Die dunklen Felle

Krimis, Thriller und Science Fiction

Staatsfeind Nr. 1: Mindreader von Patrick Lee

2 Kommentare

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Patrick Lee – Mindreader
Verlag: rororo
428 Seiten
ISBN: 978-3499268021
9,99 €

 

 

 

Meine Meinung:
Ich liebe den Dreiteiler um Travis Chase und Paige Campbell von Patrick Lee: Die Pforte, Dystopia und Das Labyrinth der Zeit. Die Idee hat mir dort einfach wahnsinnig gut gefallen. Und deshalb war es natürlich klar, dass ich den neuen Thriller „Mindreader“ auf jeden Fall haben musste.

Zugegeben, die Idee gefällt mir diesmal nicht ganz so gut. Es geht um den Veteranen Sam Dryden, der zufällig auf Rachel trifft, ein junges Mädchen, welches auf der Flucht ist. Rachel kann Gedanken lesen und deshalb ist sie natürlich nicht einfach ein ausgebüchster Teenager, sondern wird von mächtigen Männern verfolgt. So weit, so gut.

Neulich habe ich ja bei „Der Cop“ bemängelt, dass dort von einer gnadenlosen Jagd im Klappentext gesprochen wurde und dies dann eher spät und mehr oder weniger gnadenlos vonstatten ging. Hier ist es so, dass die Jagd praktisch sofort beginnt. Und gnadenlos ist gar kein Ausdruck. Die mächtigen Männer gehören zu einem Rüstungskonzern mit der Regierung im Rücken und dementsprechend mächtig sind die Mittel. Da werden Sam und Rachel nicht nur mit ein paar Soldaten / Söldnern verfolgt, sondern eben mit Satelliten und Hubschraubern. Und wir reden hier nicht von einem gerechten Eins-zu-Eins-Kampf, sondern von einer Übermacht gegen einen Ex-Soldaten und ein kleines Mädchen. Sam und Rachel hetzen praktisch von einer Verfolgung in die nächste, kommen kaum zu Luft und stehen praktisch ständig mit einem Bein im Grab. Es gibt zwar einige Momente der Ruhe, doch dann beherrscht Rachels wiederkehrende Erinnerung die Handlung und das ist nicht weniger spannend. Denn Rachel hat noch ein Geheimnis, welches erst später in der Handlung herauskommt und freigelegt wird.

Sam Dryden ist – nicht wirklich überraschend – genau der richtige, den Rachel hat treffen können. Er ist nicht einfach nur ein Veteran, er war in Spezialeinsätzen und ist im Kampf erprobt. Seine Familie ist gestorben und er leidet still. Er spiegelt das absolute Klischee des Elite-Ex-Soldaten, den man in so einem Thriller zwar erwartet, einen aber eben auch nicht zu Begeisterungsstürmen verleitet. Während der Zeit, in der die beiden zusammen sind, erwärmt Rachel sein Herz und sie ersetzt ihm fast die Tochter. Die beiden sind ein ungleiches Gespann, passen aber zusammen wie sprichwörtlich Pech und Schwefel. Die meisten anderen Charaktere bleiben Randfiguren – auch welche, die ein wenig länger auftreten und nicht gleich tot sind. Der Fokus liegt ganz eindeutig auf Sam und das Buch ist auch aus seiner Sichtweise geschrieben. Über Rachel erfährt man nach und nach mehr – meist aus Sicht Sams, aber auch aus anderen Perspektiven – und Patrick Lee schafft es tatsächlich sehr lange, ein Geheimnis anzudeuten, ohne es zu lüften. Man kann sich vieles vorstellen, aber die Tragweite und Auswirkungen des Geheimnisses überraschen einen dann doch.

Das Finale fand ich gut inszeniert. Hier gelingt es Herrn Lee, auch ohne weitere Geheimniskrämerei, nochmal Spannung zu erzeugen und findet einen guten Abschluss. Ein bisschen frustriert bin ich vom Ende, denn, auch ohne, dass ich wüsste, dass es eine Fortsetzung gibt, kann man am Ende schon darauf recht sicher spekulieren. Allerdings keine Angst: dieser Teil ist abgeschlossen und im nächsten Teil trifft man dann (vermutlich) nur auf Sam Dryden.

Fazit:
Voller Energie wird man von einer Seite zur nächsten gehetzt – das Buch gönnt einem kaum eine Verschnaufpause. Da fällt es fast nicht auf, dass die Hauptfigur das Klischee an sich darstellt und somit dem ganzen einen Dämpfer versetzt. Nichtsdestotrotz: wer atemlose Aktion sucht, ist hier genau richtig!

3 und ein halbes Schaf

2 Kommentare zu “Staatsfeind Nr. 1: Mindreader von Patrick Lee

  1. So, habe dann mal den verschneit-verregneten Sonntag genutzt und „Mindread“ gelesen. Ging ja recht flott, ist ja ein temporeicher Schmöker, der mich größtenteils recht gut unterhalten hat. Vor allem die gnadenlose Verfolgungsjagd, die direkt und ohne langes Vorspiel beginnt, hat mir extrem gut gefallen. Tempo, Tempo, Tempo. Wenn man nur schmökern will, genau das richtige. Gut, eigentlich ist dieser Sam Dryden nur ein Jack-Reacher-Abklatsch mit übersinnlichen Zugaben in Sachen Rachel, aber das hat der Spannung und der Action keinen Abbruch getan. Einige Twists waren dann doch aber etwas plötzlich bzw. weit hergeholt. Da konnte sich die Spannung bei mir nicht so halten. Aber hey, ich hab’s der Unterhaltung wegen gelesen – und ich wurde unterhalten. Und weil es hier inzwischen zwar nicht mehr schneit, dafür aber ab und zu hagelt oder regnet (und mein Nichtleser gerade neben mir einen Actionfilmmarathon macht), schnappe ich mir gleich mal den nächsten Thriller. Jetzt aber nicht von Lee („Die Pforte“ steht bei mir aber schon auf meiner Skoobe-Merkliste), sondern von Scott McBain: „Der Mastercode“. Sonntag, schlechtes Wetter, ein gemütliches Sofa und ein dicker Thriller-Wälzer. Das Leseleben ist doch schon ziemlich gut. :-)

    • Da ich Jack Reacher gefühlt nicht kenne (ich glaube, vor 20 Jahren hab ich mal einen Teil gelesen), stellt sich bei mir kein Vergleich.
      Im allgemeinen finde ich es bei Thrillern sowieso oft so, dass einige Wendungen weit hergeholt oder gar unglaubwürdig sind – aber egal, denn ein Thriller soll ja eben nur unterhalten. Und das tun die meisten. Aufgabe also erfüllt.

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