Garry Disher – Gier
Verlag: pulpmaster
Übersetzerin: Gabriele Bärtels
226 Seiten
ISBN: 978-3929010527
Als ich mich, gemeinsam mit Kaliber.17 zu dem Australien & Neuseeland Spezial entschieden habe, hatte ich mir gedacht, super, erfährst Du ein wenig mehr über Down Under. Zugegeben, dass kann man nun über „Gier“ von Garry Disher nicht sagen, denn die Story hätte wohl auch in anderen Ländern der Welt spielen können. Aber Garry Disher ist nun mal der Autor, der mich bei diesem Thema am meisten gereizt hat. Gunnar hat ja schon einen Blick auf die Inspector Challis Reihe geworfen, ich selbst habe „Bitter Wash Road“ vor einigen Monaten gelesen (und die Rezension dazu schlummert noch in meinem SUB), also hab ich mich an die Wyatt Reihe getraut. Wyatt, ein Berufsverbrecher, der unweigerlich an Richard Starks Parker erinnert – eine Rezension zu einem von Parkers Fällen findet ihr hier – der aber doch anders ist. Nun aber erst mal zu Wyatt.
Wyatt hält sich mit zwei, drei guten Jobs im Jahr über Wasser, so dass er meist einige Monate in sonnigen Gefilden verbringen kann. Gut geplante Arbeit für einige Wochen, Erholung und Ruhe für einige Monate. Als nun Anna Reid, eine Anwältin, ihren Partner ausnehmen will, kommt der Auftrag Wyatt ganz recht. Das Team besteht noch aus Hobba und Pederson, so dass die Beute von 300.000 Dollar durch vier zu teilen ist. Dummerweise kleben danach nicht nur die eigentlichen Eigentümer des Geldes an seinen Fersen, die den Profi Bauer auf ihn hetzen, sondern auch die Brüder Ivan und Sugarfoot Younger, die noch eine Rechnung mit ihm offen haben. Vor allem Sugarfoot, der Wyatts letzten Raubzug vermasselt hat und von ihm eine Abreibung erhalten hat, giert auf Rache.
Wyatt ist kein Mann der großen Worte, auch Lächeln liegt ihm nicht. Er hat so gut wie kein Vertrauen in seine Mitmenschen, in seine Teamkollegen sowieso schon gar nicht. Und mit den Frauen, ach, da will er schon gar keine tiefere Bindung. Ein paar unverfängliche Nächte und schon ist es vorbei. Also zumindest kann er sich mehr gerade nicht vorstellen, wobei… na ja. Mit den neuen Techniken hat er es auch nicht so. Dafür ist er klug, vorausschauend und eiskalt. Er ist jederzeit bereit, seine Partner um die Ecke zu bringen, wenn der Plan schief läuft. Aber er ist so fair, den Plan so gut zu durchdenken, dass nichts schief läuft und er niemand umbringen muss. Das ist nämlich nicht sein Ziel. Er bringt niemand einfach so um. Nur, wenn es sein muss. Wenn eben jemand seinen gut durchdachten Plan durcheinander bringt, weil er ein größeres Stück vom Kuchen will. Oder Wyatts Anteil.
Das gefährlichste in diesem Fall sind aber nicht unbedingt Wyatts Partner, sondern alle, die danach von dem Geld etwas abhaben wollen. Allen voran Sugarfoot Younger, der dümmste unter ihnen. Dummheit gepaart mit vielen Muskeln, Waffen und einer Angeberkarre, aber leider nur Stroh im Kopf, ist eben gefährlich. Sugarfoot denkt ständig, er müsste mehr vom Leben abbekommen und Wyatt stände ihm dabei im Weg.
Aber eigentlich kann man niemand trauen. Vielleicht lese ich zu viele Krimis dieser Sorte, aber das war mir von Anfang an klar. Es ist nur so, dass man doch noch knobeln muss, wer wen übers Ohr haut. Das Buch war ein bitterböser Trip durch eine australische Stadt, deren Name nun wirklich nichts zur Sache tut, und ein erfolgreicher Raub, erfolgreich sogar im doppelten Sinne, der viel Gewalt und viele Tote nach sich zieht. Ich denke, ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, natürlich überlebt Wyatt das Gemetzel, denn „Gier“ ist der erste Teil einer kleinen Serie um den Berufsverbrecher. Und so zeigt sich, dass Gier einen nur das Leben kostet. Wenn man einfach nur seinen Anteil nimmt – hat man leider trotzdem viel zu tun, weil die anderen ja gierig sind. Ach, aber ganz unkompliziert soll es ja auch nicht sein – sonst macht das Lesen doch keinen Spaß.
Fazit:
Schnell, böse und hart – ganz so, wie wir unsere Krimis um die harten Kerle, die Berufsganoven, mögen.
21. Dezember 2016 um 13:32
Ich liebe diese Reihe. Um es in den Worten eines Kollegen zu sagen: „Wenn du Wyatt kennst, ist Parker (von Richard Stark aka Donald E. Westlake) regelrecht langweilig.“
21. Dezember 2016 um 18:41
Da sollte ich beide Reihen jetzt wohl auf jeden Fall weiterlesen, damit ich die Aussage auch überprüfen kann. ;-)
21. Dezember 2016 um 17:50
Reblogged this on Kaliber.17 | Krimirezensionen and commented:
Rezension #8 unseres gemeinsamen Länderspezials im Advent ist Christinas letzter Beitrag. Vielen Dank für vier tolle Rezensionen!
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28. Dezember 2016 um 10:18
Philly hat den Autor auch schon begeistert rezensiert gehabt und ich verpeile es immer ihn mal zu holen. Glaub nächstes Jahr muss er endlich mal dran glauben! Inwzischen ist die Leseneugier einfach zu groß geworden :D
28. Dezember 2016 um 10:23
Ich doof – hab Garry Disher schon gelesen – nämlich den Drachenmann XD Aber diese Reihe hier noch nicht. So!
28. Dezember 2016 um 12:56
Na, das Buch kenn ich z. B. noch nicht. Aber ich fand den ersten Teil um Wyatt wirklich gut – da lohnt sich ein Blick rein (nur, falls Du noch Überredung benötigst. :-))
28. Dezember 2016 um 22:54
Och, inzwischen reicht nur ein Fingerzeig :P
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