Die dunklen Felle

Krimis, Thriller und Science Fiction

Der Malteser Falke – Dashiell Hammett

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Dashiell Hammett – Der Malteser Falke
Verlag: Diogenes
Übersetzer: Peter Naujack
235 Seiten
ISBN: 978-3257201314

 

 

Neulich hab ich feststellen müssen, dass es doch tatsächlich Leute gibt, denen der Begriff „Malteser Falke“ nichts sagt. Ich hab „Der Malteser Falke“ zwar jetzt auch zum ersten Mal gelesen (ja, ein wenig schäme ich mich schon), aber natürlich war mir der Titel und der Autor geläufig und schließlich gibt es hier auch noch einen Filmklassiker mit Humphrey Bogart. Eine gute Sache hat es jedoch auf jeden Fall: mit dieser Rezension erreiche ich jetzt genau zumindest einen Follower, der heute etwas Neues lernt.

Privatdetektiv Sam Spade und sein Partner Archer werden von Brigid Wonderly engagiert, ihre Schwester aus den Klauen von Thursby zu befreien, der diese aus der wohlbehüteten Obhut „entführt“ hat. Am nächsten Tag sind sowohl Thursby als auch Archer tot. Brigid Wonderly heißt nicht Brigid Wonderly und die Geschichte mit der Schwester ist an den Haaren herbei gezogen. Doch das wusste Spade schon. Viel wichtiger ist, was eigentlich hinter der Geschichte steckt und Spade sowohl Brigid als auch den weiteren Beteiligten Stück für Stück aus der Nase ziehen muss. Eine Jagd ist es, in die er da hinein geraten ist. Die Jagd nach dem Malteser Falken!

Schon lange wollte ich die beiden Begründer des Hardboiled Genres – Dashiell Hammett mit seinem Sam Spade und Raymond Chandler mit seinem Philip Marlowe – lesen und kennen lernen. Wie gut, dass mir das Spezial endlich die Möglichkeit gegeben hat und ich hier reinschnuppern konnte. Im Vergleich – der natürlich allerdings nur auf den zweien von mir gelesenen Büchern basiert – gefällt mir Marlowe ein kleines bisschen besser als Spade, aber wieso eigentlich?

Ganz einfach: Bei Sam Spade weiß der Leser bis zum Schluss nicht, woran er eigentlich ist. Ermittelt der Privatdetektiv, um den Fall zu lösen und die Mörder zu überführen oder will er sich ganz einfach sein Stück vom Malteser Falken holen? Spade lässt sich nicht in die Karten schauen und begegnet der Welt mit ironischem Zynismus. Der Tod seines Partners lässt ihn kalt und auch für Brigids Flehen hat er kein rechtes Ohr, sondern steht mal vor ihr, bis er es für nötig hält, sie vor sich zu schieben.

„‘Zu denen[=Polizei] gehen“‘ rief er mit vor Wut lauter Stimme. ‚Die haben mich schon seit heute früh um vier gelöchert und mir den letzten Nerv getötet! Ich hab mir Gott weiß wie viel Mühe gegeben, sie abzuwimmeln. Und wofür? Für irgend so eine verrückte Idee, daß ich Ihnen [Brigid] helfen könnte! Ich kann’s nicht. Ich werd’s nicht mal versuchen.‘ Er setzte sich den Hut auf und drückte ihn fest. ‚Zu denen gehen? Ich brauch ja bloß stillzustehen, und schon schwärmen sie nur so um mich herum! Na, ich werd ihnen erzählen, was ich weiß, und Sie müssen dann eben sehen, wie Sie klarkommen.‘“ (S.45)

Gegenüber Frauen ist er sowieso ein Macho, denn abgesehen vom Bett sind die „Schätzchen“ kaum zu gebrauchen. Ein sympathischer Kerl sieht also definitiv anders aus. Aber genau das macht doch einen Hardboiled Helden aus, nicht? Der muss gar nicht unbedingt sympathisch sein, um zu begeistern. Spade ist ein harter Hund und genau richtig aufgehoben in der Jagd nach dem Falken. Der Leser muss ihn nicht mögen und tut es mitunter vermutlich auch nicht, aber beeindruckt ist er bestimmt.

Die Atmosphäre, die Hammett schafft, besticht. Es sind die 20er/30er, die er so ins Papier gepresst hat, dass die Geschichte die Atmosphäre atmet. Männer, in langen Mäntel mit Hüten, an ihrer glimmenden Zigarette ziehend; Damen, elegant und zugleich ein wenig verrucht, Gangster und Ganoven, Privatdetektiv und Polizei – die Charaktere vervollständigen die Geschichte. Man sieht die Autos, die Straßen San Franciscos, die Orte vor sich entstehen. Obwohl er gar nicht viele Beschreibungen liefert, braucht man nur die Augen zu schließen, um ein Bild vor Augen zu haben. Den Film habe ich mir erst danach angesehen, doch so hervorragend umgesetzt habe ich selten ein Buch gesehen. Nicht nur, dass die Geschichte exakt überein stimmt, nein, auch Bogart als Spade und die Atmosphäre hat der Film perfekt in Szene gesetzt.

Die Jagd nach dem Falken ist ein Verwirrspiel. Man kann nie wissen, wer gerade auf welcher Seite steht und Spade steht den anderen Beteiligten in nichts nach. Es gibt kein Gut und kein Böse – die Grenzen verwischen und ein jeder hat beides in sich vereint. Die unscheinbare, schwarze Statuette eines Falken, die unglaubliche Reichtümer beinhalten soll, bringt Gangster und Trickbetrüger hervor, denen die Gier in den Augen funkelt. Doch auch wenn man Spade den ganzen Krimi hindurch skeptisch beäugt, bleibt er seiner Vorreiterrolle als Hardboiled-Held treu. Einem echten Kerl kann man eben vertrauen, auch wenn die Schale noch so hart ist.

Fazit:
Sam Spade hat sich seinen Platz im Krimi-Olymp wahrhaft verdient. Ein jeder Fan von Hardboiled Krimis sollte sich den Malteser Falken irgendwann zu Gemüte führen. Eine klare Leseempfehlung!

 

 

Dies und Das über Dashiell Hammett:
Umso mehr ich über Dashiell Hammett suche, umso öfter treffe ich auf – Lillian Hellman, die Liebe seines Lebens und eine äußerst interessante Frau. In einem Club soll sie Hammett am Arm gepackt haben, als er auf dem Weg zur Toilette war, und die ganze Nacht diskutiert haben. Eine wilde Ehe führten die beiden, hin und wieder auch eine On-Off-Beziehung und nie verheiratet. Sie liebten sich, sie soffen und sie stritten. Ein gelebtes Leben. Und so hielt die Liebe ein halbes Leben lang. Hammett widmete ihr „Der dünne Mann“, doch kurz danach schrieb er keine Krimis mehr, sondern widmete sich der Filmindustrie. Hammett als auch Hellmann waren Linke und vertraten die kommunistischen Ideale sogar soweit, dass Hammett im Gefängnis landete (Zeugnisverweigerung) und sein Vermögen darunter sehr litt, so dass er letztendlich als armer Mann starb, doch mit einer kriminellen Hinterlassenschaft, von der noch heute Leser der ganzen Welt reden.

8 Kommentare zu “Der Malteser Falke – Dashiell Hammett

  1. Auch ich gestehe: Es liegt bei mir noch ungelesen herum. Aber ich hole es schleunigst nach, versprochen!

  2. Mir geht es wie Dir: prinzipiell anfangen kann ich mit dem Malteser Falken etwas, gelesen hab ich ihn noch nicht. Aber die Rezension hat mich wieder drauf gestoßen, mal sehen wenn es mir nach Weihnachten zu besinnlich ist und ich den Spademan 2 schon gelesen habe, könnte der Malteser Falke genau das Richtige sein :-)

  3. Habe kürzlich „Rote Ernte“ von Hammett gelesen, was mir sehr gut gefallen hat. Den „Malteser Falken“ kenn ich noch nicht, aber das wird sich jetzt ändern! :)

  4. Pingback: Abschluss des Krimiklassiker Spezial und Gewinnspiel | Die dunklen Felle

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