Die dunklen Felle

Krimis, Thriller und Science Fiction

Der Tod auf dem Nil – Agatha Christie

2 Kommentare

9783455650020
Agatha Christie – Der Tod auf dem Nil
Verlag: Atlantik Verlag
Übersetzer: Pieke Biermann
320 Seiten
ISBN: 978-3455650020

 

 

 

Wenn man an Agatha Christie denkt, ist „Der Tod auf dem Nil“ wohl einer der ersten Krimis, der einem im Kopf schwirrt, wenn nicht gar der erste überhaupt. Das mag an Sir Peter Ustinovs genialen Verkörperung des Hercule Poirot liegen, aber ich hoffe doch auch an dem Buch, denn so gut Sir Ustinov es umsetzt, es gibt doch einige Unterschiede und es wäre schade, wenn man „nur“ den Film kennen würde.

Aber wer von uns kennt ihn, Hercule Poirot, nicht? Der kleine, elegante Belgier, der nur zu häufig für einen Franzosen gehalten wird und dies immer wieder berichtigen muss. Mit einem beeindruckenden Schnurrbart und vielen kleinen grauen Zellen ausgestattet, ist er stolz auf seine Fähigkeit Fälle zu lösen und beweist das immer wieder. Ein wenig eingebildet ist er schon, aber immer ausgesucht höflich, auch wenn er es versteht, gekonnt in Wunden zu stochern.

Eine Gesellschaft aus den verschiedensten Persönlichkeiten trifft sich auf der „Karnak“, einem Dampfer, zu einer Nilkreuzfahrt. Hercule Poirot möchte gerne ein wenig ausspannen, doch dann wird Linnet Ridgeway ermordet aufgefunden. Linnet war die reichste Reisende – nicht nur in Gelddingen, denn sie war auch auf Hochzeitsreise mit Simon Doyle, den sie ihrer Freundin ausgespannt hat, die sich auch auf dem Dampfer befindet. Mit dabei sind mehr oder minder zufällig ihr Vermögensverwalter, Bekannte oder andere, die Linnet ihren Reichtum nicht immer gegönnt haben. Doch wer hat sie ermordet?

Zugegeben, am Anfang muss der geneigte Krimileser schon ein wenig Muse mitbringen, denn bevor der Mord passiert, werden erst mal alle Charaktere eingeführt. Mehr oder weniger ausführlich, aber immer schon abwechselnd und da wir von einigen reden, muss man schon an der Geschichte dran bleiben. Auch das Zusammentreffen auf der „Karnak“ dauert ein Weilchen, bevor dann nach ca. 120 Seiten der Mord passiert. Nun könnte man denken, warum dauert das denn so lange, aber Agatha Christie stellt uns die Charaktere nicht nur einfach so vor. Wir sehen viele Beweggründe und Hintergründe bis dann alle erst mal auf dem Schiff zusammenführt werden. Es ist ein kontinuierlicher Spannungsaufbau in der Vorstellung der Charaktere, der seine erste Explosion im Mord an Linnet Ridgeway erhält, bevor es zum nächsten Spannungsaufbau kommt – der Ermittlung.

Als Belgier und bekannter Privatdetektiv hat Poirot hier eine Position, die es ihm erlaubt, sämtliche Standesgrenzen zu ignorieren und trotzdem nicht unangenehm aufzufallen, sondern sogar von den meisten bewundert oder gemocht zu werden. Von der reichen Schriftstellerin über die Lady mit ihren Gesellschafterinnen, vom Vermögensverwalter bis zum Schiffsjungen. Das Schiff mit seinen Landausflügen bietet dabei die exotische Kulisse, ohne welche die Auswahl der Personen zu vergrößern. Wie auf einem Landsitz ist auch hier ein bestimmter Personenkreis verdächtig und muss den Mord begangen haben. Vom Aufbau her ist „Der Tod auf dem Nil“ also ein klassischer Whodunit.

Poirots Adjutant ist Colonel Race, der in einem geheimen Auftrag auf dem Schiff weilt und bei der Ermittlung kräftig unterstützt. Die Hauptverdächtige hat ein Alibi – also wer war es? Wie das so Poirots Art ist, befragt er Zeugen, gibt ab und an kryptische Bemerkungen von sich und behauptet dann, den Täter schon seit einer Weile zu kennen und nur den Tathergang zu rekonstruieren. Meist knobelt er an einem kleinen Stückchen – doch ohne dies gibt er den Täter nicht bekannt.

„Sie denken, ich tummele mich zum Spaß auf Nebenschauplätzen. Und das ärgert Sie? Aber so ist es nicht. Ich war mal beruflich bei einer archäologischen Expedition dabei – und da habe ich etwas gelernt. Wenn etwas ausgegraben wird, wenn etwas aus der Erde hochgeholt wird, dann wird die ganze Umgebung sorgfältig leergefegt. Man entfernt lockere Erde, man gräbt da und dort mit dem Messer, und schließlich hat man sein Objekt, allein für sich, bereit, gezeichnet oder fotografiert zu werden, ohne dass irgendetwas dazwischenkommt, was nicht da hingehört. Das habe ich hier auch versucht – alles, was da nicht hingehört, wegzufegen, damit wir die Wahrheit sehen können – die nackte, blanke Wahrheit.“ (S. 246-247)

Und so offenbaren sich nach und nach all die kleinen Geheimnisse der feinen Gesellschaft und befriedigt damit seine Leser, bis er sich zum großen Finale aufschwingt. Ich habe „Der Tod auf dem Nil“ schon ein-, zweimal gelesen und auch den Film gesehen, aber ich bin mit dem Fluch/Segen behaftet, dass mir die meisten Auflösungen wieder entfallen und so war ich auch diesmal überrascht ob der genialen Auflösung des Falles und habe glücklich und zufrieden das Buch zugeklappt.

Fazit:
Auch wenn man sich am Anfang an viele Personen gewöhnen muss und es eine Weile dauert, bevor der Mord passiert, ist „Der Tod am Nil“ eine kriminalistische Wundertüte: ein exotisches Setting, ein Potpourri an Verdächtigen und ein genialer Poirot in einer klassischen Whodunit Ermittlung. Bien!

 

Dies und Das über Agatha Christie

Über Agatha Christie ist schon viel geschrieben worden und meine Doktor Who Karte hab ich ja schon ausgespielt. So bleibt mir heute nur zu erwähnen, dass ich noch zwei kleine Fakten herausgefunden habe, die ihr vielleicht doch noch nicht kennt: Agatha Christie versuchte sich angeblich am Surfen und die New York Times veröffentlichte zu Poirots Tod einen Nachruf – auf der Titelseite!

 

Herzlichen Dank an den Atlantik Verlag für die Bereitstellung des Krimis.

2 Kommentare zu “Der Tod auf dem Nil – Agatha Christie

  1. Poirot ist kein Franzose…? :-)
    Ich muss gestehen das ich den auch nur aus dem Film kenne, ich glaube ich habe einfach zu spät mit Krimis angefangen. Ist aber ein sehr guter Fall, ein echter Klassiker und eine sehr gute Wahl.

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