Die dunklen Felle

Krimis, Thriller und Science Fiction

Die Quadratur des Kreises: Der Circle – Dave Eggers

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Alt, älter, ich?
Ich glaub, ich bin alt. Zwar zähle ich immerhin erst 36 Jahre, aber trotzdem komme ich mir nun steinalt vor. Zugegeben – soziale Medien liegen mir nicht so. Ich bin bei Facebook zu finden, privat und auch mit meinem Blog, aber Twitter, Instagram und Co. sind nicht meins. Auch in meiner Firma gibt es interne soziale Medien – und ja, die find ich genauso, na, ich will nicht sagen nutzlos, aber definitiv überbewertet. Hin und wieder beschleicht mich das Gefühl, dass ich tatsächlich etwas verpasse, wenn ich nicht mindestens täglich einmal durch die Facebook-Meldungen scrolle, aber tatsächlich ist es so: das Leben geht einfach trotzdem weiter. Wer hätte das gedacht….

DER Kreis
Weitergedacht hat das Schriftsteller Dave Eggers mit seinem Roman „The Circle“ (im Übrigen finde ich die deutsch-englische Mischung im Titel, die auch konsequent im Roman durchgezogen wird, ziemlich albern, weder Fisch noch Fleisch, ich mach das jetzt mal konsequent anders). The Circle vereinigt bzw. löst nicht nur alle diese genannten sozialen Medien ab, sondern denkt diese konsequent weiter. The Circle ist nicht nur DAS angesagteste Unternehmen weltweit, sondern bietet für seine Mitarbeiter jeglichen Komfort: von alle möglichen Feiern und Vorträgen Prominenter und Berühmter, über jegliche Sport- und Freizeitmöglichkeiten bis hin zu Vereinsaktivitäten, Supermärkten, Testimonials, Wohnheimzimmer, und und und. Gewünscht ist nicht nur Teilnahme an allen möglichen Aktivitäten, sondern eben auch darüber zu „zingen“, also ein Foto und/oder einen Kommentar dazu zu posten, zu liken, kommentieren, teilen. The Circle ist höchst produktiv und innovativ, ständig werden Projekte ausgetüftelt und durchgeführt – alles zu einem Ziel und Zweck: so viele Informationen wie möglich allen zur Verfügung zu stellen. Egal was es kostet. Und damit meine ich nicht etwa Geld. Das scheint im Überfluss vorhanden zu sein.

Mae ist nicht unterzukriegen
Mae, die Progagonistin des Romans, ist Anfang zwanzig und steckt in einem festgefahrenen, altbackenen Job fest, als sie durch ihre frühere Collegefreundin eine Jobchance bei The Circle bekommt.  Mae ist begeistert. Von allem, was The Circle zu bieten hat, von allen Aufgaben, die sie erledigen muss, von jeglichem neuen Projekt. Klaglos lässt sie sich immer mehr aufladen, lächerliche Dinge, wie z. B. ein „Survey“ (bei uns hier auch einfach Meinungsumfrage genannt), bei dem sie ein Headset trägt, in das sie die Antworten zu 500 oder mehr Fragen pro Tag einflüstert. Neben ihrem normalen Job. Und der Aufgabe ihr internes Ranking zu verbessern – was nur dadurch gelingt im Inner und Outer Circle zu posten, zu kommentieren, zu liken. Hundertfach, tausendfach – täglich. Und hab ich schon von dem Kollegen erzählt, der beleidigt war, weil sie nicht zu seiner Portugal-Party gekommen ist? Schließlich war sie doch vor 5 Jahren mal in Portugal und er hatte ihr doch extra drei Nachrichten „gezingt“ – da hätte sie doch auf jeden Fall kommen müssen, oder?

Total abstrus
Die Ausmaße, welche die sozialen Medien in diesem Buch erreichen sind unerträglich. Oder ich bin einfach zu alt dazu. Jugendliche wachsen ja schon damit auf, vielleicht können diese sich mehr daran gewöhnen, aber auch bei Mae geht dieser permanente Druck, dieses ständige Gefühl, das etwas verpasst wurde und man online sein muss, nicht mehr weg, sie schläft schlecht. Dieser Dauerstress kann für kein menschliches Wesen dauerhaft auszuhalten sein – also kein Wunder, dass die Belegschaft von The Circle kaum über 35 Jahre ist. Abgesehen natürlich von den 3 Weisen, welche die Firma leiten. Na ja, auch da sind nicht alle über 35. Aber sei’s drum. Die Firma frisst Menschen – man muss sich permanent gut fühlen, teilnehmen, andere teilhaben lassen und alles öffentlich machen. Privatleben ade. Privatsphäre ade.

Gläsern
Dies geht im Roman soweit, dass Maes Lover sie heimlich beim Sex filmt und auch das darf der Öffentlichkeit natürlich nicht vorenthalten werden – ab in die The Circle Cloud. Eine Ahnenforschung treibt eine Mitarbeiterin in den Wahnsinn, denn woher hätte sie wissen sollen, dass alle Vorfahren Sklavenhalter waren? Mae selbst wird dazu zwangsrekrutiert (wobei Mae es natürlich toll findet), ständig eine kleine Kamera zu tragen, die alles überträgt, was sie sieht und hört. Jeder kann zusehen, Kommentare abgeben, liken, etc. Rund um die Uhr. Mae wird zum Spiegel nach außen und findet kein Ende. Einwände von ihrem früheren Freund oder auch ihren Eltern tut sie ab, später ignoriert sie sie nicht nur, sondern zwingt ihren früheren Freund sogar in die Öffentlichkeit. Mit tragischem Ausgang.

Der Masterplan
Der Plan von The Circle ist natürlich die totale Kontrolle über Informationen. Nichts soll privat bleiben, nichts soll geheim sein. Alle Informationen sollen offen gelegt werden. Dies spitzt sich soweit zu, dass über einen Pflichtaccount für alle wahlpflichtigen Bürger gesprochen wird, damit die Wahlbeteiligung zu 100% erreicht werden kann. Na klar – und das alles liegt dann in der Hand von The Circle. Betrug gibt es da bestimmt nicht. Ach was. Warum sollten sie die Meinung beeinflussen? Schließlich sind sie die Meinung, nicht? Die Zukunftsaussicht in dieser Geschichte stellt also eine totale Kontrolle durch einen Konzern dar – mit ganz vielen freiwilligen Helfern wie Mae, die mich hin und wieder verdächtig an einen Lemming erinnert hat.

Totale Kontrolle
Ganz genau kann man nicht herausfinden, ob der Roman in der Zukunft spielt, vielleicht wenige Jahre, aber der Autor könnte die fiktive Handlung auch in unser Hier und Jetzt gelegt haben. Weit sind wir nicht davon entfernt. Die Auswirkungen von der wachsenden Macht, dem sich immer weiter ausdehnenden Einfluss von The Circle, kann sich hier keiner erwehren – Politiker sind gezwungen sich mit Kameras, wie die von Mae, auszustatten, denn sie sind ja gewählte Volksvertreter und haben bestimmt nichts zu verbergen, oder? Das Bild, welches der Autor malt ist bestimmt erschreckend, aber ob es denn tatsächlich mal so weit kommt, sehe ich noch nicht. Auch ein Herr Trump, der Twitter als sein zweites Zuhause bezeichnet, wird bestimmt nicht rund um die Uhr eine Kamera tragen, um transparent zu sein. Aber klar, das Szenario ist erschreckend. Die totale Informationsfreiheit, die man mit der totalen Aufgabe seiner Privatsphäre bezahlt. Keine Verbrechen mehr (außer eben die, die The Circle selbst begeht und gut verschleiern kann), absolute Transparenz, aber eben auf Kosten der Freiheit, Privatsphäre – und letztendlich vielleicht auch des Lebens. Mal ganz zu schweigen von Familie und Freunden, denn Freunde sind nun Millionen, zwar nicht anonym aber eigentlich doch fremd.

Mae, oh Mae
Total nervig fand ich Mae, das kleine Schäfchen, das zu allem Ja und Amen sagt. Von allem begeistert ist und keine Widerworte äußert, damit sie ja bei The Circle bleiben kann. Denn da ist ja alles so toll. Wohlwollende Freunde und ihre Eltern dringen nicht zu ihr durch, sind nicht mehr wichtig oder werden von ihr regelrecht verdrängt. Der Showdown kostet dann auch einen Freund das Leben. Ständig habe ich darauf gewartet, dass sie Erleuchtung findet, dass sie die Fehler, die sie macht, sieht, dass sie auf Freunde und Eltern hört, doch alles vergebens. Sogar der Widerstand, der sich ganz leise in The Circle bildet und sie tatsächlich um Hilfe bittet, kann nicht zu ihr durchdringen, nein, sie verrät ihn sogar. Sie ist ein naives Dummchen und hat verdient, was sie nun kriegt.

Pro und Contra
War es nun eine Dystopie? Wenn, dann war es eine, die am wenigsten dystopisch ist. Dennoch hebe ich mir mein finales Fazit noch für den Abschlussbeitrag auf, aber ich bin mir nicht sicher, ob „The Circle“ in unserem Special tatsächlich gut aufgehoben war. Das Thema ist natürlich spannend und auch beängstigend – die Auswirkungen einer totalen Informationskontrolle durch einen Konzern sind bedrückend und erschreckend, keine Frage, aber auch irgendwie so offensichtlich präsentiert, dass jegliche Spannung fehlt. Mehr Spannung hätte es allerdings gegeben, wenn die Hauptfigur nicht so fürchterlich naiv und begeistert gewesen wäre. Ich denke mir ja immer, wenn man nichts mehr anderes kennt, ist es schwer aus dem Kreis (!), aus der Gesellschaft auszubrechen und Widerstand zu leisten. Doch dies ist hier eben auch gar nicht der Fall. Mae hat mehrere Chancen um wieder auf den richtigen Weg abzubiegen, aber sie steuert stur daran vorbei. Und wegen dieser fürchterlich vielen Begeisterung war die Lektüre auch einfach noch ein wenig langweiliger und dröger.

Fazit:
Ein Buch, welches in aller Munde war, dem ich aber nicht sehr viel abgewinnen konnte. Klar ist die Vorstellung von einer totalen Kontrolle aller Informationen durch einen Konzern erschreckend, aber die langweilig-naive und von allem begeisterte Mae hat mich genervt. Wo ist der Widerstand? Viva la revolution!

 


Meinungen von anderen Blogs:
Lillis Buchseite meint: „„Der Circle“ konnte mich fesseln, mich bestürzen, mich ängstigen. Das Buch bietet viel Raum zum Nachdenken und regt zur Selbstreflexion an.“
Herr Larbig findet: „So ein schlechter Roman. […] Nein, Dave Eggers „Der Circle“ ist eine Zumutung.“
Libriabella hingegen: „Warum bin ich so begeistert, wenn die Story eigentlich furchtbar banal, relativ trocken und vielleicht sogar langweilig klingt?“
Und Sharonbakerliest meint: „Allerdings, so toll, wie das Thema ist, hat der Autor es aber wirklich sehr langatmig erzählt. “
Und hier noch eine Meinung von einem meiner Lieblingsblogs, dem Reisswolfblog: „Sämtliche möglichen Schwachpunkte in diesen Bereichen sind aber in diesem Fall vor allem eines: Sie sind mir vollkommen egal! Denn die durchaus vorhandenen Unzulänglichkeiten von „Der Circle“ verblassen deutlich gegen den größten Pluspunkt des Buches, gegen die Story.“
Und noch einer meiner Lieblingsblogs, den ich schändlicherweise übersehen habe – hier kommt also Kaisus Meinung von life4books: „Alles in allem war ich dennoch sehr positiv überrascht von dem Buch und empfehle es daher auf jeden Fall!  […] und schraubt bitte eure Erwartungen nach unten! Das ist kein moralisches Werk mit berstender Tiefgängikeit und perfekten Charakteren!“


Bibliographie:
Dave Eggers – Der Circle
Verlag: KiWi
Übersetzung: Ulrike Wasel / Klaus Timmermann
558 Seiten
ISBN: 978-3462048544


 

37 Kommentare zu “Die Quadratur des Kreises: Der Circle – Dave Eggers

  1. Also, mir hat „Der Circle“ richtig gut gefallen. :-) Aber was die Protagonistin angeht, bin ich absolut Deiner Meinung: Mae ist schlicht und ergreifend fürchterlich! Übrigens gilt das meiner Meinung nach für das gesamte Personal des Romans, die Charaktere sind wahrlich nicht das Prunkstück von „Der Circle“.

    Die Geschichte selbst, die hat mir dafür umso besser gefallen – und mich in meiner Entscheidung bestärkt, dass ich die sozialen Hetzwerke weiterhin sehr gut meiden kann. ;-)

    • Uiuiui – Ich hab Deine Rezi bei meiner Suche nach weiteren Meinungen nicht gefunden. Mea Culpa! Ich werde gleich das gleich mal ändern und Dich hinzufügen!

      Ach ja, so unterschiedlich die Bücher, so unterschiedlich die Meinungen, aber dass die sozialen Medien bei Dir nicht gut wegkommen, merkt man ja hin und wieder. :-) Von dem erschreckt Dich das Thema vielleicht noch ein wenig mehr, als mich. Aber Mae… na ja….

      In Deiner Rezension verweist Du ja auf 1984 und Schöne neue Welt – auch wenn Du diese nicht gelesen hast – aber findest Du denn, dass man das Buch in die Kategorie „Dystopie“ einordnen könnte? Ich schwanke da ja noch sehr….

      • Vielen Dank fürs Hinzufügen und die Verwendung der Formulierung „von einem meiner Lieblingsblogs“. ;-)

        Und ja, ich bin schon der Meinung, dass man „Der Circle“ der Kategorie Dystopie zuordnen könnte. Im weiteren Sinne gilt für eine Dystopie – auch wenn ich hier nur Wikipedia zitiere –

        „Sie entwirft ein zukunftspessimistisches Szenario von einer Gesellschaft, die sich zum Negativen entwickelt.“

        Und das gilt für „Der Circle“ meiner Meinung nach durchaus.

        • Ha – was hast Du denn gedacht? Zugegeben, ich kommentiere nur selten (ist aber nicht nur bei Dir so) aber ich lese Deine Beiträge echt gerne.

          Zukunft… ja, ich bin ja der Meinung so weit in die Zukunft hat der Autor gar nicht geschaut. Im Prinzip ist es ja unsere heutige Zeit mit Abwandlungen in nur einem einzigen Bereich: soziale Medien.
          Ist aber auch schade, dass Herr Eggers hier keine Jahresangabe macht. :-)

          • Na, das lese ich doch ausgesprochen gerne, herzlichsten Dank! :-)

            Und: Inwieweit der Autor in die Zukunft geschaut hat, ist ja eigentlich erst mal nicht relevant, es genügt doch, wenn sein Szenario vom Ist-Zustand abweicht, also erkennbar nicht jetzt stattfindet. Oder!?

          • Ja, da hast Du schon recht. Vielleicht bin ich von den anderen Dystopien verwöhnt, die immer angeben in welchem Jahr sie spielen und oft doch sehr weit in der Zukunft liegen.

  2. Deine Zusammenfassung spricht mir total aus dem Herzen! :) Vom Buch war ich, vielleicht auch wegen des Hypes, enttäuscht und Mae … oh Mann … die fand ich ja sooo ungemein anstrengend und egozentrisch – es ist mir selten passiert, dass ich so große Probleme mit einem Charakter hatte.

    • Ich vermute auch, der große Hype darum war auch ein Grund, warum ich noch enttäuschter von dem Buch war. Und diese Mae…. ach je. Hoffentlich muss ich nie wieder so einem Charakter im Buch begegnen… :-D

  3. Also ich habs positiv in Erinnerung. Habs damals im Original gelesen und fands gut, wie der Autor das www so gläsern und extrem umgesetzt hat. Einige Punkte sind ja selbst heut schon aktuell.
    Grad mal gesucht. Das ist schon wieder drei Jahre her – Meine Fresse XD (https://life4books.de/2015/03/roman-circle/)
    Was ich nicht berauschend fand, war der Schreibstil. Mehr hab ich an Details nicht mehr in Erinnerung :P

    • Och Mensch – Du hast das auch rezensiert? Warum hab ich Euch alle bei meiner Suche nicht gefunden? Ich verlink Dich gleich noch!

      • Kein Ding! Damals hatte ich noch kein SEO XD (also obs nur daran liegt *hüst*)
        Nachdem Stimmen von „Jugendbuch“ hochkamen und ich eben den verkorksen Titel gesehn hab … musste das Original her. Fand das Thema einfach zu interessant :)

        • Als Jugendbuch hätte ich es nun nicht bezeichnet – die Protagonistin ist jung, ja, aber ja schon erwachsen und im Berufsleben. Aber der Titel ist auf jeden Fall verkorkst! Dann doch eher englisch bleiben bei „The Circle“ – sogar „Der Kreis“ hätte ich noch besser gefunden!

  4. Ich habe das Buch bereits 2014 gelesen, dazu habe ich ein verregnetes Wochenende auf dem Sofa verbracht. So fern ich mich noch daran erinnern kann, weiß ich noch, dass ich den Hype um das Buch nicht verstehen konnte. Ich habe mich mehr oder weniger durch das Buch gequält. Nicht jedes gehyptes Buch ist auch lesenswert!

    • Ja, das mit dem quälen kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich vermute sogar, dass ich es abgebrochen hätte, hätte ich es nicht in die Liste für das Spezial geschrieben – da hatte ich es allerdings noch nicht angefangen. :-)
      Aber das Buch wird ja tatsächlich sehr zwiespältig wahrgenommen. Anscheinend konnte es doch einige begeistern. Vielleicht mit einer anderen Protagonistin… dann wäre es bei mir vielleicht auch besser weggekommen.

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  7. Sehr schöne Einblicke, ich kann, ohne den Roman bisher gelesen zu haben, deine Kritik sehr gut nachvollziehen. Ich bin sehr gespannt, wie es mir mit dem Roman ergehen wird. Lesen werde ich ihn noch, auch wenn er zugegeben nicht die höchste Priorität hat, da liegen jetzt für die kommenden Monate erstmal noch andere Dystopien bereit, die mich mehr reizen. Ich hatte damals im Zuge der ersten Rezensionswelle im Netz bei Erscheinen des Romans und dann später beim Film aber oft Kritik an der Figur Mae vernommen und da das auch Punkte wären, die mich stören würden, gehe ich an den Roman mit eher verhaltenen Erwartungen heran.

    Was die Frage nach der Einordnung in das Dystopie-Fächlein angeht, kann ich jetzt natürlich nur herumquaken und spekulieren, ich muss sagen, so von den Artikeln, die ich bisher dazu gelesen habe und auch von den Filmeindrücken (habe nur Ausschnitte gesehen) würde ich ihn schon hier einsortieren, aber wie gesagt, das ist kein besonders wertvoller Beitrag, wenn ich den Roman nicht kenne. Ich finde aber die Argumente von fraggle sehr nachvollziehbar. Also so genrell auf die Diskussion bezogen. Ich finde, die Handlung bei einem dystopischen Roman muss nicht betont weit in der Zukunft spielen, dafür aber eben diese negative Entwcklung thematisieren, oder vor ihr warnen, indem er sie weiterspinnt. Das erscheint mir passend.

    • Wenn Du es gelesen hast, musst Du Dich unbedingt nochmal melden – oder gar eine Rezi schreiben? Ich bin natürlich sehr gespannt, ob Mae bei Dir ankommt oder nicht.

      Bezüglich der Dystopieeinordnung stimme ich Dir und fraggle zu. Es muss nicht betont weit in der Zukunft spielen – aber ich verbinde Dystopie schon mit der Zukunft. Ein Thema weiterzuspinnen, um eben davor zu warnen – das trifft wiederum genau auf Dystopie zu.
      Ich muss aber trotzdem zugeben, dass es mir bei diesem Buch einfach nicht sehr eindeutig gewesen ist. Vielleicht aber auch einfach, weil ich es nicht so gut fand. :-)

      • Minimum melde ich mich hier nochmal zur Wort, und wenn die Zeit da ist, gibt es eine richtige Besprechung auf dem Blog. Ich habe letzte Woche eh noch Nachschub im Bereich Dystopien besorgt und möchte davon dann auch den ein oder anderen Titel im Laufe des Jahres auf dem Blog besprechen. :)

        • Du wirst mich doch jetzt nicht an der Leine zappeln lassen oder? Was ist denn neu bei Dir eingezogen????

          • Zum einen habe ich mir „Er, Sie, Es“ bestellt, dann will ich bei Philip K. Dick weitermachen und habe mir „Eine andere Welt“ geholt, dann von Atwood natürlich „Oryx und Crake“, „Bios“ von Daniel Suarez und „Freie Geister“ von Ursula K. Le Guin. Und natürlich will ich von Bradbury noch Kurzgeschichten lesen, da muss erstmal „Der illustrierte Mann“ herhalten. :)

          • Oh, eine sehr schöne Auswahl. Da kannst Du ja fast schon ein nächstes Blogspezial machen. :-)
            „Bios“ hab ich zu Weihnachten geschenkt bekommen und gleich danach gelesen – fand ich richtig gut. Klar, natürlich eher in Richtung Thriller, aber thematisch trotzdem gut aufbereitet. Und „Er, Sie und Es“ fand ich sehr genial – auch wenn ich da eine Weile gebraucht habe, bis ich mich rangetraut habe. „Der illustrierte Mann“ ist bei mir aber auch schon eingezogen… sehr schön, auch wenn ich grade wieder in den Krimis versinke, ich hab meine Lust auf Dystopien nicht verloren und sehe, bei Dir ist es genauso. Das Thema ist und bleibt spannend!

          • Ich freue mich auch schon auf einen guten Krimi, ich lese ja gerade nochmal fürs eigene Back-Up „1984“, somit war der ganze Februar komplett dystopischen Werken gewidmet. Aber ab März gibt es dann wieder gemischtes Programm. Das Spezial hinterlässt aber in jedem Fall seine Spuren, es ist einfach wirklich extrem spannend. :)

  8. Ich muss ja zugeben, ich habe The Circle nicht fertiggelesen. So nach etwa 100 oder 120 Seiten habe ich damals aufgegeben (und ich habe es 2x probiert zu lesen mit dem gleichen Resultat ;-)). Jetzt frage ich mich, ob es an uns liegt, denn auch ich finde Socialmedia überbewertet. Vielleicht finden wir deswegen nicht so wie andere Leser in die Geschichte? Hmmm.

    Als Dystopie würde ich The Circle schon einordnen. Es handelt ja von einer düsteren, pessimistischen gesellschaftlichen Zukunftsversion (die auch auf Kontrolle eines Großkonzerns beruhen kann) der Grundlage für das Genre. Ich weiß jetzt zwar nicht, wie die Geschichte ausgeht, aber ich denke mal nicht gut für die Gesellschaft. Von daher hätte sie alles in sich, was eine Dystopie vorgibt.

    • Ich denke, ich hätte das Buch abgebrochen, wenn ich es nicht für das Spezial gelesen hätte. Ich kann Dich also sehr gut verstehen!
      Ich denke nicht, dass soziale Medien mal die Welt beherrschen – mir persönlich scheint das zu abgedreht. Aber na ja, sie haben schon viel Einfluss und wenn man das weiterspinnt kommt man schon in die Richtung, in die Dave Eggers seine Geschichte leitet.
      Und natürlich geht es böse aus! Kann ja gar nicht anders. :-)
      Aber ich finde es jetzt schon gut, dass ich die Frage nochmal deutlich gestellt habe, um von Euch Definitionen rauszulocken. Philly und ich feilen nämlich noch an unserem Fazit und wir möchten natürlich keinen Aspekt missen!
      Für mich persönlich war The Circle einfach bisher am wenigsten Dystopie, zumindest von denen, die ich für das Spezial gelesen habe. Vielleicht fällt es mir aber auch schwer es dort zuzuordnen – einfach weil ich das Buch nicht mochte. :-)

  9. Pingback: #DasSuBabc – Woah! Ich mach eine Challenge mit! | Die dunklen Felle

  10. Interessante Besprechung. Ein ähnliches Urteil höre ich oft von Leuten, die sich in dem Buch eine Revolution wünschten. (Vielleicht ist dann der Film eher was für dich – kennst du den schon?) Als ich das Buch gelesen habe, hat es mich zutiefst erschüttert, viel mehr als 1984 oder andere „echte“ Dystopien, weil ich es so realistisch fand. Ich finde auch nicht, dass das Buch unter Dystopie zählt, sondern eher eine Gesellschaftsstudie ist. Klar, manches ist schon etwas extremer, aber vieles gibt es auch schon genau so und die Firma The Circle ist ja an echten Firmen angelehnt. Mich hat das Buch total gefesselt und geht mir immer noch nicht aus dem Kopf, gerade weil es keine Revolution gab. Es sagt ja einfach nur: Das ist wie unsere Welt ist und niemand macht was dagegen. Ich fand auch, dass Social Media in dem Buch durchaus auch seinen Reiz verstreut, sodass ich lange hin- und hergerissen war, so z.B. bei den naturwissenschaftlichen und sicherheitstechnischen Mitteln von Social Media etc. Aber der Druck immer sozial aktiv zu sein ist natürlich wirklich krass. Könnte ewig weiter darüber philosophieren ;)
    Übrigens ein Buch, das einen ähnlichen Ansatz hat (Social Media), das mich nicht ganz so erschüttert hat, aber das ich besser erzählt und geschrieben fand, ist „Zero“ von Marc Elsner – kann ich absolut empfehlen! Da gibt es auch mehr Action ;) Falls dich eine Rezension dazu interessiert, gibt’s eine auf meinem Blog: https://buecherreisende.wordpress.com/2018/02/04/rezension-zero-sie-wissen-was-du-tust-von-marc-elsberg/

    • Ich kenne den Film leider nicht – hält er sich denn recht nah am Buch oder sind Dinge verändert?
      Ich war ja recht unsicher, ob nun Dystopie oder nicht, denn ich seh das genau so wie du, dass die Ereignisse auch durchaus im Hier und Jetzt statt finden könnten. Letztendlich könnte es aber auch fünf oder zehn Jahre in der Zukunft spielen – es wird ja keine genaue Angabe gemacht. Ein wenig schwierig einzuschätzen.

      Nichtsdestotrotz fällt es schon unter die Kategorisierung, welche Philly und ich dann auch in unser Fazit einbauen, dass ein negatives, pessimistisches Bild der Zukunft gezeigt wird, welches vor aktuellen Ereignissen warnen möchte. Aber eine Genreabgrenzung ist immer schwierig und mittlerweile ja auch oft verschwommen. Was auch gut so ist.

      Für mich ist das Szenario tatsächlich nicht so erschreckend – ich nutze nur FB und das auch nicht regelmäßig. Ich verlasse mich für Neuigkeiten und Nachrichten auf andere Medien und hab den persönlichen Kontakt – zumindest zu meiner Familie und meinen Freunden – immer noch lieber und kann mir auch nicht vorstellen, dass sich das ändert.
      Einen direkten Vergleich über den Druck sozial aktive zu sein habe ich über meine Arbeit – wie haben interne soziale Medien und ich weiß, in anderen Ländern wird diese Aktivität bei meinen Kollegen auch gemessen. In Deutschland hat hier der Betriebsrat einen Riegel vorgeschoben. Doch selbst wenn nicht – die Likes und Kommentare, die Kollegen aus anderen Ländern hier posten sind so nichtssagend. Es geht rein darum, die Quote zu erfüllen. Welchen Zweck soll das dann haben? Mir erschließt sich der Sinn nicht. Vor allem, weil ich das nicht mit dem verbinde, was ich „arbeiten“ nenne.
      Aber – vielleicht bin ich dazu auch schon die falsche Generation. Man hat ja ab und zu das Gefühl, die Jugend kennt keine anderen Kommunikationswege mehr, als die sozialen Medien….

      Und vielen Dank für den Link und den Tipp! Ich kenne von Elsberg bisher nur „Blackout“, aber „besser erzählt und geschrieben“ sowie „mehr Action“ überzeugt mich völlig! Ich pack das Buch sofort auf meine Wunschliste. :-)

      • Der Film ist relativ weit weg vom Buch, also die Firma und Mae sind dieselben, aber viele der Handlungsstränge werden herausgenommen oder in andere Richtungen weitergeführt. Als Vergleich sicher interessant.
        Meine Mutter hatte The Circle vor mir gelesen und mir dann das Buch ausgeliehen und da war es schon extrem spannend, wie unterschiedlich wir es wahrgenommen haben. Meine Mutter, die nicht mal Facebook hat, fand es schrecklich, wie die sehr Social Media das Leben einnimmt in dem Buch, während ich das total nachvollziehbar fand. ;) Ich finde aber, dass man Social Media nun mal auch zum Guten nutzen kann, aber wie schmal der Grad da zwischen zum Guten nutzen und total darin versinken ist, hat das Buch gut dargestellt.
        Ich hoffe dir gefällt Zero, viel Spaß damit! :) Blackout will ich auch unbedingt noch lesen.

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