Elisabeth Herrmann – Chicken Highway und drei weitere Krimi-Hörspiele
Verlag: der Hörverlag
Sprecher: Sandra Borgmann, Martin Reinke, und viele andere
Laufzeit: ca. 3 Stunden 33 Minuten
ISBN: 978-3844521023
Ich gebe zu, ich bin jetzt kein großer Elisabeth Herrmann Fan. Ich hab schon ein, zwei Bücher von ihr gelesen, aber mehr dann doch nicht. Allerdings bin ich ein großer Hörspiel Fan und freue mich immer, wenn ich passende Hörspiele für mich finde – sprich, natürlich am besten im Krimi-Genre. So nun mal wieder geschehen mit der vorliegenden Hörspielbox von Elisabeth Herrmann, die vier Hörspiele rund um die Hauptkommissarin Bettina Breuer und den Pianisten Jac Garthmann , enthält. Diese entstanden in den letzten 6 Jahren im Rahmen des Radio Tatorts für den NDR. Ok, ich muss wohl auch noch zugeben, dass ich absolut kein Tatort Fan bin. Jetzt muss ich allerdings meine Meinung ändern – zumindest im Hinblick auf den Radio Tatort. Im Übrigen gibt es jeden Monat einen neuen Radio Tatort und hier geht es zur Webseite mit mehr Informationen dazu.
Hier die Fälle kurz im Überblick:
Chicken Highway
Es geht – überraschenderweise – um Hühner. Der Tierarzt Jens Thomae, den die Behörden schon für den Vertrieb von illegalen Antibiotika im Auge hatten, wird erschlagen aufgefunden. Kurz vor seinem Tod scheint er eine 180° Wendung hingelegt zu haben – zum Tierschützer. Wer hatte den Tierarzt auf dem Kieker? Tierzüchter oder Tierschützer?
Das Grab der kleinen Vögel
Jac Garthmann ist auf Kur und lacht sich munter zwei, drei Kurschatten an. Als eine der Damen Selbstmord über den Balkon begeht, kann er das nicht so recht glauben. Die reiche Juwelierswitwe sah so gar nicht depressiv und mitgenommen aus, sondern genoss das Leben in vollen Zügen. War es etwa Mord? Jac requiriert die unwillige Bettina Breuer.
Schlick
Bettina geht auf Kreuzfahrt. Eingeladen von einer Freundin, die auf der Shangri-La, dem Schiff, arbeitet, freut sich Bettina auf die Auszeit. Doch dann verschiebt sich der Auslauf des Riesen, da der erste Offizier des Schiffes verschwunden und die Band nicht angekommen ist. Vorerst kann Bettina nur bei der Band aushelfen – natürlich kommt Jac mit seinem Ensemble gerne – doch auch das zweite Problem kriegt Bettina gelöst.
Versunkene Gräber
Sigmar Schwerdtfeger ist schon länger im Visier von Bettina Breuer – als Kurierfahrer schmuggelt er höchstwahrscheinlich Zigaretten. Doch dann wird er tot aufgefunden – Raubmord. Das kann Bettina nicht glauben und macht sich nach Polen auf. Zwischen Immobilien und Gräbern stöbert sie, gemeinsam mit Jac, und scheucht Gespenster auf.
Eine Hauptkommissarin, die einen Pianisten in die Ermittlungen einbindet? Ja, ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig, aber es funktioniert. Derweil Bettina Breuer die Ermittlungen durchführt, wird Jac ins „Milieu“ eingeschleust. Von Kaffeekränzchen bis zum polnischen Bier – wenn man ohne Dienstausweis und ohne Fragen zu stellen mit den Leuten quatscht kann man natürlich auch das ein oder andere erfahren. Aber natürlich funktioniert das nur in Kombination – die Ermittlerin geht nicht ohne den Pianisten und schon gar nicht umgekehrt. Jac ist dann auch eher der gemütliche, während Bettina mitunter ungeduldig ist oder auch schon mal jemanden anherrscht. Sie lässt sich nicht verkohlen und bohrt und bohrt und… Alles Eigenschaften, die ihr Ecken und Kanten verleihen, aber natürlich hat sie auch sympathische Seiten.
Die Fälle sind ganz normale Kriminalfälle, doch genau das richtige für Zwischendurch. Am besten hat mir „Chicken Highway“ gefallen und am Anfang, als ich mir die Box geholt habe, habe ich noch gedacht, dass alle Fälle mit Hühner zu tun haben – die sind ja auch schließlich auf der Box drauf. Aber das ist nicht so, die Gemeinsamkeit ist der Norden und natürlich die beiden Ermittler. Die Fälle sind alle so ca. 45 – 50 Minuten lang und durch den Hörspielcharakter wie im Fluge vorbei. Ich mag es einfach, wenn ab und an auch mal Geräusche vorkommen und nicht immer alles erzählt werden muss. Auch Stimmungen – z. B. wenn Bettina Breuer eben mal der Kragen platzt und es lauter wird – sind bei Hörspielen einfach immer eingängiger für mich. Im Buch empfinde ich da anders, aber mitunter finde ich Hörbucher doch langatmig – ein langatmiges Hörspiel habe ich dagegen noch nicht gehabt. Auch die verschiedenen Sprecher bringen Abwechslung und ich hatte, vor allem bei den Protagonisten, gleich immer eine Figur vor Augen – die im Übrigen überhaupt nicht so aussehen wie die beiden Sprecher Sandra Borgmann und Martin Reinke. In einem Hörspiel brauch ich gar keine Beschreibung der Charaktere – die Stimmen reicht völlig aus.
Fazit:
Wer gerne Krimihörspiele hört, sollte hier gerne mal zugreifen: kurzweilige Unterhaltung mit einem ungewöhnlichen, aber stimmigen Ermittlerpaar zwischen Hühnern, Schiffen, Omis und polnischen Friedhöfen.