Jutta Maria Herrmann – Wähle den Tod
Verlag: Knaur
304 Seiten
ISBN: 978-3426519981
Nur noch sehr selten greife ich zu Psychothrillern. Das Genre ist einfach nichts mehr, was mich hinter dem Ofen vorlocken kann. Klar, sie sind oft zum Zerreißen spannend, aber letztendlich bieten sie wenig Inhalt. Sie spielen mit den Ängsten der Menschen und treiben diese bis auf die Spitze, sie verheimlichen, träumen, halluzinieren, vertuschen – einzig um den Protagonisten aber auch den Leser zu verwirren und in Angst und Schrecken zu versetzen. Eine unheimliche Atmosphäre wird erzeugt, die durch kontinuierliche, aber leise Spannung gesteigert wird und in einem Knall endet.
Aber wenn, ja, wenn ich mal wieder Lust habe, dass mich jemand in Angst und Schrecken versetzt, dann, ja genau, dann muss es Jutta Maria Herrmann sein!
Jana Langenfeld hat alles, was sie sich je erträumt hat: einen Mann, eine Tochter und ein nettes Häuschen. Keiner, auch nicht ihr Mann, weiß, dass sie vor diesem Leben schon mal ein anderes Leben hatte, dem sie entflohen ist. Doch nun holt ihr altes Leben sie ein. Der Hund wird im Garten getötet, sie bekommt Nachrichten, die sie an längst vergangene Ereignisse erinnern und ihre Affäre, aus der sie sich gerade gelöst hat, wird unheimlich. Schon bald wird Jana klar, dass jemand aus ihrer Vergangenheit in ihr neues Leben getreten ist und ihr nichts Gutes will. Aber wer ist es und welchen Zweck verfolgt diese Person?
Jutta Maria Herrmann gelingt es ausgezeichnet, dass Grauen ganz langsam in Jana Langenfelds Leben zu träufeln. Nach und nach häufen sich Kleinigkeiten, Zufälligkeiten. Nicht nur die Hauptfigur fragt sich ab und an, ob das denn wirklich zusammenhängt oder sie nun zu viel hineininterpretiert, nein, auch ich hab mich das hin und wieder gefragt. Aber natürlich ist einem als Leser schon klar, wohin die Reise geht: für die Protagonistin dreht sich die Spirale stetig abwärts, derweil die Spannung für den Leser steil aufwärts geht.
Tatsächlich verrät der Prolog schon ein wenig die Richtung, in die der Psychothriller sich wendet, nichtsdestotrotz tut das dem rasanten Schreibstil und der zunehmenden Spannung keinen Abbruch. Geschickt gelingt es der Autorin auch, Jana Langenfeld sympathisch zu zeichnen, der Leser bangt mit ihr und hofft, dass alles gut ausgeht und ist dann doch von einigen ihren Reaktionen, Antworten und Handlungen überrascht. So weiß man als geübter Krimileser zwar ab einem gewissen Zeitpunkt, wie das Buch ausgehen wird, aber dann setzt die Autorin am Ende nochmal ein Kapitel drauf, in dem man sich denkt: WTF – ehrlich jetzt? Ein nervenzerreißendes Finale muss gar nicht sein – auch wenn natürlich ein guter Showdown dabei war – aber es reicht eben auch manchmal ein letztes, kleines Kapitelchen, um mit einem Knall zu enden. So geht Psychothriller.
Fazit:
Eine wahre Könnerin ihres Faches ist hier am Werk – wenn jemand Psychothriller kann, dann Jutta Maria Herrmann.
20. Juli 2018 um 19:45
Hm, ich habe vor einer halben Ewigkeit „Hotline“ gelesen, das mir gut gefiel. Also schaue ich mir das hier vielleicht auch mal an.
21. Juli 2018 um 19:19
Falls Dich dieser Titel nicht ganz überzeugt, hat die Autorin seit „Hotline“ noch zwei weitere Psychothriller geschrieben: „Schuld bist Du“ und „Amnesia“. Vielleicht passen die ja noch besser in Dein Auswahlschema?
21. Juli 2018 um 19:36
Schaun mer mal, danke für den Tipp. :-)
21. Juli 2018 um 13:41
danke für den Tip
21. Juli 2018 um 19:18
Immer gerne!
22. Juli 2018 um 20:54
Klingt spannend. Das könnte doch glatt etwas für mich sein 🙂.