Die dunklen Felle

Krimis, Thriller und Science Fiction


Ein Kommentar

Quick & Dirty 1/2019

Der Steingänger – Davide LongoDerSteingänger

Rowohlt, Übersetzerin: Suse Vetterlein, ISBN: 978-3499290398

Worum geht es?
Cesare findet seinen alten Freund Fausto, mit dem er früher Flüchtlinge über die Berge nach Frankreich gebracht hat, ermordet in einem Gebirgsbach. Der Franzose – wie Cesare von seinen italienischen Mitbürgern genannt wird – ist verdächtigt, doch hängt Faustos Ermordung wirklich mit seinen Tätigkeiten als Schlepper und neuerdings Drogenkurier zusammen?

Wie war es?
Literarisch so stimmungsvoll kann nur einer schreiben – Davide Longo. Auch sein Debütroman konnte mich nun voll überzeugen, wobei die Kriminalgeschichte fast schon nebensächlich ist. Ich verliebe mich immer in diese stille, abgeschiedene Atmosphäre, die er mit seinen Worten zaubern kann. Aber natürlich ist auch die Kriminalgeschichte nicht zu verachten, denn dahinter steckt mehr – oder eigentlich weniger – als man denkt.

 


Das Meer – Wolfram Fleischhauer56008124n

Droemer-Knaur, ISBN: 978-3426307076

Worum geht es?
Ökoterroristen gegen Fischereimafia.
Eine Fischereibeobachterin der EU geht über Bord, vereinzelte Fischvergiftungen treten in Europa auf, eine Tochter wird gesucht und ein Dolmetscher hat keine Ahnung worum es eigentlich geht.

Wie war es?
Thematisch war der Ökothriller ein absolutes Highlight. Man muss echt schlucken bei den Greueltaten, welche die Fischereimafia bewusst, die Bevölkerung unbewusst durch ihre Nachfrage nach Fisch, den Meerestieren und dem Ökosystem Meer antun. Ich nehme mich hier nicht raus, ich esse zwar nicht viel Fisch, aber nur weil ich ihn nicht sehr mag. Die Empfehlung von Ärzten, zweimal die Woche mindestens Fisch zu essen, sollte man sich nach dem Buch nochmal gründlich überlegen.
Für einen Thriller hätte das Buch aber ein wenig mehr Spannung vertragen können, doch das größere Problem hatte ich mit der Auswahl der Protagonisten. Denn hier sind mal wieder die alten, weißen Männer ganz vorne, die beiden weiblichen Protagonistinnen bekommen nur wenig Chance ihre Gedanken mitzuteilen. Wer weiß, vielleicht bewusst gewählt, denn man sieht nicht nur die klaffende Lücke zwischen den Generationen sondern auch zwischen den Geschlechtern, eingeschnürt in Paragraphen und Sitzungen der EU, die zwar Gutes wollen, aber nur wenig ausrichten können oder wollen. Der Dolmetscher, der dem Autor am nächsten liegt, was man aus dem Nachwort erfährt, war der unbeteiligste Charakter, denn über 90% des Romanes weiß er gar nicht, worum es geht und als er es dann erfährt, interessiert es ihn auch nicht so richtig.
Ach, ich weiß nicht, wie gesagt, thematisch war es wirklich gut, aber die Umsetzung war nun nicht so meins.


Sick City – Tony O’Neill51xUrKIPg+L._SX314_BO1,204,203,200_

Heyne Hardcore, Übersetzer: Stephan Pörtner, ISBN: 978-3453676237

Worum geht es?
Als Jeffreys Gönner nachts im Bett stirbt, beschließt er, eine Entziehungskur zu machen. Dabei trifft er Randal, ebenfalls drogenabhängig, aber auch reich und mit dem Filmgeschäft verbandelt. Das trifft sich gut, hat Jeffrey doch von seinem Gönner ein geheimes Sex-Tape „geerbt“, welches er zu Geld machen will. Zwei Junkies, ein legendäres Video und L.A. – da kann doch nichts schief gehen, oder?

Wie war es?
Zwei Junkies, ein Dealer, ein Killer und eine Stripperin, die alleine nichts hinkriegt. Schon das Ensemble in diesem abgefahrenen Krimi hat es in sich. Sprachlich zwar nicht der Bringer, dafür aber sehr authentisch rast man durch das Buch und sieht die Wand auf sich zukommen bzw. die Protagonisten Fahrt aufnehmen und in ihr Unglück rasen. Sehr viele Drogen, sehr viele Arten Drogen zu nehmen, Gossensprache und nicht das beste Personal und trotzdem eine Wucht. Ein irrer Trip, den man sich nicht entgehen lassen sollte.


Exodus aus Libyen – Tito Topin41JK-qwbcBL._SX301_BO1,204,203,200_

DistelLiteraturVerlag, Übersetzerin: Katarina Grän, ISBN: 978-3923208906

Worum geht es?
Acht völlig unterschiedliche Menschen – Geschlecht, Religion, sozialer Status – machen sich auf den Weg von Tripolis nach Tunesien. Der Jeep schafft es kaum aus der Stadt, bevor er in einem kleinen Ort strandet, der unter der Knute des Militärs steht, zurückerobert von den Rebellen. Wer bzw. wie viele werden Tunesien erreichen?

Wie war es?
Unheimlich erschreckend. Acht Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, alle einzeln vorgestellt in Kapiteln eingeworfen zwischen den Kapiteln ihrer unmöglich scheinenden Reise. Jeder mit eigenen Motiven, mit einer Hintergrundgeschichte, müssen sie sich doch irgendwie arrangieren, zusammenbleiben, füreinander einstehen. In einem Land zerrissen zwischen den Schergen des Machthabers, dem „Pourriture“ (dem Korrupten/Verderbten (Gaddafi)), und den Rebellen, ein zerstörtes Land, mit Toten, mit Hungernden, mit Flüchtlingen, klapperdürren Hunden und der ständigen Angst zu sterben. Bei dieser Lektüre muss man schwer schlucken, aber es ist so wichtig, sie zu lesen, um zumindest ein wenig zu verstehen, welche Schrecken auf der Welt vorgehen, derweil wir in unseren sicheren Häusern sitzen, keinen Hunger leiden, uns nicht vor Kampfflugzeugen verstecken müssen. Unbedingt lesen!

 


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Ab in den Urlaub: Lago Mortale – Giulia Conti


Giulia Conti – Lago Mortale
Verlag: Atlantik Verlag
288 Seiten
ISBN: 978-3455005462

 

 

 

 

Eigentlich mache ich einen großen Bogen um „Urlaubskrimis“.  Dafür gibt es die verschiedensten Gründe, unter anderem, dass mich diese Urlaubsregionen als Urlaubsziel überhaupt nicht interessieren und falls doch, ich mir eher einen Reiseführer als einen Krimi dazu kaufe. Unter anderem aber auch, weil dahinter zu einer hohen Prozentzahl deutsche AutorInnen stecken, die ein passendes Pseudonym aus der Urlaubsregion verpasst bekommen und zumeist eben nicht aus diesem Land kommen, es höchstens bereist haben und ich deshalb befürchte, dass mir da die Kultur des Landes nicht authentisch genug beschrieben ist. Nun wollte es der Zufall aber, dass mir der Atlantikverlag einfach einen Urlaubskrimi zugeschickt hat und zwar vorliegenden „Lago Mortale“. Und letztes Wochenende hatte ich dann Lust darauf, da rein zu lesen und herauszufinden, ob Urlaubskrimis mich überzeugen können.

Simon Strasser, ein ehemaliger deutscher Journalist hat sich am Lago D’Orta ein kleines Häuschen gekauft und verbringt dort seine Tage, im Ruhestand ist er noch nicht ganz, verfasst er doch freiberuflich noch Texte für deutsche Magazine und Zeitungen. An einem heißen Augusttag entdeckt er die Yacht der Zanettis, einer reichen Industriellenfamilie, herrenlos im See treiben. Er schwimmt hinüber und entdeckt Marco Zanetti, einen Spross der Familie, mit Kopfverletzung tot auf dem Schiff. Ein Segelunfall? Zuerst sieht alles danach aus, doch Simon bleibt an dem Fall dran und gemeinsam mit Carla Moretti von den Carabinieri kommt er dem Tathergang nach und nach auf die Spur.

Wie ich erwartet hatte, liegt der Fokus ganz klar auf dem Piemont, auf dem Lago D’Orta und den umliegenden Dörfern und Gemeinden. So ganz klar ist mir nicht, wie Simon Strasser mit Mitte 50 schon quasi im „Ruhestand“ sein kann, aber er hat sich eine schöne Region dafür ausgesucht. Die Landschaftsbeschreibungen lassen einen durch den Piemont schweifen, einen Hauch von Urlaub spüren und bei den momentanen sommerlichen Temperaturen hat man dann fast schon das Gefühl vor Ort zu sein. Die Autorin teilt einem im Abschluss dann mit, dass die Ortschaften zwar existieren, sie aber die Orte schon nach ihrem Gusto passend zum Krimi verändert hat. Der Lago D’Orta hat noch eine besondere Geschichte, war er doch noch wenige Jahre zuvor sauer und jegliche Lebewesen abgetötet. Die umgebende Industrie hatte jahrelang ihre Abwässer in den See geleitet, doch tatsächlich hat die Regierung den See wieder aufgepäppelt, so dass er nun ein herrliches Touristenausflugsziel ist. Vielleicht noch nicht die Top-Sehenswürdigkeit, aber doch beliebt bei Touristen.

Simon Strasser ist nun kein Tourist, aber ein Einheimischer ist er auch nicht. Er hat Freunde unter den Italienern, auch Bekannte und Nachbarn, aber er ist und bleibt der „Tedesco“. Von manchen gutmütig gerufen, von anderen eher abschätzend. Als Journalist sind ihm Recherchen und Ermittlungen nun nicht ganz unbekannt, vor allem, da er auf Wirtschaft spezialisiert war und ist und die Zanetti Familie als Industriellenfamilie nun nicht ganz unbekannt für ihn ist. Da er freigeistig in den Tag hineinlebt und kaum Verpflichtungen hat, kann er sich natürlich gut in die Ermittlungen einmischen, wobei er zum Teil tatsächlich auch von der Polizei hinzugezogen wird.

Die Ermittlung ist in sich schlüssig, allerdings kommen die Carabinieri doch schlecht weg, denn ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die Polizei freiwillig einen Journalisten in ihre Ermittlungen einbezieht, gemeinsame vergangene Erlebnisse hin oder her. Und dann findet der Journalist den Täter auch noch vor den Carabinieri…. Nun ja, der Kriminalfall  war jedenfalls schlüssig, wenn auch nicht fürchterlich kompliziert. Es gab kaum Finten, so dass diese doch recht geradlinig ablief und natürlich in einem kleinen dramatischen Finale endete.

Der Piemont-Krimi war nun also genau das, was ich mir vorgestellt habe: leichte Unterhaltung mit ganz viel landschaftlicher Schönheit untermalt. Die Ermittlung war nun nicht herausragend, aber geschickt eingebettet und logisch aufgebaut. Thematisch bietet das Buch noch einen kleinen Abriss der Partisanen in Italien zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs, doch die Tat bleibt von dieser spannenden Vergangenheit leider unberührt. Insgesamt bietet der Krimi also viel Piemont, doch er lässt an Spannung und Hintergrund missen. Das Dolce Vita nimmt doch sehr viel Platz ein.

Fazit:
Krimilektüre für Urlaubsleser, Piemont-Liebhaber und Leser von unblutigen, regionalbezogenen Krimis. Und für welche, die an einem heißen Juli- oder Augusttag keinen Nerv für ausgefeilte oder düstere Ermittlungen haben und einfach nur locker-leichte Unterhaltung suchen.


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Feine Erzählkunst: Der Fall Bramard – Davide Longo

978-3-498-03938-7
Davide Longo – Der Fall Bramard
Verlag: Rowohlt
Übersetzerin: Barbara Kleiner
320 Seiten
ISBN: 978-3498039387

 

 

 

 

Schon ganz lange schleiche ich um Davide Longo und seine Bücher herum. Ich weiß nicht, warum genau, vermute aber, dass es etwas mit der Aufmachung des Covers oder dem Klappentext zu tun hat, dass ich ihn die Schublade „Regionalkrimi – außerhalb Deutschlands“ gepackt habe, so à la Provence-Krimi oder so. Nur eben in Italien, also eigentlich im Piemont (für mich Geo-Idioten klingt das ja auch noch ähnlich). Und ja, ich habe Schubladen. Die hat jeder – es gibt nur nicht jeder zu. Und manchmal muss man die Schubladen eben mit Gewalt zuschlagen und seinen innneren Schweinehund, der ständig diese Schubladen anlegt und öffnet, überwinden. Und wie immer muss ich mich ein wenig ärgern, wenn ich so lange brauche, um eine Schublade zu schließen, denn hätte ich mich dazu schon früher überwunden, hätte ich das Leseerlebnis ja schon viel früher gehabt, nicht? So, genug zu meinen wirren Gehirnwindungen, jetzt zum Buch.

Vor zwanzig Jahren war Corso Bramard Kommissar und verfolgte den Serienmörder Autunnale. Als der Mörder dann Bramards Frau getötet hat und seine Tochter verschwindet, wird er untragbar für den Polizeidienst und scheidet aus. Heute lebt er in seinem einstigen Elternhaus, in einem der schönsten Dörfer Italiens, gibt einige Stunden Unterricht an einer Schule. Er ist ein schweigsamer Mann, am liebsten klettert er auf die umliegenden Berge und genießt die Einsamkeit. Nur wenige Freunde hat er im Dorf. Wie jedes Jahr erhält er auch jetzt einen Brief vom Mörder mit einer Strophe eines Leonard Cohen Songs. Diesmal ist allerdings ein Haar enthalten. Ein Haar des ersten Opfers. Des einzigen Opfers, welches Autunnale überlebt hat.

Ich kann mir gut vorstellen, dass das Buch viele „Mainstream“-Leser anzieht (so wie es mich eher abgeschreckt hat) und dann enttäuscht. Das Stichwort Serienmörder hat quasi eine magische Wirkung auf viele Krimileser. Davide Longo macht es seinen Lesern nicht einfach, denn sein Stil ist gewöhnungsbedürftig, aber dabei höchst literarisch. Der Autor gibt nicht alles preis, vieles muss man als Leser hinein interpretieren. Wäre im Klappentext nicht das Schicksal seiner Frau und Tochter beschrieben, man würde es im Buch erst spät mitbekommen. Der Fall eröffnet sich nur langsam, viel mehr Platz bekommt die Landschaft, das Dorf, Bramard selbst aber auch die Dorfbewohner. Es ist eine Skizze Italiens, so wie man es nicht kennt. Melancholisch, schweigsam, düster –  etwas, dass man nur langsam öffnen kann und Geduld beweisen muss, um dann am Ende umgehauen zu werden.

Bramard ist ein gebrochener Mann, kriegt sein Leben aber nach einem tiefen Fall wieder einigermaßen auf die Reihe. Freunde hat er nur dediziert, überhaupt würde ich nur Cesare so bezeichnen, einen alten Mann aus dem Dorf, der ihn sein lässt, wie er will. Als nun das Haar im Brief auftaucht, zieht Bramard Arcadipane hinzu, seinen Nachfolger bei der Kriminalpolizei. Bramard war einst sein Vorgesetzter, doch nun ist er auf Arcadipanes Gutmütigkeit angewiesen. Die Wahrscheinlichkeit, einen Fall nach 20 Jahren zu lösen, tendiert gegen Null, doch Bramard kennt den Täter nicht als nachlässig, so muss es einen Grund haben, dass das Haar sich im Umschlag befindet. Arcadipane stellt ihm die junge Isa zur Seite, eine sehr gute Polizistin, die allerdings Schwierigkeiten hat, sich in das Team der Polizei einzufügen. Überhaupt hat sie Probleme mit dem Wörtchen „einfügen“. Und zudem erinnert sie ein wenig an Lisbeth Salander, was Davide Longo aber gerne zugibt und im Text als Isa gleich mal erwähnt, um den Vergleich dann abzulehnen.

Auch der Täter, Autunnale, darf im Buch immer wieder zu Wort kommen und man verfolgt seine Vorbereitungen zum Finale. Das ist allerdings weit weniger actionreich als man vermuten möchte, allerdings durchaus der letzte Stoß, um Bramard zu zerbrechen. Ob es dazu kommt, bleibt offen, doch natürlich unterstreicht das, wie perfide der Täter seine Taten geplant hat, wie akribisch er Bramard in seine Vorstellungen eingebaut hat und offenbart seine Vorgehensweise endgültig. Doch auch hier weniger reisserisch als vermutet, fast schon quälend offen und mit viel Interpretation vom Leser auszufüllen. Davide Longo macht es seinen Lesern nicht einfach, er lässt sie knobeln und nachdenken, dies allerdings erzählerisch grandios verpackt.

Italien ist für mich literatisches Neuland – Donna Leon habe ich nie gelesen und spontan ist sie schon die einzige italienische Krimischriftstellerin, die mir einfällt (wobei sie natürlich eigentlich Amerikanerin ist). Davide Longo hat es aber mit diesem Buch geschafft, auf meiner Liste ganz nach vorne zu preschen. Wie gut, dass ich zu Weihnachten „Der aufrechte Mann“ erhalten habe. Zwar gehört dieser Titel nicht in die Bramard Reihe, aber die literarische Qualität erwarte ich natürlich auch hier – zusammen mit einem spannenend Blick in die Zukunft Italiens! Davide Longo sollte man auf jeden Fall im Auge behalten!

Fazit:
Ganz sicher nichts für die Masse, aber wirklich feine Erzählkunst, gestrickt um einen gebrochenen Kommissar und einen lebenslangen Fall. Grandios!


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Wer legt eigentlich die Regeln fest?: Folter – Jonathan Holt

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Jonathan Holt – Folter
Verlag: Blanvalet
Übersetzer: Bettina Spangler
571 Seiten
ISBN: 978-3442382859

 

 

 

 

Was genau zählt als Folter?
Ist eine Ohrfeige Folter?
Sind 10 Ohrfeigen Folter?
Sind 10 Ohrfeigen Folter, wenn man vorher gezwungen wurde, sich nackt auszuziehen?
Ist es Folter, wenn man mit ausgestreckten Armen an der Decke festgebunden wird, so dass man nur auf Zehenspitzen stehen kann?
Ist es Folter, wenn einem die sensorischen Reize genommen werden?
Ist Waterboarding Folter?
Wer definiert, was genau Folter ist und legt die Regeln fest?

Das ist das Thema von Jonathan Holts Thriller „Folter“, dem zweiten Teil einer Serie um die beiden Protagonistinnen Katerina Tapo, eine Carabiniera, und Holly Boland, eine Angehörige des US-Militärs. Mia Elston, die Tochter von Major Elston wird entführt. Schon kurz darauf veröffentlichen die Entführer Videos von Mia, in denen sie aus den Texten der CIA zitieren, was keine Folter ist und genau dies Mia angedeihen lassen. Die Entführer bezeichnen sich als Mitglieder der „No Dal Molin“ Bewegung, die den Bau eines US Stützpunktes verhindern soll. Doch schon bald zweifeln die Ermittler daran, dass die Gruppe wirklich dahinter steckt. Doch wer hat das Mädchen entführt und zu welchem Zweck genau?

Ein wirklich spannendes Thema hat sich Jonathan Holt hier ausgesucht. Folter – wer oder was definiert Folter? Wird Folter definiert durch Schmerzen oder durch Erniedrigung? Die lasche Einstellung der USA, die zwar grundsätzlich Folter verdammen muss, aber nichtsdestotrotz vorne mit dabei ist, wird hier auf den Prüfstand gehoben. Leider gibt es keine richtige Auseinandersetzung mit dem Thema. Es wird eher als Showelement verwendet, welches tief in einer spannenden Geschichte eingebettet ist. Es ist schade, dass das Potenzial des Themas nicht ausgeschöpft wurde.

Nun ja, nichtsdestotrotz war der Thriller um die beiden Ermittlerinnen sehr spannend. Sie beginnen auf der Baustelle des geplanten US Stützpunkts, in der ein jahrzehntealtes Skelett gefunden wird, über eine Swingerparty führen sie über die Plattform Carnivia, die den Menschen jegliche Gelüste erlaubt, bis zum Vatikan. Ja, genau – sogar der Vatikan ist verstrickt, wenn auch nur am Rande. Es ist also ein Potpourri an verschiedenen Themen und Spuren, die hier vermischt werden und nach und nach einen Sinn ergeben. Eigentlich sind es zwei Fälle, bei denen ermittelt wird, doch diese sind eben miteinander verwoben. Ich denke, den – ich nenne ihn mal – Skelettfall hätte man nicht unbedingt benötigt, doch er lässt den Leser knobeln, welche Verbindungen bestehen und wie alles zusammen hängt.

„Folter“ ist Teil zwei einer Trilogie um die beiden Ermittlerinnen Kat Tapo und Holly Boland. Ich kenne Teil eins nicht, doch die beiden Ermittlerinnen haben sich dort wohl überworfen und brauchen eine Weile, um wieder „geschmeidig“ miteinander zu arbeiten. Es macht die Sache auch nicht leichter, dass Kat Tapo eine Affäre mit ihrem direkten Vorgesetzten Piola hatte und ihn danach wegen sexueller Belästigung gemeldet hat. Denn sie muss jetzt wieder mit ihm zusammen ermitteln und einfach gestaltet sich diese Zusammenarbeit dabei nicht. Tapo ist sowieso nicht einfach zu handhaben – störrisch und selbstbestimmend stößt sie desöfteren bei ihren Kollegen an, die eine Frau bei der Polizei sowieso nur kaum akzeptieren. Holly Boland ist hiergegen fast zahm, um nicht zu sagen, eine gehorsame Armeeangehörige, die brav die Anweisungen ihres Vorgesetzten folgt. Nun ja, zumindest eine Weile lang.

Fazit:
Ein spannender Thriller mit einem ganz gut durchdachten Team aus zwei Ermittlerinnen, der aber leider sein Grundthema „Wer definiert eigentlich, was Folter ist und was nicht“ leider nicht ausschöpft.


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Ausbruch – Dominique Manotti

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Dominique Manotti – Ausbruch
Verlag: Argument
244 Seiten
ISBN: 978-3867542180
17 €

 

 

 

 

Inhalt:
Filippo Zuliani sitzt im Gefängnis. Dort ist er eingeteilt nach der Müllabfuhr den Müllraum zu reinigen. Eines Tages geschieht etwas Unerwartetes: er findet den Müllraum noch mit Müll vor. Filippo wundert sich, doch dann rumpelt es im Müllschacht und herausschießt sein Zellengenosse, Carlo Fedeli, ein Widerstandskämpfer und Mitglied der Roten Brigaden, und versteckt sich in den noch vollen Müllcontainern. Filippo überlegt kurz und springt dann kurzentschlossen zu Carlo in den Container, gerade noch rechtzeitig, um von der Müllabfuhr mitgenommen zu werden. Doch der Ausbruch verläuft nicht so wie geplant. Carlo schickt Filippo weg und gibt ihm nur einen Zettel für den Notfall mit. Dieser Zettel führt Filippo nach einigen Wochen nach Frankreich, genauer gesagt nach Paris, zu Lisa Biaggi, der früheren Geliebten von Carlo, die dort im Exil lebt. Für Filippo beginnt eine Reise ins Unbekannte, die er zwischen Naivität und Gerissenheit zu meistern versucht.

Vorab:
Dieses Buch habe ich freundlicherweise direkt vom Argument Verlag zur Verfügung gestellt bekommen, der unter ariadne Kriminalroman „spannende[n] Lesestoff mit literarischem und aufrührerischem Anspruch“ veröffentlicht. Diese Aussage trifft voll und ganz zu und ich bin froh, dem Verlag zugesagt zu haben, als sie mich gefragt haben, ob ich rein lesen möchte. Hiermit bedanke ich mich herzlich für das Exemplar von „Ausbruch“ von Dominique Manotti.

Meine Meinung:
„Ausbruch“ ist ein politischer Krimi. Politische Krimis können spannend sein, sind es mitunter aber oft nicht. Meist sind sie anstrengend – zumindest für mich und ich habe diese fast ganz von meiner literarischen Speisekarte gestrichen. Doch nun muss ich meine Karte wohl umschreiben, denn Frau Manotti zeigt mir, dass politischer Krimi nicht nur unglaublich spannend sondern auch literarisch beeindruckend geschrieben werden kann. Nie hätte ich gedacht, dass ein Krimi, der seinen Hintergrund in den linksradikalen Gruppierungen in Italien der 60er/70er Jahre hat, mich so begeistern kann. Und doch hat „Ausbruch“ genau dies getan.

Krimis / Thriller, die auf realen Geschehnissen basieren finde ich immer gut. In Deutschland landet man dann nicht immer, aber sehr oft im Dritten Reich. Auch spannend, aber es gibt doch noch so viele andere spannende Perioden in der Zeit. So ist es ein Erlebnis, nicht nur ein anderes Land – Italien und Frankreich – sondern auch eine andere Zeitspanne – 80er Jahre mit Bezug auf 60er/70er – in einer spannenden Geschichte präsentiert zu bekommen. Man könnte befürchten, dass das Buch vielleicht trocken und mit Details überladen ist, dass es zu politisch ist, mit langweiligen Details vollgestopft, doch Manotti gelingt es, das Thema gleichzeitig im Hintergrund und doch immer präsent und vor allem klar darzustellen.

Es geht um Filippo, den Kleinkriminellen aus Rom, der eigentlich nicht mehr zu seiner Gang zurück will, der mehr in seinem Leben will, der sich zu besseren, höheren Kreisen berufen fühlt. Er ist naiv und doch gerissen. Er kann sich kaum zu etwas motivieren und es ist fast ein Wunder, dass er doch letztendlich seinen Weg macht. Er ‚schlachtet‘ Carlos Geschichte aus und löst damit ein politisches Chaos aus ohne es zu wollen oder zu wissen.
Lisa Biaggi, auch eine Widerstandskämpferin wie Carlo, lebt schon lange im Exil in Frankreich. Sie ist Carlo treu ergeben, in der Liebe wie auch in der Politik. Doch als dieses Bild ins Wanken kommt, setzt sie alles daran, dies wieder gerade zu biegen. Letztendlich muss sie aber einsehen, dass ihr im Exil die Hände gebunden sind und sie einfach nicht alles erreichen kann, was sie möchte.

Filippo taucht bei Lisa Biaggi unter, die gar nicht begeistert ist und ihn abschiebt. Er findet einen Job als Nachtwächter und da er kein Wort Französisch kann, langweilt ihn dieser schnell. Da beginnt er zu schreiben. Über seine Flucht, über Carlo, über sich, über … nun, das verrate ich jetzt nicht alles. Doch es ist ein Buch im Buch, eine Geschichte in der Geschichte, ein Kriminalfall im Krimi – Filippo benutzt die richtigen Namen, doch ansonsten benutzt er die Tatsachen nur als Grundgerüst für seine fiktionale Geschichte. Nicht nur mir als Leser, sondern auch den Lesern im Buch ist es so ergangen, dass man mitunter gar nicht unterscheiden kann, ist etwas erfunden oder ist es real. Das Buch wird veröffentlicht und schlägt damit große Wellen. Wellen, die von Frankreich nach Italien schwappen und da Empörungsstürme auslösen.

Literarisch gesehen erstaunt mich „Ausbruch“. Selten trifft man im Kriminal/Thrillergenre eine so ausgefeilte Sprache wie die von Dominique Manotti. Sie zeichnet zielgerichtet Bilder des Geschehens, die den Leser in eine andere Welt entführen, in eine andere Zeit. Ihre Sprache ist schlicht, aber wortgewaltig. Und trotz allem ist es spannend dies zu lesen und keineswegs anstrengend oder schwierig. Die Besonderheit des Romans im (Kriminal)Roman ist ein wahrhaft genialer literarischer Schachzug und die politischen Hintergründe sind packend erzählt. Es geht um Macht, Machtmissbrauch, Geheimdienste, Gewalt und Korruption. Und das Ende? Das ist dann ein Entweichen der Luft, ein abruptes Ende der Spannung und die Frage: Wie jetzt? Schon zu Ende? Wo ist der nächste Manotti???? Der steht bei mir schon in den Startlöchern…

Fazit:
Ein Politkrimi, der mich restlos begeistern konnte. „Ausbruch“ sind zwei Geschichten, ein politisch brisantes Gemisch und Kunst in einem. Das Buch hat mich in mehreren Aspekten positiv überrascht und ist mit ein, zwei anderen Krimis/Thrillern mit in meiner Top 5 für dieses Jahr. Von mir bekommt „Ausbruch“ ganz klar 5 Schafe.

5 Schafe


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Camaleonti – Katja Zucchetti (Hörbuch)

Camaleonti
Katja Zucchetti – Camaleonti
Verlag: Zyx Music
ca. 457 Minuten / 6 CDs
ISBN: 978-3865499295
17,95 €

 

Inhalt:
Anna Pizzo, eine Computerspezialistin und ausgezeichnete Hackerin, will Rache. Rache dafür, dass ihr Exfreund Malek sie verprügelt und dadurch ihr ungeborenes Kind getötet hat. Anna kündigt ihren Job, um Zeit für ihre Rachepläne zu haben. Seit sie den von ihrem Vater ausgesuchten Heiratskandidaten abgelehnt hat, ist das Verhältnis zwischen ihrem Vater und ihr gespalten. Doch als sie ihn um Hilfe bei ihrer Vendetta bittet, ist er sofort bereit ihr zu helfen. Kurz darauf wird sie von James Stark, einem amerikanischen Geheimdienstagenten und Freund ihres Vaters, kontaktiert. Er sichert ihr uneingeschränkte Hilfe zu und stellt ihr Chava, eine israelische Ex-Mossad-Agentin, als Bodyguard zur Seite. Kurz darauf überschlagen sich die Ereignisse und Anna überlebt nur knapp einen Anschlag auf ihr Leben. Ein Mafia-Krieg tobt in Sizilien und dieser streckt seine Arme bis zu ihr in die Schweiz aus. Viele Mitglieder unterschiedlicher Familien wurden getötet und nun sollen auch die restlichen dran glauben. Nachdem sie nur knapp einen Mordanschlag überlebt, flieht Anna gemeinsam mit Chava und „Scorpione“, einem Mitarbeiter von ihrem Vater, nach Sizilien, um herauszufinden, wer sie und ihre Familie bedroht.

Meine Meinung:
Das Cover spricht mich persönlich nicht sehr an. Der rote Stöckelschuh sticht zwar heraus, doch begegnet er einem im Hörbuch nicht wieder und man weiß gar nicht so recht, was er auf dem Cover zu suchen hat. Was mich hingegen wirklich angesprochen hat, war der Titel „Camaleonti“, bei dem ich es passend finde, dass er nicht ins deutsche übersetzt wurde und der sich in der Geschichte wiederfinden lässt.

Das Hörbuch wird von Susanne Arnold gesprochen. Ich persönlich bevorzuge eher männliche Sprecher, doch Frau Arnold konnte mich positiv überraschen. Ihre Sprechweise war angenehm, spannend und an den richtigen Stellen leidenschaftlich-italienisch. Zwar gab es hin und wieder Stellen, in der die Intonation eher eintönig war und es einem schwerfiel zu folgen, doch diese Stellen waren rar gesät. Wirklich toll gefallen haben mir die italienischen Einwürfe / Ausrufe – auch wenn ich kein italienisch spreche – denn diese haben das Hörbuch aufgelockert und haben – bei den ernsten Themen des Buches – hin und wieder für ein Lächeln gesorgt.
Negativ aufgefallen ist mir, dass die Tracks des Hörbuchs recht lang waren (mitunter mehr als 30 Minuten). Das finde ich unpraktisch, weil man da nicht so richtig einen Cut machen kann, wenn man mal aufhören muss. Wenn man dann wieder einsteigen will, muss man dann immer mühselig bis zu dem Zeitpunkt vor“spulen“ anstatt einfach bei einem neuen Track anzufangen.

Anna Pizzo, die Protagonistin des Hörbuchs, ist eine sehr starke und ungewohnte Persönlichkeit. Was ihr wirklich am Herzen liegt ist ihre Rache an Malek. Anfangs erscheint sie unsicher (außer in ihrem Wunsch nach Rache), doch muss man anmerken, dass ihr Umgang mit Waffen und ihre Treffsicherheit, sehr effizient sind und sich mit der Unsicherheit etwas beissen. Ihr Zwang ständig komplizierte Rechenoperationen auszuführen und jedem und allem eine Farbe zuzuordnen ist ein Zug, der ihren Charakter sehr realistisch gestaltet, da er im Laufe des Hörbuchs immer wieder erwähnt und eingebunden wird. Am Anfang konnte ich – als eher kühler Kopf – mich für ihren Charakter nicht erwärmen und auch nicht mit ihr identifizieren, doch im Laufe des Hörbuchs hat sich das geändert. Anna Pizzo ist Italienerin – durch und durch. Und das merkt man. Sie ist leidenschaftlich, impulsiv, liebt ihre Familie über alles und lässt sich von niemandem ihre Rache nehmen. Obwohl die Familie sich entzweit hat, hält Anna in der Notsituation zu ihrer Familie. Leidenschaftlich stürzt sie sich in den Kampf und sichert ihrem Vater ihre bedingungslose Unterstützung zu.
Schön finde ich, dass einige der Nebencharaktere Tiefe gewinnen, indem sie Anna ihre Vergangenheit und Verbindung zu Don Vito / der Familie / etc. aufdecken. Besonders gefallen hat mir hier Chava. Nicht nur, dass sie einen äußerst interessanten Hintergrund hat, sondern sie entpuppt sich als wahre Freundin und weicht Anna nicht mehr von der Seite.

Nach dem Prolog beginnt die Handlung erstmal beschaulich und man lernt Anna kennen, doch schon bald überschlagen sich die Ereignisse und die Spannung nimmt mehr und mehr zu. Genau wie die Fragen, die man sich stellt. Annas Erlebnisse mit Malek, ein Amoklauf, mehrere Mordanschläge, eine Flucht und und und – mehr dramatische Ereignisse sind fast nicht möglich und selbst wenn nach einem Ereignis erstmal wieder kurz Ruhe einkehrt, folgt schlagartig der nächste Spannungsschub. Und man fragt sich ständig, wie das alles zusammenhängen kann (oder ob überhaupt) und wer dahinter steckt. Es gab mehrere überraschende Wendungen und ich wusste bis zur Entlarvung überhaupt nicht, wer der Täter ist. Für mich persönlich war auch das Thema Mafia neu – jedenfalls kann ich mich an keinen anderen Thriller mit diesem Thema erinnern, den ich gelesen habe – und ich habe gebannt gelauscht, wie dieses System funktioniert – oder zumindest nach Frau Zucchettis Recherchen funktioniert. Von legalen und illegalen Geschäften, über Halunken und noble Ganoven, gemischt mit Paranoia und Geheimgängen sowie Intrigen und Zwistigkeiten – das hier am Ende auch noch eine Liebe entsteht hätte ich wirklich nicht erwartet und war angenehm überrascht.

Fazit:
„Camaleonti“ hat mich wirklich positiv überrascht. Es war bis zuletzt spannend und wirklich abwechslungsreich. Ich hatte viel Spaß beim Hören und hoffe, bald mehr von Katja Zucchetti zu hören. Von mir gibt es 4 ½ Schafe – ½ Schaf Abzug gibt es für die langen Kapitel, denn die waren wirklich nervig, doch an allem anderen kann ich wirklich nicht rummeckern. ;-)

4 und ein halbes Schaf


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SUB-Fütterung / 27.06.2014

In dieser Woche war mein Briefkasten gut gefüllt und mit viel Vorfreude, darf ich Euch die neuen Schätze in meinem Regal vorstellen. Wenn ich meinen Blick so über die Bücher schweifen lasse, fällt mir auf, dass ich diesmal eine Ländervielfalt zu bieten habe. Da ist also auf jeden Fall Abwechslung drin!
Ganz besonders freue ich mich, über zwei Ariadne Kriminalromane, die ich vom Argument Verlag zur Rezension bekommen habe. Dafür möchte ich mich hier nochmal bedanken – natürlich werde ich mich nach meiner Skandinavienwoche sofort darauf stürzen.

So, hier sind aber nun meine Neuen:
Neues 260614

 

 

 

 

 

Dominique Manotti – Ausbruch
Verlag: Argument
244 Seiten
ISBN: 978-3867542180
17 €

Inhalt:
Filippo hat mit Politik nichts am Hut, bis er im Knast auf den älteren Carlo trifft, einen politischen Gefangenen der extremen Linken. Carlos Erzählungen von den Kämpfen der 1970er ­befeuern Filippos Phantasie. Als Carlo flieht, springt er spontan mit auf, wird dann aber sitzengelassen. Während der junge Ausbrecher noch zu Fuß durch Italien pilgert, kommt Carlo in Mailand bei einem Banküberfall ums Leben.
Filippo flüchtet nach Paris, sucht Kontakt zu Exil-Italienern, doch der Empfang ist nicht gerade herzlich. Entwurzelt, isoliert und ohne Perspektive muss er seinem Leben eine Wendung geben: Er beginnt zu schreiben. Auf Nachtwachen im Büroturm in La Défense schmückt er aus, was er erlebt hat, erschafft einen Mythos, in dem er die Rolle des Helden spielt, mit Carlo an seiner Seite. Ein Roman entsteht. Doch das Buch bringt Filippo zwischen die Fronten aus italie­nischen Polit-Exilanten, italienischer Polizei und Geheimdiensten. Es ist die ­Sorte Geschichte, die einen umbringen kann…

Clementine Skorpil – Gefallene Blüten
Verlag: Argument
339 Seiten
ISBN: 978-3867542128
12 €

Inhalt:
Die europäischen Kolonialherren haben die Stadt in Verwaltungszonen aufgeteilt. Fabriken schießen aus dem Boden, Triaden beherrschen die Straßen, der Opiumhandel blüht. Da trifft eine ehrwürdige alte Frau vom Lande ein, um nach ihrer verschollenen Enkelin zu suchen. Die Spur führt zu den Kurtisanenhäusern, ins Reich der »wilden Hennen« von Shanghai, doch dann verliert sie sich plötzlich. Hängt das Verschwinden der schönen Pflaumenblüte mit dem ermordeten Komprador Liu Er zusammen? Die starrköpfige Großmutter lässt nicht locker. Sie betraut einen aufmüpfigen Studenten mit Nachforschungen und legt sich dabei arglos mit mächtigen Widersachern an …

Linda Castillo – Teuflisches Spiel
Verlag: Fischer
349 Seiten
ISBN: 978-3596196135
9,99 €

Inhalt:

Als das gleißende Scheinwerferlicht des entgegenkommenden Fahrzeugs sie blendet, bleibt ihnen nicht einmal mehr die Zeit, um zu schreien. Auf der regennassen Straße im ländlichen Ohio sterben in dieser Nacht drei Menschen. Ein amischer Vater und zwei seiner Kinder. Als Polizeichefin Kate Burkholder die Unfallstelle genauer untersucht, kommen ihr erste Zweifel: War das wirklich ein Unfall, oder steckt noch etwas anderes dahinter?

Richard Dübell – Allerheiligen
Verlag: Ullstein
410 Seiten
ISBN: 978-3548284866
9,99 €

Inhalt:
Da legst dich nieder! Peter Bernward, Polizeihauptkommissar in Landshut, hat gleich mehrere Probleme auf einmal: Sein Vater nervt ihn mit dem Familienstammbaum, seine Angebetete, Kommissarin Flora Sander, hält ihn auf Abstand und ein gefährlicher Geiselnehmer hat sich ausgerechnet seine niederbayrische Heimatstadt ausgesucht, um unterzutauchen. Seitdem ist es mit der Ruhe in Landshut vorbei. Während der Kollege von der Münchner Polizei – ein arroganter „Städter“ – die Ermittlungen mehr behindert als voranbringt, unternimmt Bernward alles, um den Schwerverbrecher so schnell wie möglich zu fassen.

Sam Eastland – Der rote Sarg
Verlag: Knaur
367 Seiten
ISBN: 978-3426513101
9,99 €

Inhalt:
Moskau 1939: Oberst Nagorski ist unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen. Der Ingenieur war für Stalins wichtigstes Projekt verantwortlich – den neuen, hochgeheimen Panzer T-34, von Spöttern auch »der rote Sarg« genannt. Der Diktator glaubt an Sabotage und vermutet, dass die »Weiße Gilde« Nagorski ermordet hat. Sonderermittler Pekkala erhält den Auftrag, die Verschwörer aufzuspüren – eine lebensgefährliche Mission. Denn niemand weiß, ob es die Gruppe überhaupt gibt.