Wortgestalt-Buchblog hatte mit ihrer Auswahl für China keinen guten Start. Zwar kann „Tod einer roten Heldin“ thematisch überzeugen, doch es gibt einige Kritikpunkte in punkto Schreibstil und Charakterzeichnung. Eine wie immer kurzweilige und gut ausgeführte Rezension, Phillys „Comeback“ nach langer Pause, findet ihr hier:

 

So, also, mein erster Roman für unser Ostasien-Spezial und zugleich auch meine erste Besprechung seit sehr langer Zeit, verzeiht mir deshalb hier und da ein Ringen um Worte oder ungelenke Formulierungen. Gut möglich bis sehr wahrscheinlich, dass ich etwas Rost Der Beitrag Qiu Xiaolong – Tod einer roten Heldin erschien zuerst auf WortGestalt-BuchBlog.

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Diametral: Das Auge von Hongkong – Chan Ho-kei

(c) Die dunklen Felle

Wenn man sich auf dem kriminalistischen Büchermarkt so umsieht, gibt es doch tatsächlich nur ein recht überschaubares Angebot an Krimis, welche von chinesischen Schriftsteller/innen stammen oder in China spielen. Liegt das nun daran, dass es dort nur wenige Krimischriftsteller/innen gibt? Oder daran, dass diese es einfach noch nicht geschafft haben, ins Deutsche übersetzt zu werden? Ich persönlich wünsche mir aber, dass es bald mehr chinesische Schriftsteller/innen gibt, deren Bücher in Deutschland erscheinen, vor allem natürlich im Krimi-Bereich, denn hier gibt es bestimmt noch mehr zu entdecken.

Nun liegt Hongkong ja auch in China, hat aber durch die lange Regentschaft von Großbritannien  als Kronkolonie nun doch ein anderes Flair als das restliche China, ganz zu schweigen von einer anderen Geschichte, Regierung und Wirtschaftspolitik. Weit über hundert Jahre war Hongkong von England beeinflusst, seit nunmehr aber schon 20 Jahren gehört es wieder zu China, wenn auch als Sonderverwaltungszone mit besonderen Rechten. Hongkong war also dem Westen gegenüber schon immer aufgeschlossener, nichtsdestotrotz sind die Bewohner größtenteils Chinesen. Dieser Mix aus westlichen und östlichen Einflüssen macht Hongkong zu einer faszinierenden Metropole, die im Krimi natürlich entsprechende Würdigung erfährt.

Hier hat nun der Autor seinen Protagonisten, Kwan Chun-dok, einen Polizisten, hineingesetzt. Einen Rang kann man hier gar nicht nennen, denn die sechs im Buch enthaltenen Geschichten decken einen Zeitraum von fast 40 Jahren ab, so dass Kwan im Laufe der Zeit verschiedenste Positionen durchläuft. Welcher Name ihm aber immer folgt, ist „Das Auge von Hongkong“, den er sich durch seine  Kombinationsgabe und unzählige gelöste Verbrechen verdient hat. Respektvoll murmeln seine Kollegen diesen Namen und halten viel auf den Kommissar. Durch seine ausgefeilte Kombinationsgabe liegt der Schluss nahe, ihn mit Sherlock Holmes zu vergleichen und wahrlich zeigt auch Kwan neben seiner genialen Art zu Kombinieren einige Besonderheiten, von seiner Sparsamkeit bis zu seinem Sinn für Gerechtigkeit, doch genauso viele Unterschiede lassen sich finden.

„Lok fühlte sich angesichts dieser Antwort regelrecht befreit. Sein Mentor [Kwan] nutzte zwar mit Vergnügen allerlei zwielichtige Methoden, um an sein Ziel zu gelangen, aber der Wert jedes einzelnen Menschenlebens war für ihn grundsätzlich unschätzbar.“ (S. 191)

Der Fokus der einzelnen Geschichten liegt natürlich auf den entsprechenden Ermittlungen, doch politische und gesellschaftliche Änderungen fließen unwillkürlich auch ein, manchmal mehr, manchmal weniger. Der Aufbau der Polizei, in welcher erst nach und nach Chinesen in die oberen Ränge befördert werden, die Korruption in der Polizei, die Unruhen 1967, die Übergabe Hongkongs an China im Jahre 1997… diese und viele weitere größere Themen und kleinere Nebensächlichkeiten zeigen Hongkong und seine Veränderungen im Laufe der Jahre.  Manchmal tritt Hongkong, die Stadt und deren Kultur, mehr in den Vordergrund, manchmal aber auch nicht und der Fokus liegt auf dem Verbrechen, bzw. der Ermittlung.

Doch jede einzelne Geschichte zeigt ein anderes Verbrechen, eine andere Art von Kriminalität. Dabei geht es um Triaden und Gangs, aber auch um Verbrechen aus Rache und Geld. Ein kleines Füllhorn an Novellen, die der Autor geschickt platziert. Folgende sechs Geschichten sind enthalten:

  • „Die Wahrheit zwischen Schwarz und Weiß“ (2013) berichtet von einem Erbfall, bei dem eine Harpune eine tragende Rolle spielt
  • „Gefangenenehre“ (2003) ist oberflächlich eine Geschichte im Musikbusiness, doch eigentlich geht es um Triaden und ein Singvögelchen.
  • „Langer Tag“ (1997) geht es um eine spektakuläre Flucht aus dem Gefängnis, Säurebombenanschläge und Brandanschläge – und das alles an einem Tag.
  • „Die Waage der Themis“ (1989) räumt in den eigenen Reihen auf und Kwan überführt einen Verräter.
  • „Geborgter Ort“ (1977) ist erst eine Entführung, dann doch nicht, aber irgendwie doch und dann ist es ein Raub.
  • „Geborgte Zeit“ (1967) ist die politischste Geschichte, spielt sie doch in den Zeiten der Unruhen 1967, und dreht sich um einen Bombenanschlag.

Die Geschichten sind wirklich sehr vielfältig, doch besonders in Erinnerung bleiben werden mir die erste Geschichte und die letzte Geschichte. Raffiniert hat der Autor die Erzählungen diametral aneinander gereiht, so dass man mit Kwans letztem Fall im Jahre 2013 beginnt und mit einem seiner ersten Fälle im Jahr 1967 endet. Im letzten Fall löst Kwan einen Fall quasi ohne da zu sein, derweil der Autor im ersten Fall den Leser ganz lange foppt, bevor er ihm verrät, wer Kwan ist, da er hier nur Bezeichnungen wie „Cop 7“ oder „Cop 3“ verwendet – und ja, er hat mich gekriegt, denn ich hatte tatsächlich Kwan in jemand anderem vermutet. Eine sehr gelungene Finte!

Die Geschichten können unabhängig voneinander gelesen werden, das verbindenden Elemente sind  Kwan Chan-Dok und in den jüngeren Jahren sein Zögling Sonny Lok, die Fälle sind höchstens durch Kleinigkeiten verknüpft, wie z. B. wiederkehrende Kollegen. Die gewählte Novellenform passt hier auch hervorragend, denn man hat trotzdem ausgefeilte Geschichten, aber kann sich das Buch in sechs Häppchen aufteilen. Der Spannungsaufbau basiert hier eher auf dem Versuch des Lesers, sich am „Auge von Hongkong“ zu messen und den kniffligen Fall vielleicht sogar vorher zu lösen. Auch wenn einige spektakuläre Verbrechen passieren, sind doch eher keine Actionszenen vorhanden. Das Miträtseln und dann bei der Auflösung verwundert den Kopf zu schütteln macht aber irre viel Spaß.

„Aufgabe der Polizei ist die Enthüllung der Wahrheit, die Verhaftung der Schuldigen, der Schutz der Unschuldigen – aber wenn die Regeln es nicht vermögen, Kriminelle zur Strecke zu bringen, wenn die Wahrheit im Dunkeln bleibt, wenn Unschuldige sich nirgends hinwenden können – in genau solchen Fällen stürzte Superintendent Kwan sich mit Freuden in den grauen Sumpf und schlug die Verbrecher immer wieder mit ihren eigenen Waffen.“ (S. 94)

Fazit:
Sechs wunderbare Novellen rund um Hongkong und „Das Auge von Hongkong“, einen Polizist, der sich ganz sicher nicht hinter Sherlock Holmes verstecken muss. Besonders gelungen ist der Aufbau des Buches und die diametral verlaufenden Geschichten, die Hongkong und dessen Veränderungen im Laufe der Jahre spiegeln.

 



Chan Ho-kei – Das Auge von Hongkong
Verlag: Atrium
Übersetzerin: Sabine Längsfeld
572 Seiten
ISBN: 978-3855350285

 

 

 

 


 


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Angefixt: Die drei Sonnen – Cixin Liu


Cixin Liu – Die drei Sonnen
Verlag: Heyne
Übersetzer: Martina Hasse
592 Seiten
ISBN: 978-3453317161

 

 

 

 

Warum dieses Buch?
Nicht nur für die SF-Challenge, sondern auch weil ich dem Thema gerade viel abgewinnen kann, lese ich gerade vermehrt SF. Der SF-Markt ist sehr amerikanisch dominiert, zumindest kommt es mir aus meiner kleinen Perspektive so vor, abgesehen von einigen deutschsprachigen Autor*innen, was sich aber von selbst versteht, denn ich befinde mich ja im deutschsprachigen Raum. Und nun taucht also dieses vielfach gelobte Buch eines chinesischen Autors auf. Bei soviel Lob kann man ja quasi nichts falsch machen. Oder?
Ich persönlich wollte das Buch gerne lesen, da ich mir Frische und Andersartigkeit versprochen habe, einzig und allein durch die Tatsache, dass mal nicht US Army, CIA oder NASA ihre Nase hier reinstecken.

Damals
Die Geschichte erstreckt sich in diesem ersten Band, der sogenannten „Trisolaris“ Trilogie, über mehrere Jahrzehnte und beginnt in den 60er Jahren, in China, zu Zeiten der Kulturrevolution. Diese bekommt immer wieder Gewichtung, doch vor allem im ersten Kapitel, welches mich fast das Buch hat aufhören lassen. Ein schwerer Einstieg, dem Leser, der nichts oder kaum etwas darüber weiß und mitten ins Geschehen geworfen wird. Aber erwähnen möchte ich das Glossar, denn dies gibt nicht nur Einblick in verschiedene Begrifflichkeiten der Kulturrevolution, sondern auch der Physik, zu der ich gleich noch kommen werde. In dieser Zeit also, wird Ye Wenjie als reaktionär abgestempelt und wird nur durch ihre Ausbildung als Astrophysikerin, dem Projekt Rotes Ufer zugeteilt. Was zuerst nach einer Abhörstation aussieht, welche die Feinde Chinas bespitzeln soll, erhält, nachdem Ye Wenjie mehr und mehr Aufgaben bekommt, eine andere Bedeutung, denn das Projekt sucht ganz anderen Kontakt.

Heute
Wang Miao forscht an Nanomaterialien und wird zu einer geheimen Konferenz beordert. Dort diskutieren hochrangige chinesische Beamte und Wissenschaftler über einen gerade stattfindenden Krieg. Krieg? Welcher Krieg? Genaueres will Wang Miao niemand erklären, doch geht es um Veränderungen in den Naturwissenschaften. Wissenschaftler werden getötet oder begehen Selbstmord, die Physik scheint nicht länger eine stabile Konstante zu sein. Welches Geheimnis steckt dahinter?

Physik, Physik, Physik
Es ist unglaublich, welchen Sog das Buch entwickelt hat, obwohl es so vollgestopft mit Physik ist, dass mir davon ganz schwindlig ist. Vieles wird erklärt, entweder im Text oder eben im hinten angefügten Glossar, aber ganz ehrlich: fragt mich bloß nicht danach. Ich kann keines der physikalischen Begrifflichkeiten erklären, auch wenn sie erklärt wurden. Eine VR-Computerspiel , auf welches Wang Miao stößt, leitet ihn durch mehrere Epochen, bringt verschiedenste Physiker auf oder zur Sprache und natürlich – gefühlt – unendlich viele physikalische Themen. Wenn mich nicht alles täuscht, läuft das dann unter Hard SciFi. Ich bin weder ein kleiner noch ein großer Physiker, aber zum Glück haben mir diese Genauigkeiten nicht den Spaß am Lesen genommen, denn wissen wollte ich dann doch schon, wie alles miteinander zusammen hängt.

Charaktere? Nein, danke.
Ach, Charakterzeichnung scheint nun nicht Cixin Lius Stärke zu sein. Mir fallen da Worte wie flach und kalt ein. Und das auch zu den beiden Protagonisten: Ye Wejine und Wang Miao. Wang Miao fand ich noch recht sympathisch, wobei man so kaum etwas über ihn weiß und seine Familie irgendwie nur so nebenher mitläuft und von ihm alsbald völlig ignoriert wird –sehr befremdlich. Für Ye Wejine empfand ich anfangs Mitgefühl, bevor sich das dann allerdings völlig wandelt und sie mir immer fremder wurde und ich ihre Beweggründe nicht mehr verstehen konnte. Keiner der Charaktere entwickelt für mich Tiefe, den Charakter, den ich noch am meisten mochte, war Shih Qiang, ein Polizeiinspektor,der auch zu der Expertengruppe gehört, zu der Wang Miao gerufen wird. Es gibt im Übrigen ein Personenregister, welches mitunter sehr hilfreich war. Shih Qiang gehört nicht zu den Intelligenten, ist kein Wissenschaftler, aber pfiffig und unverschämt. Er reizt seine Vorgesetzten, bis sie platzen und er entwickelt sich zur einzigen Vertrauensperson von Wang Miao.

Zu Ende bevor es anfängt?
Ganz ehrlich: das Buch war eigentlich eine Einleitung. Bei einer Trilogie nun nicht ganz ungewöhnlich und auch völlig in Ordnung. Soweit möglich beantwortet das Buch auch die Fragen, die aufgekommen sind und das ist auch gut so. Nichtsdestotrotz war es eben eine Einleitung, das heißt, dass die Hauptgeschichte ja noch kommt! Die beiden nächsten Teile haben dann auch deutlich mehr Seiten und zum Glück ist nun auch schon der dritte Teil erhältlich – ich kann ja nicht ganz so gut abwarten. Denn obwohl mich die physikalischen Details überwältigt haben und die Charaktere nicht so überzeugt haben, möchte ich wissen, wie es weitergeht. Ich bin angefixt. Und das ist ja wohl das größte Kompliment, welches man dem ersten Teil einer Trilogie machen kann.

Fazit:
Eine nicht ganz einfache Lektüre aufgrund der vielen physikalischen Begrifflichkeiten und Erklärungen und der recht flachen Charaktere, aber eine spannende Geschichte, bei der es noch viel zu sagen gäbe, ich aber nun nicht zu viel spoilern wollte. Ein schwieriger Auftakt, der mich allerdings neugierig gemacht hat.


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China Girl – Don Winslow

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Don Winslow – China Girl
Verlag: Suhrkamp
Übersetzer: Conny Lösch
441 Seiten
ISBN: 978-3518465813

 

 

 

 

Neal Careys zweiter Fall für die „Family of Friends“ führt ihn nach China. Chemiker Robert Pendleton verknallt sich auf einer Konferenz in die wunderschöne, verführerische Li Lan und verschwindet mit ihr. AgriTech, Pendletons Arbeitgeber und ein „Freund“ der Familie, ist das gar nicht recht, da Pendleton der Topmann für Hühnerscheisse, pardon, für Dünger ist. Und so wird Neal ausgeschickt, um Pendelton zur Besinnung zu bringen. Nach einer selten dämlichen Aktion auf amerikanischem Boden folgt Neal der Spur nach China. Ein fremdes Land, eine fremde Kultur und dazu ist nichts wie es scheint.

Im Gegensatz zum ersten Teil der Neal Carey Reihe, London Undercover, gibt es hier keine Rückblicke auf Neals Ausbildung und dieser charmante Teil fällt leider weg. Ob man nun wirklich mit dem „beste[n] Privatdetektiv New Yorks“ zu tun hat, so wie das Rückcover behauptet, mag jeder selbst entscheiden, ich zweifle doch mächtig daran. Gerade im ersten Teil des Buches, der noch in den USA spielt, macht Neal doch sehr entscheidende Fehler, allerdings würde er ohne diese vermutlich nie in China landen, so dass diese für den Handlungslauf, wenn auch nicht himmelhochjauchzend aufgenommen, doch geduldet sind.

Das Reich der Mitte – China, ein unbekanntes und fremdes Territorium. Doch nach Neals Aussage, ist jede Großstadt sich ähnlich. Dass er sich da mit Hongkong irrt, merkt er ziemlich schnell. Winslow jagt Neal Carey aber nicht nur durch die Großstadt. Über die verschlungensten Wege, in denen er Li Lan und Pendleton mal hat, mal wieder verliert, kommt er vom touristischen Hongkong in die Slums, über eine mittelgroße Stadt bis hinauf in die Berge. So facettenreich wie das Land zeigt sich auch die Bevölkerung, doch die Lehre, die Neal ziehen muss, ist: traue niemanden außer Dir selbst (und vielleicht Joe Graham, aber der ist ja meilenweit entfernt in den USA). Überhaupt wird Neal in „China Girl“ ständig hinters Licht geführt und übertölpelt, keiner ist was er vorgibt zu sein und an mehreren Stellen glaubt man Neal fast schon verloren.

Winslow gelingt es, nebenher sogar noch ein wenig chinesische Geschichte unterzubringen und zeigt, wie der Kommunismus als verdrehte Politik gelebt wurde. Das Ende bietet dann sogar Einblick in den Buddhismus – auch schön nebenher eingearbeitet in einer der anstrengendsten Verfolgungsjagden, die ich je gelesen habe.

Alles in allem war ich von diesem Teil nicht ganz so überzeugt, wie vom letzten Teil. Neal „stümpert“ ein wenig vor sich hin und die Einblicke in seine Lehrzeit habe ich irgendwie vermisst. Doch auch „China Girl“ hat seine schönen Seiten. Denn gerade diese stümperhafte Art lässt Neal China von ganz anderen Seiten erleben und immer neue Facetten entdecken. Es ist ein Auf und Ab, getrieben, nicht nur von der Verpflichtung, Pendleton zu finden, sondern auch von Neals Vernarrtheit in Li Lan, die ihn nicht aufgeben lässt, auch wenn er dafür durch einen Drogenslum muss, in einer Luxussuite eingesperrt wird und einen Berg erklimmt. Abwechslungsreich und spannend, gespickt mit ein wenig Geschichte und Kultur – mit einem sympathischen, aber ein wenig ungeschickten Neal Carey. Und letztendlich ist es für jeden Lesejunkie ein Seelentröster, dass Neal Carey an seiner Leidenschaft, der Literatur des 18. Jahrhunderts, festhält – komme, was wolle!

Fazit:

Vielfältig und spannend – eine Jagd zwischen fremden Kulturen und von Stadt zu Land zu Berg, die Neal Carey ein wenig dilettantisch, aber sympathisch durchsteht.


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Lesetipp mit Vorfreude: London Undercover / China Girl – Don Winslow

Vor ein paar Tagen habe ich entdeckt, dass eine frühe und meines Erachtens zu wenig beachtete Reihe von Don Winslow zum Glück wieder belebt wird. Es geht um die Neal Carey-Reihe, die ab 1997 mit drei Teile erschienen ist. Ich habe diese Reihe erst eine ganze Weile später entdeckt und leider war sie offiziell nicht mehr zu kaufen. Doch mir ist es gelungen, immerhin die ersten beiden Teile über die Bibliothek zu beziehen.
Aber solche Umwege sind im nächsten Jahr nicht mehr nötig, um Neal Carey kennenzulernen. Bei suhrkamp kann man bisher zwei Teile finden, doch ich hoffe, dass auch die weiteren Teile folgen. Zumindest habe ich in einem anderen Buch den Hinweis gefunden, dass der Verlag das durchaus vorhat.
Und hier sind sie:

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London Undecover: Neal Careys erster Fall – Don Winslow
Verlag: suhrkamp
ISBN: 978-3518465806
9,99 €
Erscheinungstermin: 10.01.2015

Inhalt:
Allie Chase, die minderjährige, rebellische Tochter eines prominenten Senators, ist in die Underground-Szene Londons abgetaucht. Neal hat nur wenige Tage Zeit, um Allie aus dieser Hölle voller Junkies, Drogendealer und Schläger zu befreien, damit sie pünktlich zum Wahlkampf aufgeräumt und strahlend an der Seite ihrer Eltern auftreten kann. Doch was der Untergrund aufzubieten hat, ist nichts gegen das, was Neal an der Oberfläche erwartet – falls er es dorthin zurückschafft…

46581
China Girl: Neal Careys zweiter Fall – Don Winslow
Verlag: suhrkamp
ISBN: 978-3518465813
9,99 €
Erscheinungstermin: 06.04.2015

Inhalt:
Robert Pendleton ist ein Chemiegenie; was er entwickelt, bedeutet nicht nur Fortschritt, es bedeutet vor allem Reichtum und Macht. Als er plötzlich verschwindet, sind alle in Aufruhr: die CIA, die chinesische Regierung und die »Bank«, die sehr viel Geld in Pendletons Forschung investiert hat. Neal Carey soll ihn wiederfinden – ein Routinejob, wie er glaubt, bis er auf die schöne und geheimnisvolle Li Lan trifft. Im dunklen Herzen Chinas soll Neal die Antwort auf alle Fragen finden – oder den Tod.


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Gefallene Blüten – Clementine Skorpil

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Clementine Skorpil – Gefallene Blüten
Verlag: Argument
342 Seiten
ISBN: 978-3867542128
12 €

 

 

 

Inhalt:

Ai Ping war schon immer ein wenig anders, als die restlichen Frauen in ihrem Dorf. Tragische Ereignisse in ihrem Leben haben sie ruhelos gemacht und so wandert sie Tag für Tag durch ihr Dorf. Als Pflaumenblüte, ihre Enkelin, in Shanghai verschwindet, macht sie sich auf, um ihre Enkelin zu finden. Eine alte, ehrwürdige Frau allein in Shanghai ist auch in der Großstadt ungewöhnlich, doch Ai Ping ist starrköpfig und klug. Zufällig trifft sie Lou Mang, einen Studenten mit kommunistischen Ambitionen, und beauftragt ihn mit der Suche nach Pflaumenblüte. Für beide beginnt eine gefährliche Suche im Dschungel von Shanghai, bei der sie auf mächtige Gegner stoßen.

Vorab:
Auch dieses Buch habe ich freundlicherweise vom Argument Verlag zugesandt bekommen. Hier muss ich gestehen, dass mich das Setting einfach total interessiert hat: Shanghai in den 30ern. Eine Zeit, über die ich so gut wie nichts weiß und die ich mir einfach exotisch fremd und zugleich hektisch gefährlich vorgestellt habe. Ob das eingetroffen ist? Seht selbst:

Meine Meinung:
Zuallererst begegnet man in diesem Krimi einem Personenregister, welches neben Ai Ping und Lou Mang viele historische Persönlichkeiten und einige andere beinhaltet. Zugegeben, das anfängliche Durchlesen hat mir wenig gebracht, doch habe ich das Register während des Lesens immer mal wieder aufgesucht und nachgelesen, wer welche Person ist. Einfach aus dem Grunde, dass es mir nicht so leicht gefallen ist, die chinesischen Namen zu merken. Außer den Protagonisten ist mir das nur von drei, vier anderen Personen gelungen; die anderen Namen waren für mich Europäer einfach zu ähnlich.
Ein nettes Schmankerl ist die Tatsache, dass die Kapitel immer mit dem chinesischen Zeichen des Erzählers des Kapitels beginnen. Netter- und nötiger weise waren Ai Ping und Lou Mang im Personenregister übersetzt, denn sonst wäre das nur schwer herauszufinden gewesen.

Shanghai 1926 – aufgeteilt zwischen den Kolonialmächten, gepflastert mit ausbeuterischen Fabriken und kapitalistischen westlichen Fabrikbesitzern (na ja, nicht nur), Korruption en masse in Wirtschaft und Politik so ganz neben der „normalen“ Kriminalität wie der Green Gang und dem Opiumhandel, vollgestopft mit Rikschas und Suppenküchen. Ganz nebenbei versucht sich der Kommunismus in Shanghai einzuschleichen und bildet eine politische Kontrastfolie zum verruchten und ausbeuterischen Shanghai-Bild.
Ja und dann sind da eben noch die Madennester, wie die Bordelle in Shanghai genannt werden. Hier sind die Wilden Hennen zu finden – Pflaumenblüte war eines der besten Mädchen im Hause Orchideenpalast. So haben die leichten Mädchen im Krimi alle Namen wie Schneerose oder Duftwolke, welches den Titel „Gefallene Blüten“ sehr gut trifft.
Das Setting sollte also meinen Vorstellungen entsprechen und ja, es war alles da. Ab und an habe ich ein paar beschreibende Passagen vermisst, die mich in die Zeit und die Kultur versetzt hätten. Zusätzlich habe ich das Gefühl, bei weitem noch nicht mal an der Oberfläche der Kultur von Shanghai 1926 gekratzt zu haben. Mehr Details hätten das Buch aber vermutlich aufgeblasen und langweilig gemacht, so muss ich mein Interesse wohl anderweitig weiterstillen.

Die beiden Protagonisten könnten unterschiedlicher nicht sein und so glaub ich noch nicht da gewesen. Vielleicht irre ich mich, aber eine alte Chinesin und ein Kommunist sind mir als „Ermittler“ bisher noch nicht untergekommen.
Ai Ping ist eine alte Frau und ich habe zugegebenermaßen Probleme mit weiblichen Protagonisten in historischen Romanen, Krimis, etc. So viele weibliche Heldinnen wie in historischen Romanen gehen ja auf keine Kuhhaut. Die Frau war in der Vergangenheit nur in den seltensten Fällen in irgendeiner Position, in der sie selbst entscheiden konnte oder gar Macht hatte. Nun spielt „Gefallene Blüten“ zwar schon 1926 aber nichtsdestotrotz in einer Kultur, in der die Frauen einen geringeren Stellenwert haben. Somit hatte ich ein wenig Probleme mit Ai Ping als Protagonistin, doch ist es der Autorin gelungen, meine Bedenken über die Laufzeit des Krimis zu zerstreuen. Absolut detailgetreu wird dargestellt, welche Schmerzen Ai Ping beim Laufen aufgrund ihrer gebundenen (und als Kind gebrochenen Füße) hat. Ich habe wahrlich mitgelitten auf all ihren Wegen. Ansonsten stellt sich Ai Ping als findig heraus und ist sich auch nicht zu schade, alle möglichen Leute zu animieren, ihr zu helfen. Auch reiche Leute schrecken sie nicht ab und sie begibt sich fast schon „todesmutig“ in die Anbetung von Marx und lässt sich christlich taufen, um Pflaumenblüte zu finden. Das ist doch mal eine liebende Großmutter!

Lou Mang läuft ihr schon früh über den Weg und kann ihr letztendlich ihre Bitte nicht abschlagen, im Orchideenpalast nach Pflaumenblüte zu fragen. Seine Gedanken sind allerding beherrscht vom Kommunismus. Gemeinsam mit Gesinnungsgenossen sucht er einen Weg, den Kommunismus in China zu etablieren, doch das gestaltet sich schwieriger als gedacht. Nicht nur, dass die obere Schicht keineswegs ihre Macht abgeben will, die anderen Schichten wollen einfach (noch) nicht verstehen, was ihnen der Kommunismus bringen sollen. So ist Lou Mang eifrig am verfechten, aber doch immer wieder frustriert, dass er nicht weiterkommt. In der Ermittlung geht er durchaus geschickt vor, doch schon recht bald wird es für ihn gefährlich. Er trifft auf die Green Gang und den „Paten von Shanghai“, Großohr Du. Diese Begegnung läuft für ihn nicht sehr glücklich, so dass man seine mitunter fehlende Loyalität gegenüber Ai Ping durchaus verstehen kann.

Die Ermittlung der beiden, gemeinsam mit dem Kreisbeamten Wei Long, der Ai Ping hilft, gestaltet sich als schwierig. Pflaumenblüte ist bei einem Treffen mit Lui Er, einem Fabrikbesitzer, verschwunden, welcher erschossen / erstochen zurückbleibt. Pflaumenblüte ist untergetaucht und Ai Ping und Lou Mang bleibt nichts anderes, als zu ermitteln, wer Lui Er ermordet hat, um sie zu finden. Dazu tauchen die beiden in die obersten Kreise von Shanghai ein, aber auch tief in die Unterwelt, welche in Shanghai sonderbar nahe und verwoben sind. Es gibt viele Fährten und Menschen, die beide treffen, doch was letztendlich geschah hat mich dann doch überrascht. Es war entgegen den Ermittlungen in den verschiedensten Kreisen, ein fürchterlich banaler Grund. So bewahrheitet sich doch immer wieder, dass es im Grunde nur wenige Motive gibt und man bloß nicht zu kompliziert denken soll.

Fazit:
Zwei ungewöhnliche Protagonisten, ein komplex banaler Fall und eine Zeitreise ins exotische Shanghai von 1926. . Der Krimi war ein Erlebnis der besonderen Art und ist nur zu empfehlen. Von mir gibt es 4 1/2 Schafe.

4 und ein halbes Schaf


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SUB-Fütterung / 27.06.2014

In dieser Woche war mein Briefkasten gut gefüllt und mit viel Vorfreude, darf ich Euch die neuen Schätze in meinem Regal vorstellen. Wenn ich meinen Blick so über die Bücher schweifen lasse, fällt mir auf, dass ich diesmal eine Ländervielfalt zu bieten habe. Da ist also auf jeden Fall Abwechslung drin!
Ganz besonders freue ich mich, über zwei Ariadne Kriminalromane, die ich vom Argument Verlag zur Rezension bekommen habe. Dafür möchte ich mich hier nochmal bedanken – natürlich werde ich mich nach meiner Skandinavienwoche sofort darauf stürzen.

So, hier sind aber nun meine Neuen:
Neues 260614

 

 

 

 

 

Dominique Manotti – Ausbruch
Verlag: Argument
244 Seiten
ISBN: 978-3867542180
17 €

Inhalt:
Filippo hat mit Politik nichts am Hut, bis er im Knast auf den älteren Carlo trifft, einen politischen Gefangenen der extremen Linken. Carlos Erzählungen von den Kämpfen der 1970er ­befeuern Filippos Phantasie. Als Carlo flieht, springt er spontan mit auf, wird dann aber sitzengelassen. Während der junge Ausbrecher noch zu Fuß durch Italien pilgert, kommt Carlo in Mailand bei einem Banküberfall ums Leben.
Filippo flüchtet nach Paris, sucht Kontakt zu Exil-Italienern, doch der Empfang ist nicht gerade herzlich. Entwurzelt, isoliert und ohne Perspektive muss er seinem Leben eine Wendung geben: Er beginnt zu schreiben. Auf Nachtwachen im Büroturm in La Défense schmückt er aus, was er erlebt hat, erschafft einen Mythos, in dem er die Rolle des Helden spielt, mit Carlo an seiner Seite. Ein Roman entsteht. Doch das Buch bringt Filippo zwischen die Fronten aus italie­nischen Polit-Exilanten, italienischer Polizei und Geheimdiensten. Es ist die ­Sorte Geschichte, die einen umbringen kann…

Clementine Skorpil – Gefallene Blüten
Verlag: Argument
339 Seiten
ISBN: 978-3867542128
12 €

Inhalt:
Die europäischen Kolonialherren haben die Stadt in Verwaltungszonen aufgeteilt. Fabriken schießen aus dem Boden, Triaden beherrschen die Straßen, der Opiumhandel blüht. Da trifft eine ehrwürdige alte Frau vom Lande ein, um nach ihrer verschollenen Enkelin zu suchen. Die Spur führt zu den Kurtisanenhäusern, ins Reich der »wilden Hennen« von Shanghai, doch dann verliert sie sich plötzlich. Hängt das Verschwinden der schönen Pflaumenblüte mit dem ermordeten Komprador Liu Er zusammen? Die starrköpfige Großmutter lässt nicht locker. Sie betraut einen aufmüpfigen Studenten mit Nachforschungen und legt sich dabei arglos mit mächtigen Widersachern an …

Linda Castillo – Teuflisches Spiel
Verlag: Fischer
349 Seiten
ISBN: 978-3596196135
9,99 €

Inhalt:

Als das gleißende Scheinwerferlicht des entgegenkommenden Fahrzeugs sie blendet, bleibt ihnen nicht einmal mehr die Zeit, um zu schreien. Auf der regennassen Straße im ländlichen Ohio sterben in dieser Nacht drei Menschen. Ein amischer Vater und zwei seiner Kinder. Als Polizeichefin Kate Burkholder die Unfallstelle genauer untersucht, kommen ihr erste Zweifel: War das wirklich ein Unfall, oder steckt noch etwas anderes dahinter?

Richard Dübell – Allerheiligen
Verlag: Ullstein
410 Seiten
ISBN: 978-3548284866
9,99 €

Inhalt:
Da legst dich nieder! Peter Bernward, Polizeihauptkommissar in Landshut, hat gleich mehrere Probleme auf einmal: Sein Vater nervt ihn mit dem Familienstammbaum, seine Angebetete, Kommissarin Flora Sander, hält ihn auf Abstand und ein gefährlicher Geiselnehmer hat sich ausgerechnet seine niederbayrische Heimatstadt ausgesucht, um unterzutauchen. Seitdem ist es mit der Ruhe in Landshut vorbei. Während der Kollege von der Münchner Polizei – ein arroganter „Städter“ – die Ermittlungen mehr behindert als voranbringt, unternimmt Bernward alles, um den Schwerverbrecher so schnell wie möglich zu fassen.

Sam Eastland – Der rote Sarg
Verlag: Knaur
367 Seiten
ISBN: 978-3426513101
9,99 €

Inhalt:
Moskau 1939: Oberst Nagorski ist unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen. Der Ingenieur war für Stalins wichtigstes Projekt verantwortlich – den neuen, hochgeheimen Panzer T-34, von Spöttern auch »der rote Sarg« genannt. Der Diktator glaubt an Sabotage und vermutet, dass die »Weiße Gilde« Nagorski ermordet hat. Sonderermittler Pekkala erhält den Auftrag, die Verschwörer aufzuspüren – eine lebensgefährliche Mission. Denn niemand weiß, ob es die Gruppe überhaupt gibt.