Am dritten Tag der Blogtour von „Der weiße Affe“ von Kerstin Ehmer darf nun ich meinen Beitrag beisteuern. Wer mich schon von der letzten Blogtour mit dem Pendragon Verlag kennt, der weiß ja, dass ich keine Kosten und Mühen scheue, um Euch auf das Buch neugierig zu machen.
Auch diesmal ist es mir gelungen, ein Kleinod auszugraben (bzw. gilt mein Dank hier der Berliner Polizei, die tief in ihren Kellern sich durch Aktenberge gewühlt hat ;-) ). Das mit dem Einscannen hat mal wieder nicht so gut geklappt, aber dafür hab ich Euch den Text abgeschrieben und im Stile des Originaldokuments unten angehängt.
Nichtsdestotrotz vermute ich, dass zumindest einige von Euch noch ein wenig vom Titel des Beitrags verwirrt sind und sich zu Recht die Frage stellen: Und wer ist Alexander?
Neben dem Handlungsstrang um Kommissar Spiro und seine Ermittlungen gibt es im „weißen Affen“ noch eine Nebenhandlung, die sich um den jungen Alexander dreht. Der geübte Krimileser weiß natürlich, dass diese Nebenhandlung nicht ohne Sinn und Verstand eingebaut wurde und um Euch darauf noch neugieriger zu machen, möchte ich Euch nun einen Blick auf Alexander gewähren. Viel Spaß dabei!
Gesprächsprotokoll Abschließendes Gespräch zwischen Kommissar Ewald Bohlke und dem Zeugen Günther Klauke zum Fall „Der weiße Affe“ Beisitzer: Kommissar Ariel Spiro Protokollführerin: Fräulein Gehrke Bohlke: Abschließendes Gespräch mit dem Zeugen Günther Klauke im Fall „Der weiße Affe“. Im Raum befinden sich der Zeuge, die Kommissare Bohlke und Spiro sowie Fräulein Gehrke, die das Protokoll tippen wird. Wir befinden uns im Befragungsraum 3 im Kriminalkommissariat im Präsidium am Alexanderplatz, am 31. März neunzehnhundert [räusper] zwanzig, vierzehn Uhr und fünf Minuten. [Pause] Haben Sie das, Fräulein Gehrke? Gehrke: Aber ja, Herr Bohlke, nur weiter so. Ich tippe wie der Wind. Bohlke: Ja, also gut. Dann fangen wir an. Klauke: Ich weiß gar nich, was ich hier soll. Ich hab doch schon alles dem da gesagt. [deutet auf Kommissar Spiro] Bohlke: Klauke, das hatten wir doch schon. Wir brauchen Deine Aussage schriftlich, um den Fall abschließend zu dokumentieren. Klauke: Ja, aber ick weeß doch nüscht. Bohlke [genervt]: Klauke, wir kauen das jetzt nicht nochmal alles durch. Du weißt genau, warum du hier bist. Und jetzt sag uns, woher Du Alexander kennst. Und bitte in verständlichem Deutsch. Klauke [genervtes Ausatmen mit Augen verdrehen]: Na, in Wickersdorf. Ich hatte ein Stipendium, aber Alexander nich. Für den muss also jemand geblecht haben. Bohlke: Wer? Klauke: Weeß ick doch nicht. Seine Mutter kann’s ma nicht gewesen sein. Die hat sich ja gesträubt ihn nach Wickersdorf zu bringen und ihn dort zu lassen. Bohlke: Wie kommst Du darauf, dass sie sich gesträubt hat? Klauke: Das hat der Alexander erzählt. Bohlke: Was hat er denn sonst noch über seine Mutter erzählt? Klauke: Nichts. Bohlke: Wie, nichts? Klauke: Mensch, der Alexander war ein Verschlossener. Der hat den Mund kaum aufgebracht. Dem stand auf die Stirn geschrieben: verprügelt mich, veralbert mich, seid gemein zu mir. Und das haben auch alle gemacht. Bohlke: Aber Du nicht? Klauke: Ne, wir Berliner müssen doch zusammen halten. Außerdem war er ein ganz armes Würstchen. Bohlke: Wieso? Klauke: Mann, die hatten ihn alle vom ersten Tag an auf dem Kieker. Schon die Kleidung, die er dabei hatte. Samthosen und Hemden mit Puffärmeln. Bohlke: Alexanders Mutter hat im Theater gearbeitet und seine Kleidung vermutlich selbst genäht. Klauke: Mag ja sein, aber welcher Junge traut sich denn so unter andere Jungs? Ick sag doch: die Prügel war absehbar. Aber nicht mit mir. Ich hab die anderen verkloppt, wenn sie ihm zu nahe gekommen sind. Na ja, zumindest solange ich da war. Die ham mich ja rausgeschmissen. Bohlke: Was hat Alexander von seinem Zuhause erzählt? Klauke: Hab ich doch schon erzählt. Kaum was. Mensch, die Luft ist hier aber trocken. Habt ihr nicht was zum Trinken für mich armen Schlucker. Bohlke [aufplusternd]: Na klar, was darf’s denn sein? Ne Molle? Oder doch was Stärkeres? Klauke: Also, wenn Sie schon so fragen… Bohlke [aufspringend]: Sonst noch was? Konzentrier dich jetzt. Wir ziehen das durch und dann kannste Dich zu saufen bis du blau anläufst. Klauke: War ja nur ne Frage… was soll ich denn noch erzählen? Er war halt ein verschlossenes Kerlchen. Und sehr seltsam. Nicht nur die Kleidung. Auch seine Art zu quaken. Bohlke: Du meinst, seine Wissen über Theaterstücke und die Südseeindianer? Spiro [flüstert]: Insulaner, nicht Indianer. Klauke: Südseeindianer? Davon hat er nichts erzählt. Zumindest da noch nicht. Aber Theaterstücke hat er auswendig gekonnt. Dafür hat ihn der Paul, der Lehrer, immer sehr gelobt. Aber an seinen Rechenkünsten ist er verzweifelt. Alexander konnte noch nicht mal die einfachsten Zahlen zusammen rechnen. Bohlke: Das kommt daher, dass Alexander vorher keine Schule besucht hatte. Er hat nur bei seiner Mutter gelebt. Klauke: Hm, keene Schule? Mensch, das ist ja mein Traum. Bohlke: Alexander hat es nur geschadet. Seine Mutter hat ihn nicht zur Schule geschickt und auch sonst durfte Alexander wohl kaum nach draußen. Wir haben einen Verschlag entdeckt, in dem er wohl immer wieder eingesperrt wurde. Klauke: Verschlag? Was meinen sie denn damit? Ich hab mir mein Bett mit drei kleinen Geschwistern teilen müssen, bevor ich abgehauen bin. Bohlke: Verschlag eben, ganz klein, keine Kammer, eher Schrankgröße. Und völlig verdreckt. Sie scheint ihn da länger eingesperrt zu haben. Klauke [schüttelt ungläubig den Kopf]: Davon hat er nix gesagt. [holt Luft, schließt aber den Mund wieder] Bohlke: Ja? Klauke: Na ja… als ich ihn dann später hier in Berlin jetroffen hab, da war er klapperdürr und hatte Krämpfe. Ich hab ja gemeint, dass ich nen Besen fress‘, wenn seine Mutter ihm nicht Morphium in die Milch gekippt hat. Er hat sie ständig seine Königin genannt, aber für mich war das ne Hexe. Nix anderes. So eine Sauerei, die eigene Mutter…. Und da hat er auch von der Südsee und den Kriegern erzählt. Von einem Krokodilgott und all so Sachen. War schon ne nette Geschichte, aber ein bisschen weit ab vom Schuss, wa? Bohlke: Morphium? Bist Du Dir da sicher? Klauke: Ja, Mann. Mein Oller hatte das auch als er aus Frankreich zurück kam. Ich erkenn das. Bohlke: Die Theaterkollegen seiner Mutter äußern sich nur positiv über sie. Auch wenn sie einräumen, dass Alexander nur wenig Kontakt nach außen hatte, scheint mir Morphium doch… Klauke: Ich saug mir das doch nicht aus den Fingern! Det war so! Wenn ihr schon alles wissen wollt, dann müsst ihr das nehmen wie es kommt. Und wenn nicht, dann geh ich wieder. [will aufstehen] Bohlke: Ja, ja, schon gut. Wir können es nur nicht so recht glauben. Es ist, als hätte man zwei Personen vor sich, wenn man Berichte über Alexanders Mutter hört. Eine überfürsorgliche, liebevolle Mutter… Klauke: Tz.. wer’s glaubt. Bohlke: … und eine völlig verantwortungslose Mutter, die ihr Kind einsperrt, hungern lässt und nun auch noch die Sache mit den Drogen. Klauke: Sag ich doch, eine Hexe. Spiro [flüstert vor sich hin]: Und wir werden niemals alles erfahren, was Alexanders Mutter ihm angetan hat. Bohlke: Ja, schon gut. Ich glaub dir ja. Verwahrlosung und Überliebe, könnte man sagen. Klauke: Über-was? Drück dich mal nicht so geschnörkelt aus, Bul… Bohlke. Bohlke: Für Dich immer noch Herr Kommissar Bohlke. Klauke: Na, wenn’s denn sein muss. Bohlke: Ja, das muss! Also, hast Du noch was hinzuzufügen? Klauke: Nee. Bohlke: Gut. Wir werden wohl niemals erfahren, was in dieser Frau wirklich vorgegangen ist. Einzig die Sauerei, ehm, das Ergebnis bleibt uns. Was für eine Geschichte... [räusper] Nun ja, damit ist die Zeugenbefragung von Günther Klauke beendet, es ist vierzehn Uhr vierundfünfzig. Fräulein Gehrke, bitte sauber abtippen und der Fallakte beifügen.
Im Rahmen der Blogtour verlost der Pendragon Verlag drei Mal ein Exemplar von Kerstin Ehmers „Der weiße Affe“. Um an der Verlosung teilzunehmen, müssen die TeilnehmerInnen ein Lösungswort bilden. Das Lösungswort findet sich in den fünf Blogbeiträgen zu der Tour. In jedem Beitrag findet sich ein fett gedruckter Buchstabe – das Lösungswort besteht also aus fünf Buchstaben.
Zur Teilnahme an der Verlosung muss das Lösungswort an presse@pendragon.de gesendet werden. Einsendeschluss ist Freitag, der 27. Oktober 2017 um 23:59 Uhr.
Die drei Gewinner werde aus allen Teilnehmern ausgelost. Nach der Auslosung werden die Gewinner per Mail benachrichtigt und um ihre Adressdaten gebeten. Die Adressdaten der Gewinner werden nur für den Versand benötigt und werden nicht an Dritte weitergegeben. Eine Barauszahlung des Gewinns ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mit der Teilnahme am Gewinnspiel erklärt Ihr euch mit diesen Bedingungen einverstanden.
18. Oktober 2017 um 11:17
Ein feines Protokoll und fast hätte ich dir das mit der Polizei geglaubt :P
18. Oktober 2017 um 11:43
Ich musste auch zweimal hingucken. ;-) In jedem Fall ne klasse Idee. Ich freue mich schon auf Ehmer. Dank „Babylon Berlin“ bin ich gerade wieder ziemlich auf dem 20er Jahre Trip.
18. Oktober 2017 um 11:55
Hihi… danke! Ich freu mich, dass das so geklappt – es sollte ja so echt wie möglich aussehen. :-)
Und nicht vergessen – man kann das Buch auch gewinnen!
18. Oktober 2017 um 12:01
Hab ich nicht vergessen – aber der liebe Günther schickt es mir ohnehin. ;-)
18. Oktober 2017 um 12:03
Ahhh… Connections. :-D
18. Oktober 2017 um 12:04
Yeah. 8-) Naja, wir sind beide Bielefelder. Da fällt das unter Nachbarschaftshilfe. :-D
18. Oktober 2017 um 12:09
Na – sag bloß, er bringt es auch noch persönlich vorbei??? Wie cool ist das denn!
18. Oktober 2017 um 12:10
Da ich nicht mehr in Bielefeld wohne, nein. Wenn ich aber mal ab und zu in der alten Heimat bin, komme ich meist relativ gut bepackt nach Hause. :-)
18. Oktober 2017 um 12:15
Ah, sorry. Da hab ich wohl hineininterpretiert.
Aber ich seh schon, in Bielefeld ist ganz schön viel los, ganz entgegen den Sprüchen, die man so hört.
18. Oktober 2017 um 12:21
Ja, dafür, dass es uns angeblich nicht gibt, hat Bielefeld doch einiges zu bieten. – Nein, wirklich eine schöne Stadt mitten im Grünen. Genieß es jedes Mal, wenn ich mal wieder auf Heimaturlaub da bin. Allein der Blick von der Sparrenburg ist herrlich. Perfekter Platz um ein Buch zu lesen. ;-)
18. Oktober 2017 um 11:54
Vielen Dank! Genau das war die Absicht – wobei es WordPress da einem schon schwer macht. Aber vielleicht ja nur in der kostenlosen Version… wer weiß.
19. Oktober 2017 um 21:58
glaub mit Plugins geht das?! Habs noch nicht probiert. Würd aber wohl ein „bild“ machen und es dann posten :D
20. Oktober 2017 um 11:16
Auch eine gute Idee… aber lieber würde ich es immer direkt in WordPress machen. Ich erwarte ja gar nicht Hunderte Schriftarten, aber so ein paar wenige fände ich schon gut. Na mal sehen, was ich mir nächstes Mal so einfallen lasse.
Aber bei den Plugins werde ich wohl mal nachsehen.
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18. Oktober 2017 um 15:48
Ein fabelhafter Beitrag, hat Spaß gemacht, zu lesen. :)
18. Oktober 2017 um 16:02
Dankeschön!
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18. Oktober 2017 um 18:36
Hey, da bin ich ja echt drauf reingefallen :-) und habe ganz kurz geglaubt Du hast mit der Polizei gesprochen – wie genial gemacht. Ein richtig schöner und ausgefallener Beitrag. Diese „Fallakte“ wird mir lange im Gedächtnis bleiben.
Viele liebe Grüße
Kerstin von KeJas-BlogBuch
18. Oktober 2017 um 19:25
Vielen lieben Dank! Ich freu mich so, dass mein „Trick“ gut funktioniert hat.
LG, Christina
18. Oktober 2017 um 19:17
Was für ein amüsanter Beitrag! :-) Ja, der macht beim Lesen wirklich Spaß. Am Anfang hattest du mich auch an der Nase herumgeführt. Bin erst voll reingefallen und dachte: Wow, Akteneinsicht! Ha, ha! Ist dir gut gelungen!
18. Oktober 2017 um 19:26
Danke, Iris! Ich hatte eine diebische Freude beim Vorbereiten und heute strahle ich umso mehr, dass meine „Akteneinsicht“ so gut ankommt.
19. Oktober 2017 um 05:37
Dein Protokoll gefällt mir richtig, richtig gut. Tolle Idee und sehr lebensnah umgesetzt :-). Macht neugierig auf die Nebenhandlung des Buches. Ich bin schon gespannt.
19. Oktober 2017 um 07:51
Vielen Dank – eben genau soweit wie mich WordPress gelassen hat. Aber ich denke, ich hab alles rausgeholt. :-)
19. Oktober 2017 um 17:46
Huhu!
Kennst du schon unsere Gruppe für Blogtouren auf Facebook? Vielleicht magst du ja mal vorbeischauen? :)
Wir halten da alles aktuell und verlinken die Beiträge, damit man immer alles im Blick hat und nichts verpasst – bei den vielen Touren verliert man ja leicht den Überblick ;)
https://www.facebook.com/groups/981737925190683/
Liebste Grüße, Aleshanee
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