Die dunklen Felle

Krimis, Thriller und Science Fiction


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Ein unangenehmer Mann: Maigret und der Weinhändler – Georges Simenon (Hörbuch)

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Georges Simenon – Maigret und der Weinhändler
Verlag: Diogenes Hörbuch
Übersetzer: Hainer Kober
Gelesen von: Gert Heidenreich
ISBN: 978-3257802078
Laufzeit: ca. 4 Std. 38 Minuten

 

 

 

Der Weinhändler Oscar Chabut wird auf offener Straße niedergeschossen – direkt nachdem er ein kleines Stündchen mit seiner Sekretärin, von allen nur „die Heuschrecke“ genannt, in einem anrüchigen Etablissement verbracht hat. Kommissar Maigret, der gerade einen der dümmsten Diebe der Welt ausfragt, wird zu dem neuen Fall gerufen. Nach und nach durchleuchtet er das Geschäfts- und Privatleben des Weinhändlers und muss feststellen, dass Oscar Chabut ein recht unangenehmer Zeitgenosse gewesen ist. Doch auch die Befragten stellen eine bunte Mischung dar, die nach und nach enthüllen, wer der Täter ist.

Im Klassikerspezial letztes Jahr habe ich Maigret ja zum ersten Mal kennen gelernt und wollte unbedingt mehr von ihm lesen / hören. Nun war Simenon ja ein Vielschreiber und es gibt wahrlich genügend Bücher zum Aussuchen. Eher zufällig ist mein Blick auf das vorliegende Hörbuch gefallen – ein Hörbuch sollte es aber auf jeden Fall sein. Und ich bin wahrlich begeistert von Gert Heidenreichs Stimme. Sie passt perfekt zu Maigret und fängt die französische Atmosphäre vortrefflich ein. Selten habe ich eine so gut passende Stimme erlebt – Herr Heidenreich ist für die Maigret Fälle wirklich ein Gewinn!

In diesem Maigret Fall war für mich die Handlung greifbarer. Es gab einen Mord und ein Schuldiger muss gefunden werden. In seiner ruhigen aber bestimmten Art klappert Maigret das private aber vor allem das geschäftliche Umfeld ab und bleibt in dem Unternehmen hängen. Chabut war ein gemeiner Hund, der sich seinen Posten hart erkämpft hat. Nicht immer fair und – im übertragenen Sinne – Leichen pflasterten seinen Weg. Neben seiner Frau hatte er immer Affären, auch mit so ziemlich allen seinen weiblichen Angestellten, momentan ist es eben nur „die Heuschrecke“ gewesen.

Simenon porträtiert seine Charaktere äußerst sorgfältig und eindrücklich. Ich hab wirklich keine Ahnung mehr, wie die Dame hieß, aber nicht nur der Spitzname „Heuschrecke“ ist hängen geblieben sondern auch ihr Aussehen, ihr Wesen und ihre Beziehung zu Chabut. Und das funktioniert bei rundweg allen Charakteren, von der uninteressierten Gattin des Ermordeten, dem kleinen Buchhalter bis zu faulen Femme Fatale, dem ein Mann verfallen ist, der sich besser eine andere Frau gesucht hätte.

Das besondere Gewürz an diesem Teil der Maigret Krimis ist dieses: Maigret hat Schnupfen. Also, er ist erkältet. Mit Fieber, verschwitzen Kleidern und liebevoller Sorge seiner Frau. Er fühlt sich nicht gut, doch krank machen kann er auch nicht. Das Rätsel um den Weinhändler hält ihn fest und lässt ihn sich manch nächtliche Stunde um die Ohren schlagen. Die restliche Nacht schläft er aber wie ein Toter, nun gut, ein verschwitzter Toter. Sehr selten leiden Ermittler in Krimis an Krankheiten und selten habe ich es breit ausgetreten und trotzdem zurückhaltend erlebt. Die Ermittlung schreitet voran – aber abends wird Maigret gepflegt, derweil seine fiebrigen Gedanken doch noch an den Täter denken – und ihn letztendlich natürlich auch finden.

Fazit:
Ein Krimi, der mich darin bestätigt, immer mal wieder einen Maigret zur Hand zu nehmen. Ein kränkelnder, aber trotzdem nicht zu stoppender Maigret, der Aufruhr in der Pariser Gesellschaft und unter die Angestellten des Weinhändlers Chabut bringt. Hörenswert!


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Auf in den Dschungel: Der fröhliche Frauenhasser – Colin Coterill (Hörbuch)

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Colin Cotterill – Der fröhliche Frauenhasser, Dr. Siri ermittelt
Verlag: der Hörverlag
Sprecher: Jan Josef Liefers
Übersetzer: Thomas Mohr
Laufzeit: ca. 9 Std 9 Min
ISBN: 978-3844515688

 

 

 

Die Dr. Siri Reihe ist eine Krimireihe, mit einem der ungewöhnlichsten Settings, die ich kenne: Laos in den 70ern, der Kommunismus hat sich gefestigt und nimmt groteske Züge an, viele schwimmen nach Thailand. Und hier lebt Dr. Siri. Nachdem er sich jahrelang für sein Land geopfert hat, freut er sich auf seinen Ruhestand. Doch im Kommunismus gibt es keine Ruhe – er wird zum amtlichen Leichenbeschauer ernannt. Zum einzigen Leichenschauer in Laos. Nun ermittelt er in seinem mittlerweile sechsten Fall – und diesmal ist er einem Serienmörder auf der Spur.

Auf Siris Seziertisch landet die Leiche einer jungen Frau – gefoltert und erwürgt. Die Leiche weist einige Besonderheiten auf und schon bald wissen Siri und Inspektor Phosy, dass sie einen Serienmörder suchen. Doch wie fängt man einen Serienmörder in Laos in den 70ern? Zwischen den Institutionen gibt es so gut wie keine Kommunikation, die Akten verschwinden in den Tiefen von Schränken und Kellern, die Telefone funktionieren nur sporadisch – wenn man denn eines benutzen darf – und Reisen dauern Tage. Für Dr. Siri und seine Kollegen und Freunde eine richtige Herausforderung. Zusätzlich muss sich Siri noch um seinen Bekannten Rajid kümmern, der verschwunden ist und um das Wohnungsamt, welches mit Argwohn betrachtet, dass Siri bei seiner frisch angetrauten Madame Deng wohnt und nicht in seinem Haus, dafür dort aber massenweise andere Leute hausen.

Bei einem Dr. Siri Krimi darf man keine übersprudelnden Krimis überwarten. Gemäß den Gegebenheiten – Laos, 70er, Kommunismus, 80jähriger Gerichtsmediziner – ist der Krimi kein Pageturner, sondern eher gemächlich und auch die geschichtliche Tragweite wird eher humorig betrachtet. Dafür haben die Krimis mit Siri aber andere Vorzüge. Wenn man eine Serie länger verfolgt, dann wachsen einem die Figuren auch ans Herz und man möchte einfach weitere Fälle mit ihnen erleben. So ist es auch hier. Aber ehrlich gesagt, würde mir Siri auch ganz ohne die liebevollen Nebenfiguren gut gefallen. Der alte Mann hat einfach das gewisse Etwas. In seinem hohen Alter ist ihm die Meinung von anderen recht egal und er nimmt nur ein Blatt vor dem Mund, wenn die Auswirkungen andere betreffen würden. So ist er auch rotzfrech gegenüber seinem Chef, Richter Haeng, und sieht überhaupt viele Dinge locker. Das hindert ihn aber nicht daran, sich an dem Kriminalfall festzubeißen und den Täter beharrlich zu suchen und zu verfolgen.

Nun ist es zwar der 6te Teil der Reihe, doch mein erster Hörbuch-Siri. Jan Josef Liefers liest, wenn ich mich recht erinnere, die ganze Reihe und ist eine ausgesprochen gute Wahl. Seine Stimme ist sehr angenehm und ich konnte die Figuren immer sehr gut auseinander halten. Besonders seine Stimminterpretation von Dr. Siri gefällt mir gut. Man hört das Alter von Siri heraus und das finde ich wirklich gut umgesetzt.

Fazit:
Exotisches, ungewöhnliches Setting, ein unschlagbarer Dr. Siri und ein raffinierter Kriminalfall, diesmal mit Serienmörder. Dr. Siri bringt mich immer wieder zum Schmunzeln, auch wenn es hier eher gemächlich zugeht.


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Nicht überzeugend: Girl on the Train – Paula Hawkins (Hörbuch)

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Paula Hawkins – Girl on the Train (Hörbuch)
Verlag: RandomHouse Audio
Übersetzer: Christoph Göhler
Sprecherinnen: Britta Steffenhagen / Rike Schmid / Christiane Marx
Laufzeit: ca. 10 Std. 40 Min.

 

 

Das kennt doch jeder von uns – man fährt im Zug und an einer Stelle fährt der Zug langsam oder hält gar für einige Minuten, wartet an einem Lichtsignal oder hat sonstige Gründe, warum er nicht weiterfährt. Da lässt man seinen Blick schweifen und wenn man Glück hat, ist es eine lebhafte Stelle, die einem Unterhaltung bietet. Dies geschieht auch Rachel, die jeden Morgen mit dem Pendelzug an der gleichen Stelle verharrt und dort die Häuser ihrer früheren Wohngegend erblickt. Sie sieht sogar ihr früheres Wohnhaus, in dem nun ihr Exfreund mit neuer Freundin und Kind wohnt. Doch eines Tages beobachtet sie in einem der Nachbarhäuser etwas Beunruhigendes…

Eine spannende und doch so alltägliche Ausgangssituation, die uns die Autorin hier bietet. Nun, Rachel beobachtet keinen Mord, aber eine Frau verschwindet und Rachel denkt, sie kann zum Auffinden der Verschwundenen beitragen. Doch es gibt ein Problem: Rachel ist alkoholabhängig und gönnt sich auf ihren Pendlerfahrten gerne mal Gin Tonic aus Dosen. Diese Tatsache verursacht eine zwiegespaltene Atmosphäre. Auf der einen Seite herrscht eine herrliche Spannung, ob Rachel nun etwas gesehen hat oder nicht, zum anderen ist es aber leider zu einem Großteil eine literarische Studie über eine Alkoholabhängigkeit und wie es dazu gekommen ist, gepaart mit Rachels Versuch sich an die Geschehnisse der Nacht von Megans Verschwinden zu erinnern.

Ein wenig Abwechslung bieten da die beiden anderen Perspektiven des Buches/Hörbuches. Megan lernen wir vor ihrem Verschwinden kennen und man bekommt eine weitere Möglichkeit mit zu raten, warum sie verschwunden ist und wer daran schuld hat. Einen ganz anderen Einblick liefert die Sichtweise Annas, die neue Freundin von Tom, Rachels Ex, die in Rachel eine permanente Bedrohung ihrer Vorstadtidylle sieht.

Leider konnte mich keine der drei Frauenfiguren so richtig überzeugen, auch wenn die Dreier-Konstellation an ein Kammerspiel erinnert. Für keine konnte ich so richtig Sympathie entwickeln und es ist mir auch recht lange nicht gelungen, die Stimmen der drei Erzählerinnen, welche die drei Frauen repräsentieren, auseinander zu halten. Hier hätte ich mir Stimmen gewünscht, die sich mehr unterscheiden und nicht so sehr ähneln, denn auch der Text gibt in den ersten Momenten oft keinen Aufschluss, wer gerade erzählt. So ist es mir passiert, dass ich mehrere Kapitel nochmal von vorne beginnen musste.

Unglücklicherweise war mir auch so ab der Hälfte klar, wer der Täter sein muss und es war nur noch offen, wie genau der Abend des Verschwindens sich abgespielt hat. Somit war die Spannung auch nur noch begrenzt vorhanden und das Hörbuch konnte mich mehr schlecht als recht fesseln. Ich vermute, ich habe mich hier von der medialen Aufmerksamkeit des Buches ein wenig den Kopf verdrehen lassen, denn ich habe von „Girl on the Train“ wesentlich mehr erwartet, als ich bekommen habe. Der Blick aus dem Zug, die Beobachtung und das Ungewisse der fehlenden Erinnerung sind wirklich gute Ansätze, die leider in einer recht banalen und in die Länge gezogene Auflösung gipfelt. Diese Ansätze habe ich bei Anne Goldmanns „Lichtschacht“ nicht nur wesentlich subtiler, sondern auch spannender umgesetzt gelesen.

Fazit:
Das Buch bietet gute Ansätze, deren Umsetzung aber leider nicht überzeugen konnte. Die Frauenfiguren waren sehr unterschiedlich in ihren Charakteren, aber mir mit zu ähnlichen Stimmen besetzt und ich konnte mich mit keiner identifizieren. Leider hat der mediale Hype nicht gehalten, was er versprochen hat.


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Charmant bis zum Ende: Die Wahrheit und andere Lügen – Sascha Arango (Hörbuch)

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Sascha Arango – Die Wahrheit und andere Lügen
Verlag: Der Hörverlag
Sprecher: Axel Milberg
Laufzeit: 486 Minuten
ISBN: 978-3844514346
19,99 €

 

Henry Hayden ist ein gefeierter Autor.
Das ist schon mal nicht die Wahrheit.
Er wird gefeiert als Bestseller-Autor, doch mitnichten ist auch nur ein Wort der kriminalistischen Werke von ihm. Das literarische Genie im Hause ist seine Frau Martha. Doch die hat keinerlei Interesse an Erfolg oder Ruhm. Und so sind die beiden ein eingespieltes Team. Doch Henry hat noch eine Geliebte, Betty, die auch seine Lektorin ist. Und die wird schwanger. Um der Misere zu entkommen, fasst Henry einen ganz einfachen Plan.
Eigentlich.

Henry Hayden ist eigentlich ein Betrüger wie er im Buche steht. Noch nie hat er etwas mit eigenständiger Arbeit erwirtschaftet, immer ist er so durchs Leben gekommen. Sogar als Heimkind hat er gewusst, seinen Vorteil herauszuholen. Fast schon ein Glücksfall, dass er auf Martha trifft und sie ihn nicht nur liebt, sondern auch seine wirtschaftlichen Sorgen beseitigen kann und ihm gleichzeitig noch zu Ruhm und Ehre verhilft. Doch wie das eben so ist, in einem gemachten Nest zu sitzen, fällt man da doch leicht über den Rand. Für Henry läuft alles so gut, dass er sich locker-leicht eine Affäre leistet und damit Ereignisse in Gang setzt, die seine betrügerischen Eigenschaften ständig aufs Neue fordern.

Und dabei ist Henry irgendwie doch nicht der typische Betrüger. So kümmert er sich um einen früheren Heimgenossen aus seiner Kindheit, der ihn eigentlich entlarven wollte. Und auch sein guter Freund Obradin (da ich nur das Hörbuch hatte, weiß ich nicht genau, ob das die richtige Schreibweise des Namens ist) bekommt immer wieder Hilfe von Henry. Man mag ihn fast, diesen Henry Hayden, der ja eigentlich gar nicht so viel verlangt, wenn er seinen Status Quo aufrecht erhalten will. Ja, gut, erst bringt er die Falsche um, um dies dann später noch nachzuholen. Ein Mörder also. Aber ein charmanter.

Zugegeben, das Buch bzw. in meinem Fall das Hörbuch, beginnt gemächlich. Bis zum ersten Mord vergeht einige Zeit, bevor das Buch dann mit einer unterschwelligen Spannung, versehen mit leisen, aber dramatischen Spannungsspitzen, den Leser zur Weißglut treibt, weil man endlich wissen will, wie Henry denn nun aus dem Schlamassel wieder herauskommt. Grandios ist übrigens Henrys Jagd nach dem Marder, bei dem er das Haus fast vollständig zerstört. Dieses Bild lässt sich wirklich herrlich auf Henrys Leben übertragen und entlockte mir desöfteren ein Schmunzeln. Überhaupt ist es eine Freude, dem charmanten Henry durch die Geschichte zu folgen. Und man will ihm auch nichts Böses, man hofft fast, dass er mit den Morden davon kommt. Doch wie es letztendlich ausgeht, dass müsst ihr schon selbst herausfinden.

Fazit:
Ein literarischer Krimi, der mit leisen Tönen und einem charmanten Betrüger punktet.


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Berufsganove trifft Hinterwäldler: Fragen Sie den Papagei – Richard Stark (Hörbuch)

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Richard Stark – Fragen Sie den Papagei
Verlag: GoyaLit (Hörbuch)
4 CDs
Sprecher: Dietmar Wunder
ISBN: 978-3833722615

 

 

 

Auch wenn „Fragen Sie den Papagei“ sage und schreibe schon der 23. Teil der Parker-Reihe von Richard Stark ist, war es für mich der Erste. Ich wusste ehrlich gesagt gar nicht, dass es eine Reihe ist und hab auch noch nie von ihm gehört. Ich fand den Klappentext spannend und wollte einfach diesen Teil lesen, bzw. hören, denn ich habe mir die Hörbuchfassung besorgt.

Nach einem Raubüberfall ist Parker auf der Flucht durch die Wälder Massachusetts. Dort trifft er Tom Lindahl, der ihn sofort identifiziert, aber nicht verpfeift, sondern mit nach Hause nimmt. Denn Tom hat Pläne. Schon lange liebäugelt er mit dem Gedanken, seinem ehemaligen Arbeitgeber, einer Pferderennbahn, heimzuzahlen, dass er ungerechtfertigterweise seinen Job verloren hat. Doch wie versteckt man in einem kleinen Kaff, in dem jeder jeden kennt, einen Fremden, wenn doch jeder von den entflohenen Bankräubern weiß? Und wie planen ein Berufsganove und ein Amateur einen Überfall auf eine Rennbahn?

Parker, ja Parker ist Berufsganove durch und durch. Pragmatisch und immer auf seinen Vorteil bedacht. Nichtsdestotrotz daran gelegen, dass so wenige Leute wie möglich umgebracht oder verletzt werden. Denn das lockt ja nur die Bullen an. Er arrangiert sich mit den Umständen und weiß daraus einen Vorteil zu machen. Und dieser Profi trifft nun auf den Einsiedler und Hinterwäldler Tom Lindahl. Ein vom Leben enttäuschter Mann, der sich selbst nicht aufraffen kann, sein Leben zu verbessern. Nichtsdestotrotz weiß er die Chance zu nutzen. Er sieht Parker, sammelt ihn auf und behält ihn bei sich. Auch wenn ihn immer wieder Gewissensbisse und Zweifel packen. Doch Parker weiß diese geschickt abzuwenden.

Und wo kann sich ein gesuchter Räuber besser verstecken als im Suchtrupp nach den Räubern? Nirgendwo. Und so führt Tom ihn als alten Freund auf Besuch ein und los geht’s. Trotz Phantombild gelingt es Parker unentdeckt zu bleiben und Tom und er planen den Überfall auf die Rennbahn. Doch je länger sich Parker in dem kleinen Ort aufhält, umso auffälliger ist er. Nicht nur Cal und Cory, ein nichtsnutziges Brüderpaar, vermuten schon bald in ihm den Räuber und wollen ihren Anteil, sondern auch kleine andere Begegnungen enttarnen Parker langsam und es wird sehr brenzlig. Auch mit Tom läuft nicht immer alles glatt. Tom hat vom Verbrechen eine naive Vorstellung und Parker holt ihn desöfteren auf den Boden der Tatsachen zurück. Man hat kein Mitgefühl und kein Mitleid, man hat keine Zweifel und gibt nicht auf. Parker stellt sich den Tatsachen und hat immer eine Lösung, zumeist eine recht elegante Lösung und holt das Beste heraus.

Dietmar Wunder, dem Hörbuchsprecher, ist es gelungen, die Stimmung des Buches und der einzelnen Personen perfekt zu transportieren. Da schwingt bei Parker immer ein wenig Sarkasmus und Amüsiertheit mit, bei Tom immer Unsicherheit. Cal und Cory hören sich so verschlagen an, wie sie sind und auch die Dame im Buch darf entsprechend nervös und kurz vor der Panik sprechen. Es hat Spaß gemacht, dieses Hörbuch zu hören und ich bin durchaus begeistert vom ersten Fall Parkers. Ich kenne ja nun die 22. Teile davor noch nicht und kann nicht vergleichen, aber Parker hat mir, wenn auch Berufsganove und auf seinen Vorteil bedacht, als Protagonist sehr gut gefallen und ich kann gut verstehen, dass es davon so viele Teile gibt.

Fazit:
Hartgesottener Berufsganove trifft Dorf voller Hinterwäldler, plant mit einem einen Raubüberfall und hat alle Hände voll zu tun, da wieder rauszukommen. Ein Hörvergnügen mit Ganove Parker, welches bestimmt nicht mein letztes sein wird.


Ein Kommentar

Auf zur Jagd: Der Schneeleopard – Tess Gerritsen (Hörbuch)

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Tess Gerritsen – Der Schneeleopard
Verlag: RandomHouse Audio
Übersetzer: Dr. Andreas Jäger
Sprecher: Mechthild Großmann
Laufzeit: 6h 50min

 

 

 

Ich folge der Rizzoli & Isles Reihe nun schon einer ganzen Weile und auch wenn die Fälle nicht mehr fürchterlich neu und überraschend sind, so sind diese immer noch sehr spannend und Frau Gerritsen weiß, wie man sein Publikum bei Stange hält. Neben dem bewährten Team um Jane Rizzoli und Maura Isles geht es diesmal doch tatsächlich nach Afrika. Nach Botswana um genau zu sein.

Rizzoli und Frost werden an einen Tatort gerufen. Dort finden Sie Leon Godt, einen Jäger und Tierpräparator, aufgehängt und ausgeweidet vor. Als Kollegen einen Fall mit einem Skelett untersuchen, denkt Dr. Isles, dass die beiden Fälle miteinander zusammen hängen. Und bei einer Suche tauchen weitere, ähnliche Morde auf. Der Killer scheint ein großes Jagdrevier zu haben, denn auch in Botswana wird Jane Rizzoli fündig. Vor einigen Jahren sind alle Teilnehmer auf einer Safari umgekommen, bis auf eine: Millie. Kann sie Rizzoli helfen, den Fall zu lösen?

Heute möchte ich ein Loblied anstimmen. Nein, nein, nicht auf Tess Gerritsen, wobei der Fall wieder mal sehr spannend war und Rizzoli und Isles den gekonnt und geschickt lösen – inklusive Afrikaausflug. Aber bevor ich darauf noch kurz zu sprechen komme, möchte ich eine Hymne anstimmen. Für Mechthild Großmann, die seit einigen Thrillern von Tess Gerritsen ihre Stimme verleiht. Viele kennen sie vermutlich aus dem Tatort, ich kenne sie aus den Hörspielen „Otherland“ und „Der Schwarm“. Und weil ich sie von dort kenne, habe ich mich besonders gefreut, dass sie „Der Schneeleopard“ liest und ich bin noch begeisterter als vorher. War sie in den Hörspielen gut, aber natürlich mit anderen Stimmen gepaart, so kann sie erst alleine beweisen, wie viele Stimmen sie darstellen kann und mit welchem durchgreifenden Erfolg. Wenn jemand eine Charakterstimme hat, dann sie – herb, rauchig, verlebt, ach nein, eher als wäre es DAS Leben. Eine wirklich besonderen Stimme, die sich einprägt und einfach genial anhört. Da können sich die ganzen jungen Hühner, die sonst oft Hörbücher einsprechen, eine ganze Scheibe abschneiden.
Das war spitze und ich bedanke mich bei Frau Großmann für dieses tolle Hörvergnügen.

So, nun aber noch kurz zur Bewertung des Inhalts. Gekonnt wie immer arbeiten Rizzoli und Frost gemeinsam mit Isles an dem neuen Fall. Diesmal kommt es zu Überschneidungen mit einem anderen Detective-Team, was die Ermittlung auflockert und erfrischt. Die Verbindung zu dem anderen Fall bringt Maura Isles aufs Tapet, doch diese ist mehr als wage, so dass in beiden Detective-Teams Zweifel herrschen. Das sorgt ein wenig für Frustration bei Isles, doch letztendlich hat sie einen guten Riecher. Und nicht nur mit diesem Fall besteht eine Verbindung, denn langsam aber sicher ziehen sich die Spuren über mehrere Jahre und Kontinente.

Eine Abwechslung bringen auch die Ausschnitte aus der Safari, welche vor fünf Jahren in Botswana stattfand. Hier werden die Erlebnisse aus Millies Sicht geschildert, der einzigen Überlebenden der Tour. So anders diese Erlebnisse sind, so spannend waren diese. Die Atmosphäre im afrikanischen Busch wurde sehr überzeugend und mit langsam zuspitzender Dramatik optimal dargestellt.

Gut, wie meistens braucht man manchmal schon einen guten Magen, denn Frau Gerritsen versteht es, sehr präzise einige grausige Details zu schildern. Aber geben wir es zu, das macht bei ihr einfach auch den Reiz aus. Hier gibt es eben keine 08/15 Fälle, sondern immer recht knifflige Fälle, ein wenig eklige und genau geschilderte Einzelheiten und ein starkes Ermittlerteam.
Und ja, diesmal kommt auch ein Schneeleopard darin vor, was allerdings der tote Vogel auf dem Cover zu suchen hat, das weiß ich auch nicht genau.

Fazit:
Ein gewohnt kniffeliger und spannender Fall, der souverän vom Team Rizzoli & Isles gelöst wird – gelesen von einer fantastischen, großartigen, wunderbaren Mechthild Großmann.


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Ab ins Allgäu: Funkensonntag – Nicola Förg

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Nicola Förg – Funkensonntag
Verlag: audio media (ADAC Motorwelt Edition)
373 Minuten
ISBN: 978-3868048247
z. Zt. 14,99 €

Schon recht lange habe ich kein Hörbuch mehr gehört und auch drei Stück mittendrin abgebrochen. Doch jetzt hatte ich mal wieder Lust auf eins und bin wieder auf den Geschmack gekommen. Tendenziell höre ich nur Hörbuch während ich andere Sachen mache, z. B. kochen oder Auto fahren oder bügeln, etc. Aus dem Grund darf es auch ruhig etwas leichtes sein und für mich als süddeutsche Pflanze auch gerne ein Regionalkrimi aus Bayern oder BaWü. Diesmal habe ich mir „Funkensonntag“ von Nicola Förg rausgesucht. Eine für mich noch unbekannte Autorin und dementsprechend gespannt war ich.

Das Ermittlerduo ist in dieser Serie gar kein ermittelndes Duo sondern ein ermittelnder Kommissar, Gerhard Weinzirl, und seine beste Freundin, Jo Kellerknecht, die im Tourismusbüro arbeitet. Nun ist der titelgebende Funkensonntag eine kleine Attraktion im Allgäu und dementsprechend ein riesiger Presseauflauf vorhanden, als die Funken – eine Art Scheiterhaufen – entzündet werden sollen. Ungeschickt, dass man beim Anzünden eine Leiche im Funken entdeckt. Weinzirl und seine Kollegen beginnen mit der Ermittlung, Jo steckt erstmal unter der Touristenmeute fest. Der Tote war Adi Finneberg, ein Braumeister der ansässigen Brauerei. Bei allen beliebt, ein vorbildlicher Mitarbeiter, ein moralischer Gutmensch – oder?

Bei der ersten CD fiel es mir zugegebenermaßen schwer reinzukommen. Klar, der Mord geschieht und das ist auch recht spannend, doch ansonsten haben die Auswirkungen der Presse hier einen Hauptanteil der Handlung. Es gibt noch kaum Ermittlungen oder Neues im Mordfall und es scheint fast so, als würde die Polizei vor sich hinschnarchen. Zum Glück ändert sich das ab der zweiten CD und Weinzirl beginnt zu ermitteln. Auch Jo, anfangs eher nebensächlich, dann viel gezielter, beginnt ihre Nase in die Ermittlung zu stecken. Zu Gute kommt ihr, dass Weinzirl völlig freimütig mit ihr über jegliche Ermittlungsergebnisse diskutiert. Das finde ich eher befremdlich, doch natürlich käme Jo ohne diese Infos nicht allzu weit. Auch spielen einige Zufälle mit. So entpuppt sich der ältliche Getränkelieferant der Nachbarn als Mitarbeiter besagter Brauerei und Jo lädt ihn auf einen Kaffee ein, als er sich mit den schweren Getränkekisten bei den Nachbarn abschleppt. Weinzirls Ermittlung ist dafür recht solide und ich bin mir sicher, er hätte den Täter auch alleine gefunden, nur ist er eben doch noch an Vorschriften gebunden und ähnliche Dinge. Schlecht für sein Ansehen ist, dass er Jos „Ermittlungsergebnis“ erstmal abtut und sich in eine andere Richtung wendet und letztendlich natürlich die Privatermittlung eher von Erfolg gekrönt ist.

Abgesehen von der zurecht gebogenen Ermittlung ist der Mordfall aber gut aufgebaut und die Verdächtigenauswahl zuerst recht klein, bis dann plötzlich mehrere in Frage kommen. Natürlich gibt es einige Sackgassen, die aber dann doch zumindest noch die Ermittlung ein klein wenig voranbringen. In Weinzirls Kollege Markus steckt dann auch noch ein versteckter Experte in Sachen Skifahren und so nähert die Polizei sich dem Täter.

Zugegeben, das alles hört sich jetzt eher ein wenig negativ und ironisch an, doch ich bin eigentlich ganz zufrieden mit dem Krimi. Klar, es ist ein Regionalkrimi und da sind meine Ansprüche nicht ganz so hoch. Hauptsache der Fall unterhält mich gut und ich habe Spaß dem Hörbuch zu folgen. „Funkensonntag“ ist eine leichte Lektüre und dafür ist er ganz anständig gelungen. Einen riesigen Bonuspunkt gibt es bei mir immer für die Dialekte. Wenn man ein Buch liest, dann hören sich alle Stimmen doch eher so an wie ich (was ja auch irgendwie logisch ist), doch bei einem Hörbuch ist das eben nicht so. Und besonders liegen mir die süddeutschen Dialekte, ja ich mag es, wenn es schwäbelt oder bayrischt – fränggeln, darf es natürlich sowieso gerne. Man kann seine Herkunft halt nicht verleugnen. ;-) Jedenfalls macht der Sprecher Hans Jürgen Stockerl das fantastisch. Nicht nur die allgäuerischen Dialekte, auch Ostdeutsch ist zufällig dabei. Schön finde ich auch, wenn ein Sprecher alte und junge, weibliche und männliche Stimmen gut transportieren kann, schließlich sollen nicht alle Figuren und der Erzähler gleich klingen, sonst kann man die ja nicht auseinanderhalten.

Fazit:
Alles in allem eine leichte Zwischenhörlektüre (gibt’s das Wort???) mit spannendem Kriminalfall und netten Charakteren. Der tolle Sprecher mit dem hauptsächlich allgäuerischen Dialekten machen die zurecht geschusterte Ermittlung einigermaßen wett. Von mir gibt es 3 Schafe.

3 Schafe


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Fütterung des SUBs / 28.07.2014

Und schon wieder ziehen bei mir Bücher ein. Es sind einfach immer mehr als ich lesen kann. Der SUB wird größer und größer… na ja, irgendwas muss man ja in die Regale stellen. ;-)
Dieses Mal gibt es zwei gekaufte Bücher, drei ertauschte Bücher und 1 ertauschtes Hörbuch.

Fangen wir mit meinen gekauften Schätzen aus Landsberg an. Dieses Wochenende war ich nämlich auf dem Kaltenberger Ritterturnier und ein Besuch in Landsberg war eben auch drin. „Eene Meene“ hat mich durch die vielen positiven Blogurteile neugierig gemacht und „Kinderland“ steht schon eine Weile auf meiner Wunschliste und da hab ich einfach mal zugeschlagen.
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M. J. Arlidge – Eene Meene
Verlag: rororo
365 Seiten
ISBN: 978-3499238352
9,99 €

Inhalt:
Sam schläft. Ich könnte ihn jetzt töten. Vielleicht würde ich ihm damit sogar einen Gefallen tun. Als wir nach dem Überfall zu uns kamen, waren wir in diesem alten Schwimmbad. Fünf Meter hohe Kachelwände. Keine Leiter. Ich habe Sam umarmt. Seinen Geruch eingeatmet, den ich so sehr liebe. Dann klingelte das Handy, und wir begriffen den grausamen Plan.
Amy sieht mich nicht an. Spricht nicht mit mir. Vielleicht gibt es nichts mehr zu sagen. Jeden Quadratzentimeter unseres Kerkers haben wir nach einem Fluchtweg abgesucht. Nur die Pistole hat keiner von uns angerührt. Bisher.

Marco Sonnleitner – Kinderland
Verlag: Gmeiner
372 Seiten
ISBN: 978-3839215395
11,99 €

Inhalt:
Grausiger Fund im Hotel Alpenblick: Im Magen eines Hechtes entdeckt der Koch den Finger eines kleinen Jungen. Scheint zunächst noch ein Unfall denkbar, erkennt Bartholomäus Kammerlander nach dem Fund der Kinderleiche, was wirklich passiert ist: Die Wahrheit ist viel schrecklicher, sie ist nahezu unvorstellbar. Und der kleine Junge ist nicht das einzige Kind, das in letzter Zeit verschwunden ist. Doch als Bartholomäus Kammerlander die Zusammenhänge versteht, ist er zur falschen Zeit am falschen Ort.

Und hier kommen die getauschten Exemplare:
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Laura Wulff – Nr. 13
Verlag: Mtb
361 Seiten
ISBN: 978-3862788705
8,99 €

Inhalt:
„Er trug die Kutte eines Mönchs…“, so beschreibt die verwirrte alte Frau den Mörder, den sie in der gegenüberliegenden Wohneinrichtung für rehabilitierte Sexualstraftäter beobachtet haben will. Einzig mit dieser Aussage kann der Kölner Kriminalkommissar Daniel Zucker – nach einem Unfall, der ihn an den Rollstuhl fesselte, wieder frisch im Dienst – jedoch nicht anfangen zu ermitteln, ohne einen Eklat zu verursachen. Als Zeichnerin zu dem Fall hinzugezogen, stößt seine Frau Marie auf Hinweise, die ihren Chef in Verbindung mit den Straftätern bringen. Währenddessen beschließt Maries Cousin Ben, um Daniel zu helfen und seine eigenen Dämonen zu besiegen, das Vertrauen der Bewohner zu gewinnen. Wird es ihm gelingen, etwas über den Mord zu erfahren, ohne sich selbst in Lebensgefahr zu bringen?

Howard Linskey – Crime Machine
Verlag: Knaur
378 Seiten
ISBN: 978-3426510360
9,99 €

Inhalt:
David Blake hat eine weiße Weste. Soweit man in
Newcastle eine haben kann, wenn man als Berater für
einen skrupellosen Gangsterboss arbeitet.
Als zigtausend Pfund Schutzgeld verschwinden, kommt David jedenfalls reichlich ins Schwitzen.
Er hat 72 Stunden, das Geld wieder aufzutreiben – sonst ist er ein toter Mann.

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Manfred Baumann – Jedermanntod

Verlag: Gmeiner
372 Seiten
ISBN: 978-3839210895
11,90 €

Inhalt:

Salzburg im Sommer, belagert von Touristenscharen und Festspielgästen. Auf der „Jedermann“-Bühne vor dem Dom liegt ein Toter. Ein prominenter Toter. Der Tod höchstpersönlich. Hans Dieter Hackner, der gefeierte Darsteller des Todes in Hofmannsthals „Jedermann“. In seiner Brust steckt die Kopie eines Renaissance-Dolches, an seinen Füßen fehlen die Schuhe. Alles viel zu theatralisch, denkt Kommissar Martin Merana, und beginnt seine Ermittlungen in einer Welt, die ihm fremd ist: die Welt der Salzburger Festspiele mit ihren extrovertierten Künstlern und fädenziehenden Managern…

Simon Urban – Plan D
Gelesen von Götz Schubert
Laufzeit: ca. 422 Minuten
ISBN: 978-3837109450
13,95 €

Inhalt:
Ostberlin 2011: Die Wiedervereinigung hat es nie gegeben, Egon Krenz ist seit 22 Jahren an der Macht und die DDR nahezu pleite. Die Hauptstadt: ein maroder Moloch, verpestet und verdreckt von Millionen Ölmotoren des Trabant-Nachfolgers Phobos. Die letzte Chance für den Sozialismus: Wirtschaftsverhandlungen mit der BRD und ihrem Bundeskanzler Oskar Lafontaine. Doch dann wird ein ehemaliger Berater von Krenz ermordet aufgefunden – und alles weist darauf hin, dass die Täter aus den Reihen der Stasi kommen. Als auch noch der SPIEGEL über diesen Fall berichtet, ist klar: Wird die Unschuld der Stasi nicht bewiesen, ist die DDR endgültig erledigt. Im grauen, zerfallenden Ostberlin suchen Martin Wegener von der Volkspolizei und sein westdeutscher Kollege Richard Brendel nach den Mördern – und finden heraus, warum die Entwicklung der DDR so katastrophal verlaufen musste.


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Camaleonti – Katja Zucchetti (Hörbuch)

Camaleonti
Katja Zucchetti – Camaleonti
Verlag: Zyx Music
ca. 457 Minuten / 6 CDs
ISBN: 978-3865499295
17,95 €

 

Inhalt:
Anna Pizzo, eine Computerspezialistin und ausgezeichnete Hackerin, will Rache. Rache dafür, dass ihr Exfreund Malek sie verprügelt und dadurch ihr ungeborenes Kind getötet hat. Anna kündigt ihren Job, um Zeit für ihre Rachepläne zu haben. Seit sie den von ihrem Vater ausgesuchten Heiratskandidaten abgelehnt hat, ist das Verhältnis zwischen ihrem Vater und ihr gespalten. Doch als sie ihn um Hilfe bei ihrer Vendetta bittet, ist er sofort bereit ihr zu helfen. Kurz darauf wird sie von James Stark, einem amerikanischen Geheimdienstagenten und Freund ihres Vaters, kontaktiert. Er sichert ihr uneingeschränkte Hilfe zu und stellt ihr Chava, eine israelische Ex-Mossad-Agentin, als Bodyguard zur Seite. Kurz darauf überschlagen sich die Ereignisse und Anna überlebt nur knapp einen Anschlag auf ihr Leben. Ein Mafia-Krieg tobt in Sizilien und dieser streckt seine Arme bis zu ihr in die Schweiz aus. Viele Mitglieder unterschiedlicher Familien wurden getötet und nun sollen auch die restlichen dran glauben. Nachdem sie nur knapp einen Mordanschlag überlebt, flieht Anna gemeinsam mit Chava und „Scorpione“, einem Mitarbeiter von ihrem Vater, nach Sizilien, um herauszufinden, wer sie und ihre Familie bedroht.

Meine Meinung:
Das Cover spricht mich persönlich nicht sehr an. Der rote Stöckelschuh sticht zwar heraus, doch begegnet er einem im Hörbuch nicht wieder und man weiß gar nicht so recht, was er auf dem Cover zu suchen hat. Was mich hingegen wirklich angesprochen hat, war der Titel „Camaleonti“, bei dem ich es passend finde, dass er nicht ins deutsche übersetzt wurde und der sich in der Geschichte wiederfinden lässt.

Das Hörbuch wird von Susanne Arnold gesprochen. Ich persönlich bevorzuge eher männliche Sprecher, doch Frau Arnold konnte mich positiv überraschen. Ihre Sprechweise war angenehm, spannend und an den richtigen Stellen leidenschaftlich-italienisch. Zwar gab es hin und wieder Stellen, in der die Intonation eher eintönig war und es einem schwerfiel zu folgen, doch diese Stellen waren rar gesät. Wirklich toll gefallen haben mir die italienischen Einwürfe / Ausrufe – auch wenn ich kein italienisch spreche – denn diese haben das Hörbuch aufgelockert und haben – bei den ernsten Themen des Buches – hin und wieder für ein Lächeln gesorgt.
Negativ aufgefallen ist mir, dass die Tracks des Hörbuchs recht lang waren (mitunter mehr als 30 Minuten). Das finde ich unpraktisch, weil man da nicht so richtig einen Cut machen kann, wenn man mal aufhören muss. Wenn man dann wieder einsteigen will, muss man dann immer mühselig bis zu dem Zeitpunkt vor“spulen“ anstatt einfach bei einem neuen Track anzufangen.

Anna Pizzo, die Protagonistin des Hörbuchs, ist eine sehr starke und ungewohnte Persönlichkeit. Was ihr wirklich am Herzen liegt ist ihre Rache an Malek. Anfangs erscheint sie unsicher (außer in ihrem Wunsch nach Rache), doch muss man anmerken, dass ihr Umgang mit Waffen und ihre Treffsicherheit, sehr effizient sind und sich mit der Unsicherheit etwas beissen. Ihr Zwang ständig komplizierte Rechenoperationen auszuführen und jedem und allem eine Farbe zuzuordnen ist ein Zug, der ihren Charakter sehr realistisch gestaltet, da er im Laufe des Hörbuchs immer wieder erwähnt und eingebunden wird. Am Anfang konnte ich – als eher kühler Kopf – mich für ihren Charakter nicht erwärmen und auch nicht mit ihr identifizieren, doch im Laufe des Hörbuchs hat sich das geändert. Anna Pizzo ist Italienerin – durch und durch. Und das merkt man. Sie ist leidenschaftlich, impulsiv, liebt ihre Familie über alles und lässt sich von niemandem ihre Rache nehmen. Obwohl die Familie sich entzweit hat, hält Anna in der Notsituation zu ihrer Familie. Leidenschaftlich stürzt sie sich in den Kampf und sichert ihrem Vater ihre bedingungslose Unterstützung zu.
Schön finde ich, dass einige der Nebencharaktere Tiefe gewinnen, indem sie Anna ihre Vergangenheit und Verbindung zu Don Vito / der Familie / etc. aufdecken. Besonders gefallen hat mir hier Chava. Nicht nur, dass sie einen äußerst interessanten Hintergrund hat, sondern sie entpuppt sich als wahre Freundin und weicht Anna nicht mehr von der Seite.

Nach dem Prolog beginnt die Handlung erstmal beschaulich und man lernt Anna kennen, doch schon bald überschlagen sich die Ereignisse und die Spannung nimmt mehr und mehr zu. Genau wie die Fragen, die man sich stellt. Annas Erlebnisse mit Malek, ein Amoklauf, mehrere Mordanschläge, eine Flucht und und und – mehr dramatische Ereignisse sind fast nicht möglich und selbst wenn nach einem Ereignis erstmal wieder kurz Ruhe einkehrt, folgt schlagartig der nächste Spannungsschub. Und man fragt sich ständig, wie das alles zusammenhängen kann (oder ob überhaupt) und wer dahinter steckt. Es gab mehrere überraschende Wendungen und ich wusste bis zur Entlarvung überhaupt nicht, wer der Täter ist. Für mich persönlich war auch das Thema Mafia neu – jedenfalls kann ich mich an keinen anderen Thriller mit diesem Thema erinnern, den ich gelesen habe – und ich habe gebannt gelauscht, wie dieses System funktioniert – oder zumindest nach Frau Zucchettis Recherchen funktioniert. Von legalen und illegalen Geschäften, über Halunken und noble Ganoven, gemischt mit Paranoia und Geheimgängen sowie Intrigen und Zwistigkeiten – das hier am Ende auch noch eine Liebe entsteht hätte ich wirklich nicht erwartet und war angenehm überrascht.

Fazit:
„Camaleonti“ hat mich wirklich positiv überrascht. Es war bis zuletzt spannend und wirklich abwechslungsreich. Ich hatte viel Spaß beim Hören und hoffe, bald mehr von Katja Zucchetti zu hören. Von mir gibt es 4 ½ Schafe – ½ Schaf Abzug gibt es für die langen Kapitel, denn die waren wirklich nervig, doch an allem anderen kann ich wirklich nicht rummeckern. ;-)

4 und ein halbes Schaf


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Treibland – Till Raether (Hörbuch)

Treibland

Treibland – Till Raether
Verlag: Argon Hörbuch (Buch ist im Rowohlt Verlag erschienen)
6 CDs, Laufzeit: 6 Stunden 49 Minuten
ISBN: 978-3839812846
Sprecher: Boris Aljinovic
19,95 €

 

 

Inhalt:
Das Kreuzfahrtschiff ‚Große Freiheit’ läuft in den Hamburger Hafen ein – mit dabei ein toter Passagier, welcher an einem Virus ähnlich wie Ebola gestorben ist. Das Schiff wird sofort unter Quarantäne gesetzt, ein Krisenstab gebildet und Hamburg befindet sich im Ausnahmezustand. Um festzustellen, ob der Tote sich zufällig mit dem Virus infiziert hat oder ihn jemand absichtlich mit dem Virus töten wollte, wird Kriminalkomissar Adam Danowski hinzugezogen. Der findet das nicht ganz so gut, hat er doch mit seiner gerade diagnostizierten Hypersensibilität zu kämpfen und mag nicht so recht ermitteln – schon gar nicht mit Finzi, seinem Kollegen. Schicksalsergeben beginnt er dennoch mit den Ermittlungen und hat erstmal Kathrin Lorsch, die Gattin des verstorbenen Carsten Lorsch im Auge. Doch die Ermittlungen auf dem Schiff stellen sich schwierig heraus. Erst lässt man ihn nicht rein und dann lässt man ihn nicht mehr fort. Doch trotz aller Unlust und Widrigkeiten beisst sich Danowski fest und stösst auf eine unglaubliche Geschichte….

Meine Meinung:
Ich habe bei Lovelybooks das Hörbuch zur Leserunde von Till Raethers Krimi ‚Treibland’ gewonnen und ich freue mich, mal wieder eine Hörbuchrezension schreiben zu können. Ich lese doch mehr, als ich höre, einfach weil ich nur beim Auto fahren und kochen Hörbucher höre, aber lesen kann man ja überall. ;-)

In der Leserunde wurde von vielen ‚Lesern’ der weitschweifige Schreibstil des Autors bemängelt. Im Hörbuch konnte ich davon nichts feststellen und ich finde, gerade durch einige ausführlichere Stellen ist sehr gut die Hypersensibilität von Danowski dargestellt worden. Ansonsten fällt es mir schwer, den Schreibstil zu bewerten, da ich ja das Hörbuch gehört habe. Es wird von Boris Aljinovic gelesen und das war eine sehr gute Wahl. Nicht nur den aus Berlin eingebürgerten Danowski spricht dieser ausgezeichnet, auch die Charaktere mit norddeutschem Dialekt haben mir sehr gut gefallen. Hervorheben möchte ich die Szene zwischen Danowski und Finzi, als Danowski die Beruhigungstabletten genommen hat – die war wirklich herrlich!

Adam Danowski ist eigentlich eher ein ‚Schreibtischtäter’, doch der ihm zugeteilte Fall lässt ihn nicht ruhen und als er ‚Lunte gerochen’ hat, bleibt er dem Fall hartnäckig auf der Spur. Auch eckt er damit am sonstigen Polizeiapparat an, denn die möchten im Falle des Kreuzfahrtschiffs eher den Ball flach halten. Hier ist besonders Behling zu erwähnen. Ein Kollege, der Danowski nicht so richtig leiden kann, was auf Gegenseitigkeit beruht. Doch leider ist Danowski ab und an gezwungen sich an ihn zu wenden und verzweifelt schier and Behling. Mitunter zeigt Danowski dann auch seltsame Marotten, als er z. B. In Kathrin Lorschs Haus auf die Suche nach Kopfschmerztabletten geht und dabei alle Zimmer auskundschaftet. Mein Lieblingscharakter ist Finzi, der Kollege, der direkt mit Danowski ermittelt. Er ist sarkastisch und ein bißchen vulgär, aber zu dem doch mitunter steifen Danowski ein guter Ausgleich. Finzi kommt eigentlich gut mit Danowski zurecht, doch da der eher für sich bleibt, ist Finzi distanziert. Nichtsdestotrotz sind die beiden ein gutes Team – jedenfalls in der Zeit, in der sie gemeinsam ermitteln. Als Danowski auf das Schiff geht und Finzi an Land weiter ermittelt, findet ein eher sparsammer Austausch statt. Doch letztendlich verschafft Finzi Danowski sogar den entscheidenden Hinweis zur Lösung des Falles.

Der Fall ist gut konstruiert und auch mal so was ganz anderes. Nicht nur der ungewöhnliche Tatort, sondern auch das tödliche Virus und das großangelegte Komplott, dass sich andeutet, lässt diesen Krimi zu etwas besonderem werden. Diese Andersartigkeit zeigt mitunter auch Ungereimtheiten. Als Beispiel sind hier die Ereignisse auf dem Schiff zu nennen, welche Danowski erlebt. Diese sind mitunter etwas unglaubwürdig und überzogen. Doch wenn man das Buch dann gelesen/gehört hat, passt es im Nachhinein doch wieder. Es geht eben nicht nur um einen ‚einfachen’ Mord. Es gab ein paar Stellen, die sich etwas gezogen haben, doch im großen und ganzen fand ich das Hörbuch recht spannend und auch die Auflösung war spektakulär gestaltet.

Fazit:
Ein ungewöhnliches Setting, ein nicht wollender und ungewollter Ermittler und ein tödlicher Virus. Was braucht es mehr an Spannung? Da fallen ein paar Ungereimtheiten und kleine Spannungstiefs gar nicht auf. Von mir gibt es 4 ½ Schafe.

4 und ein halbes Schaf